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Das Denkmal für die Deutsche Wiedervereinigung in Leipzig ist der Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli.

Im Gegensatz zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, die verloren geglaubte geschichtliche Kontinuität wiederherstellt, indem sie Lehren des II. Weltkrieges beherzigt, steht dieses in Leipzig mit Blick auf die zweite deutsche Diktatur weiterhin aus.

Indes stimmten die Bürger im Jahre 2009 auf ihre Weise ab – mit dem Kauf einer Briefmarke, die sie am schönsten fanden: das Motiv der lebens- wie liebenswerten Leipziger Szenerie aus den 1840er Jahren zu Lebzeiten von Felix Mendelssohn Bartholdy, als sich der Augustusplatz langsam zu einem der schönsten Plätze Europas herausputzte. Dieses stand als symbolische Ansicht für ein Postwertzeichen zum 600. Gründungsjubiläum der Universität Leipzig. Die Auflage betrug 309 Millionen Exemplare, d.h. mehr als das Zwanzigfache des sonst Üblichen ...


Augustusplatz, 1840er Jahre
Augustusplatz, 1840er Jahre


Statt des identifikationsstiftenden und aus Spendenmitteln finanzierten Wiederaufbaus steht nun an gleicher Stelle ein unfertiges, steuermittelfressendes Konglomerat, was einer Abbildung nicht wert ist. Man möchte meinen, daß der Beton, der vor 1989 in Stasi-, SED-, NVA- und weitere Bunker floß, kontinuierlich weiter auf den Augustusplatz gekippt wurde. In vielen Leserbriefen und Forumbeiträgen äußert sich der Unmut und die Empörung der Bürger über die weitere Verschleuderung öffentlicher Gelder bei gleichzeitiger Verschandelung der Stadt: „Charme eines sowjetischen Standesamtes, überdimensionierte Hundehütte mit Starkasten, Lügengebäude, Knastbauten, Investorenarchitektur, Gasherd, Schießscharten statt Fenstern, Karl-Murx-Platz, Platz der Vereinigungskriminalität...“. „Wenn das Haulinum zum Jubiläum der Völkerschlacht 2013 eröffnet werden soll, können sie es wie 1813 gleich als Lazarett verwenden.“...

Die Beantwortung der Frage, wie es dazu kommen konnte, erschließt sich aus den bereits behandelten Themen. Bereits im Jahre 1994 fand ein internationaler Ideenwettbewerb zum Augustusplatz statt, ohne daß sich die Universität Leipzig bemüßigt fühlte, ihre geschichtlichen Defizite abzubauen. Im Gegenteil. Gerade mit dem Hochschulbauförderungsgesetz gab es jede Menge öffentlichen Gelder, die man maximal abfaßte. Die Sichtweise blieb wie zu DDR-Zeiten. Nur für große Jubiläen wie 2009 als quasi letzte Gelegenheit ist Geld da.

Um dies nicht zu stören, unterdrückte man die notwendige Aufarbeitung. Da allerdings der Ruf nach Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli unüberhörbar war, mußten die GNS ihre Kader in allen Richtungen aktivieren. D.h. auch auf Seiten der Meinungsführerschaft der Befürworter des Wiederaufbaus drängelten sich entsprechende Kader in den Vordergrund wie die diplomierte Lehrerin für Marxismus-Leninismus, Dr. Jutta Schrödl, und Roman Schulz, die in der Bürgerinitiative plötzlich Oberwasser suchten (und anschließend ebenso plötzlich wieder verschwanden).

Für den auswärtigen und wie auch den einheimischen Bürger, der sonst nur das ebenso gelenkte Leipziger Zentralorgan lesen kann, ist dies wichtig zu verstehen, weil es das Prinzip der GNS ist, in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen (Parteien, Szenen, Fußball etc.) Entwicklungen zu unterwandern. Gelebte Demokratie wird praktisch ausgehebelt, wo Transparenz und Überschaubarkeit fehlen und Sacharbeit nur im Sinne der Profilierung dieser Kader benutzt wird.

In gleicher Weise ist der Fortgang mit den anschließenden Wettbewerben zu sehen. Unter vorsätzlicher Geschichtsklitterung und Vorenthaltung von Wissen wurden diese zugleich mit völlig überzogenen Vorgaben ausgeschrieben.

