Paulinerkirche
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Paulinerkirche
Urkunde 1544
Chronik
Geschichte
vor 1836
1836 - 1899
1899 - 1968
1968 - 20xx
20xx

1968

In einem Akt der Kulturbarbarei wurde am 30. Mai 1968 auf Geheiß der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) die Universitätskirche St. Pauli gesprengt.

Durch die Vernichtung der Paulinerkirche, die über sieben Jahrhunderte diesen Ort prägte und auch die Bombenangriffe des zweiten Weltkrieges überstand, und die Sprengung weiterer Universitätsbauten sollte die "sozialistische Menschengemeinschaft" mit einer neuen Gesellschaftsordnung Gestalt annehmen.

Vernichtung, Vergessen und Ignoranz städtischer Baukultur prägen diesen Platz bis heute.

Sprengung der Paulinerkirche

mit freundlicher Genehmigung: Fotoarchiv Gudrun Vogel


2018 - Zäsur 50 Jahre später

Kulturbarbarei, Bildungsunterverweigerung und die Unterdrückung der inzwischen grundgesetzlich
verankerten Wissenschaftsfreiheit halten in Leipzig weiter an.

An die Platzseite der Paulinerkirche wurde im Jahre 1971 (Plastik 1974) das Rektoratsgebäude
(Hauptgebäude) der "Karl-Marx-Universität" Leipzig gesetzt, gleichzeitig Sitz der SED-Kreisleitung
der "Karl-Marx-Universität" Leipzig.
Haupteingang der Karl-Marx-Universität Leipzig

Haupteingang der "Karl-Marx-Universität" Leipzig im Jahre 1987

Doch statt insbesondere nach der "Wende" 1989 zu fragen, was man wohl auf dem Weg in eine bessere "sozialistische Gesellschaft" und zu einer "allseits entwickelten sozialistischen Persönlichkeit" vergessen, falsch gemacht oder unterdrückt hatte, gibt es bis heute diesbezüglich weder Eingeständnisse und Entschuldigungen noch Fehlerkorrekturen oder wissenschaftliche Erklärungen.

Im Gegenteil. Das "Herrschaftswissen" von SED, Stasi & Co. wurde einzig dazu benutzt, mit dem Abgang des Scheiterns möglichst alle Schandtaten und Verbrechen unter den Teppich zu kehren. Statt eines konstruktiven demokratischen Wandels und offenen gesellschaftlichen Dialogs und Lernprozesses war das Endprodukt nur eine Zusatzvereinbarung zum Einigungsvertrag.

Doch dabei blieb es nicht. Schließlich galt es nun, den Kapitalismus mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen und davon selbst zu profitieren - vom Abriß über die Baubewachung bis zu Uniprojekten. Statt nach der "Diktatur des Proletariats" geschaffene Bildungsdefizite abzubauen, sich auf den Boden allgemeiner bürgerlicher Werte und Menschenrechte zu besinnen, die eigene Geschichte kritisch zu hinterfragen, SED-Verbrechen aufzuklären, um die Studierenden daran teilhaben zu lassen, daß eine geschichtliche Kontinuität hergestellt werden und wieder prägend wirken kann, erfolgte die Weiterführung in entsprechenden Kadernetzwerken unter den geänderten Bedingungen, die Erneuerung von Schweigeverpflichtungen und die zielgerichtete Positionierung legendierter Kader.

Klammheimlich wurden in der "Wendezeit" die Unterlagen der SED-Kreisleitung der KMU, des sozialistischen Traditionskabinettes und weiterer SED- bzw. MfS-Stellen der "Karl-Marx-Universität" Leipzig abtransportiert. Gleich, ob sie in den ausgedehnten Bunkeranlagen von Kossa oder an anderen Stellen eingelagert wurden, so können keine freiheitlich-demokratischen Zustände ermöglicht werden, wenn in großem Umfang SED-Verbrechensdokumente und latentes Erpressungsmaterial zurückgehalten und weiter verfassungsfeindlich benutzt werden kann.

Da alle Chargen von Wissenschaftsspitzeln und auch Beteiligte an teils menschenverachtenden Geheimprojekten der "Karl-Marx-Universität" Leipzig jenseits der Wissenschaftsfreiheit lebten, wird verständlich, daß es keines großen Druckes bedurfte, um diese auf "Linie" zu halten. Zudem kam begünstigend hinzu, daß gravierende Kapitalverbrechen wie die Beraubung und Sprengung der Paulinerkirche, die Vertreibung aufrechter Wissenschaftler u.v.a. schon Jahrzehnte zurücklagen und - wie vorgesehen bei der Beseitigung bürgerlicher Werte - Wissen und Bildung so schlicht fehlte.

Somit waren in der Planung für die Neubebauungen am Augustusplatz in Vorbereitung des 600-jährigen Bestehens der Universität Leipzig nicht Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und hohe städtebauliche Qualität angesagt, sondern Maßstäbe wie sie noch im Jahre 1984 verkündet wurden. Statt Demokratisierung und Wiedergutmachung galt es nun seitens der "teuren Genossen", wissentlich und willentlich neuen Schaden anzurichten, indem die identifikationsstiftende Geschichte weiter auf allen Ebenen ausgeblendet wurde. Mittel der Desinformation wurden angewandt, um Studierende und Öffentlichkeit zum "Schnell, Schnell" eines Neubaues zu animieren und zugleich eine Pogromstimmung gegen die Paulinerkirche zu erzeugen. Diskussionsforen wie zur Paulinerkirche wurden gestört. Sachinformationen per Internet wie lipsikon.de wurden gehackt.

Nicht Wissenschaftlichkeit wurde von der Leipziger Universitätsleitung gefordert, um mit dem Einsatz neuer Technologien Kosten zu sparen und gleichzeitig die Planung zu qualifizieren (nicht nur Prof. Günter Blobel und 26 Nobelpreisträgerkollegen konnten sich vom Sachstand über paulinerkirche.org informieren), sondern aktive Klitterung von SED-Verbrechen und Unterdrückung von Bildung und Forschung. Wo Hausverbot und Ausgrenzung nicht ausreichten, mußten dann die "roten Horden" ausrücken, um u.a. das Postgeheimnis zu verletzen und auch die "schwarzen" auf der vermeintlich "anderen Seite" im verfassungsfeindlich unterwanderten sächsischen Parteiengefüge, um im Landtag das Anliegen (wenn auch vergebens) möglichst ins politische Aus zu manövrieren.

Wo der tschekistische Eid weiter über der Wissenschaftsfreiheit und über dem Gewissen steht und SED-Verbrechen nicht aufgeklärt sind, ist Rechtsstaatlichkeit stets in Gefahr. Staatsschädigungen sind vorprogrammiert. Dies wird am Beispiel der Neubebauungen am Augustusplatz mit dem geschichtsfälschenden "Paulinum" oder treffender "Paulügium" nachhaltig und für jedermann sichtbar.

Zur Erinnerung: Im Jahre 2001 forderten Prof. Günter Blobel und 26 weitere Nobelpreisträger, namhafte Persönlichkeiten und Bürger den originalgetreuen Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli mit Spendengeldern!

Mit der Eröffnung des "Paulinums" im Dezember 2017 (statt 2009) als letztem Teilstück waren für das Gesamtvorhaben mit schlechten Ergebnissen über 250 Millionen Euro Steuergelder verpulvert worden!

Dabei wurde schon in den Vorplanungen dokumentiert, welche Schäden mit den geschichtsfälschenden Neubauten entstehen. Dies ist nicht Hauptgegenstand von www.paulinerkirche.org, dient aber der nachweislichen Verdeutlichung vorsätzlicher Staatsschädigung durch zuständige Verantwortungsträger. Keiner dieser konnte sagen, er habe es nicht gewußt. Dies gilt sowohl für die Vorphasen (1999-2007) als auch für die Ursachenforschung zu den SED-Verbrechen bezüglich der gezielten Verhinderung des originalgetreuen Wiederaufbaues, die zuvor noch nicht bekannt waren und um jeden Preis vertuscht werden sollten (Zeitraum vorwiegend bis 2016).

Im Gegensatz zur Dresdner Frauenkirche, deren Wiederaufbau weltweit große Beachtung und Anerkennung erntete, nahm man vom Leipziger Bau überregional kaum und nur durch Selbstdarstellung beteiligter Akteure Notiz. Schließlich widerspiegelt er, was hier von außen zu sehen ist, auch im Inneren. Die Verantwortlichen wünschten sich nicht die repräsentative Aula des Augusteums wieder und parallel eben dazu die Paulinerkirche, sondern einen Innenraum in einer Tristesse, die nicht realisierten Umbauplänen der Paulinerkirche aus Zeiten des Nationalsozialismus ähnelt, indem Epitaphien und Kanzel aus dem Chorraum ausgesondert werden sollten und eine anonyme frontal ausgerichtete, "führergerechte Aula" entsteht. Die geistige Verarmung zeigt sich u.a. auch mit der primitiven scherenschnittartigen äußeren Gestaltung.

Gemäß dem Entwurf des Architekten - der sein Werk als "Betonkiste" bezeichnete - schien die Sonne hell aus dem Norden in die Kirche. Diese Unmöglichkeit erregte keinerlei Anstoß, auch nicht bei den Leipziger Professoren. Das Ganze erinnert an jene Schildbürger, die meinten, man könne Licht in Säcken ins Rathaus tragen ...

Das ist der Stand, der keiner weiteren Kommentierung bedarf.
Paulügium 2018

Das "Paulügium" - gleicher Standort im Jahre 2018