Für den Bau selbst wählte man wie zu DDR-Zeiten das Prinzip der organisierten Verantwortungslosigkeit, indem eine anonymisierte und stets geheim tagende Baukommission von Stadt, Land und Universität Entscheidungen traf. Dies paarte sich mit dem Prinzip, daß möglichst teilnehmende Personen als Verantwortungsträger nicht mehr auf ihren hochdotierten Posten sitzen, wenn Fehler, Schäden und Kostensteigerungen öffentlich werden.

Die staatsschädigenden Ergebnisse reihen sich ein in weitere Skandale in Leipzig, die nur unter diesen genannten Strukturen möglich waren (Aufgabe der Technischen Messe und Messehäuser der Innenstadt, bfb (Betrieb für Beschäftigungsförderung), unklare Immobiliengeschäfte, Bildermuseum, Leipziger Olympiabewerbung, Leipziger City-Tunnel ...

Derweil wird den Leipziger Bürgern mit viel Pomp, Aufwand und genehmigten Steuergeldern ein Denkmal zur Legendierung des 9. Oktober 1989 schmackhaft gemacht. Mögen wenigstens die 7500 treuen Genossen namentlich genannt werden, die dafür sorgten, daß die Genossen „auf der anderen Seite“ friedlich blieben.

Abschließend möchte ich zu der Frage Stellung nehmen, wie es denn nun weitergehen soll.

Leipzig befindet sich aufgrund der weiter agierenden und herrschenden Strukturen in einem beispiellosen wirtschaftlichen Niedergang. Die hohe Prozentzahl von ML-Kadern z.B. in der Immobilienbranche läßt erahnen, daß hier kaum qualitativ Hochwertiges zu erwarten war. So wird sich der Neubaumüll wie demnächst auch am Brühl weiter verdichten müssen, bis die Bürger, die dessen längst überdrüssig sind, sich so empören, daß vom Rathaus, über das Zentralorgan bis hin zu den Schulen eine neue Revolution einsetzt ...

Eine Stadt hat aber Zeit. Leipzig kann problemlos (und sofort) einige zigtausend Einwohner in schöner, wieder herzustellender Bau- und Lebensqualität aufnehmen. Waren es vor hundert Jahren noch Neuankömmlinge aus Osteuropa und Rußland, die die Wirtschaft auf Trab brachten, so kommen sie vielleicht dann aus Israel oder dem fernen Osten ...

Für die Universität Leipzig gibt es erst einmal in den nächsten Jahren und Jahrzehnten genug Bedarf der Aufklärung von Verbrechen zweier Diktaturen und der bisher vergangenen Zeit danach. Solange der Monsterbehelfsbau den Augustusplatz „ziert“ und ökologisches wie humanistisches Bauen im Sinne der Vorväter ignoriert wird, wird sie täglich daran erinnert.

Die nächste Gelegenheiten für Leipzig ergibt sich mit dem Jahr 2045. Dann wird es am 12. August 500 Jahre her sein, daß Martin Luther die Paulinerkirche als erste deutsche Universitätskirche weihte.

Das Einheitsdenkmal
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k6/einheitsdenkmal.html

„Fünf Euro für St. Pauli“
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k6/weih08druck.html

Der Betrüger Erick van Egeraat
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k6/egeraat.html

Zur Legende vom 9. Oktober: Chiffriertes Fernschreiben "Luft"
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k6/wende8s.htm

Ethik: Stand 06.11.2012 – Prof. Dr. Norbert Lammert
Untätigkeit, Verstoß u.a. gegen Charta der Grundrechte der Europäischen Union
Link: Schreiben vom 17.07.2011 Link: Schreiben vom 02.11.2011
Link: Schreiben vom 03.04.2012 Link: Schreiben vom 12.09.2012


Abkürzungserläuterung GNS – Für die nach 1989 weiter geheimdienstlich aktiven bzw. im Untergrund neu angelegten Netzwerke sowie die im politisch-operativen Zusammenwirken tätigen Bereiche aus der SED, dem MfS, den Blockparteien und anderen Funktionsgruppen gibt es noch keine klar bezeichnenden Begriffe. Daher steht hierfür die Abkürzung GNS (für: Geheimes Netz Sozialismus II oder Geheimdienst neobolschewistischer Strukturen. Es sind hierfür auch weitere Begriffe und Unterabteilungen definierbar.).