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Das
Augusteum
und dessen
Übergabe an die Universität Leipzig
am dritten August 1836
Perpetuo intemeratum sit templum virtutum numquam
obliviscendi regis FRIDERICI AUGUSTI!
G. Hermannus.
Leipzig, bei Breitkopf und Härtel
Vorwort.
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Die Übergabe des Augusteums an die Universität erhielt dadurch, daß Se. königliche Hoheit der
Prinz Johann im allerhöchsten Auftrage sie persönlich vollzog, eine Würde und einen Glanz, die auf
Jeden, der das Glück hatte, Zeuge davon zu sein, einen tiefen und bleibenden Eindruck machten. Alle
wünschten, die Rede des Fürsten zu besitzen, worin Er die vaterländische Bedeutung der feierlichen
Handlung mit Geist und Kraft aussprach und Selbst das fromme Gefühl bezeugte, mit welchem das Sächsische
Volk das Andenken an die verewigten Könige Friedrich August und Anton treu bewahrt.
Als hierauf, nach erfolgter Übergabe, der Staatsminister von Lindenau den sinnvollen Glückwunsch des
Vertrauens und Wohlwollens an die Universität, an das gesammte Land und an die akademische Jugend richtete,
so war das Verlangen allgemein, auch dieses erweckende und klare Wort des hochverdienten Staatsmannes in einem
weiteren Kreise lesen zu können.
Se. königliche Hoheit und Se. Excellenz haben diesen, auch öffentlich ausgesprochenen Wunsch zu
gewähren geruht, und ich erhielt die Handschriften, mit der Erlaubnis, die sämtlichen Festreden
nebst einer Beschreibung des 3ten August in Druck zu geben.
Da nun das Augusteum auf einem historischen Boden steht und ein Denkmal der dankbarsten Erinnerung ist, so schien
mir darin die Aufforderung zu liegen, bei dieser Beschreibung dem Schritte der Zeit zu folgen, in welcher Verdienst
an Verdienst sich reiht.
Nur wenige Zeilen konnten dem halben Jahrhunderte gewidmet werden, das in unserm Vaterlande das Augusteische
heißen sollte, allein es bedurfte keiner ausführlichen Schilderung, denn hier verkündet jeder
Schritt:
Te Saxa Loquuntur!
Leipzig, den 31. August 1836.
F. Ch. A. Hasse.
Edle Bauwerke sind Urkunden der Zivilisation, und eine reiche Vergangenheit ist das Programm der Zukunft. Eine
solche Urkunde in der Kulturgeschichte des sächsischen Volkes ist das Augusteum der Universität Leipzig.
Als ein Denkmal der Regierung Friedrich August I., Königs von Sachsen, ist es zugleich ein Denkmal der
Pietät seines Volkes und ein Denkmal des Gemeinsinnes unserer Zeit für die höheren Zwecke des
Lebens durch die Bildung künftiger Geschlechter.
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Die Stiftung
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Als die fünfzigjährige Regierung des Königs an dem großen Jubeltage treuer Sachsen, am
20. September 1818, im ganzen Lande mit begeisterter Liebe gefeiert wurde; als an diesem Tage wohltätige
Stiftungen und Bildungsanstalten, im Geiste des Jubelregenten, ins Leben traten 1); als
in Leipzig, wohin der König zur Feier dieses Tages den Prinzen Friedrich – den jetzt regierenden
König – gesandt hatte, von den sämtlichen dasigen Behörden ein feierlicher Zug aus der
Nicolaikirche durch die Hauptstraßen der Stadt in die Universitätskirche gehalten wurde, wo die
Hochschule des Landes durch eine Gedächtnisrede die Huldigung der dankbarsten Verehrung, Liebe und Treue
dem Vater des Vaterlandes darbrachte: bei dieser Regierungsjubelfeier, der ersten in der Geschichte unseres Landes,
hatten die Stände dringend gebeten, dem Könige ein öffentliches Denkmal zu errichten; allein der
fromme, bescheidene Sinn des ehrwürdigen Monarchen lehnte die Bitte ab, "weil er das ihm
wünschenswerteste Denkmal in der Zufriedenheit seiner Untertanen über die lange Dauer seiner
Regierung finde."
Der König starb am 5. Mai 1827, und in demselben Jahre schon bildete sich, unter Genehmigung des Königs
Anton, aus Mitgliedern verschiedener Kollegien, einem Mitgliede des Stadtrates zu Dresden, so wie einigen Gelehrten
und Künstlern ein Verein, dessen Zweck zunächst dahin ging, über die Art und Weise der
Ausführung eines dem Könige Friedrich August nach dem Wunsche des Volkes zu errichtenden Denkmals
Vorschläge zu tun. Dieser Verein beriet sich über die Form des Denkmals, über das Material, woraus
dasselbe bestehen solle, über den Platz, wo es aufzustellen und über die Künstler, durch welche es
herzustellen sei; hierauf erließ er einen Aufruf an das Publikum zu freiwilligen Beiträgen, wodurch die
Summe von 18.816 Tl. 4 Pf. erlangt und solche einstweilen durch Ankauf inländischer Staatspapiere zinsbar
angelegt wurde. Während dies geschah, gaben im Juni 1828 die vorsitzenden Stände der Kreislande in einer
bei Sr. Majestät dem Könige eingereichten Vorstellung den Wunsch zu erkennen: "es möchten vor der
dieses Denkmals halber zu fassenden hauptsächlichen Entschließung und vor der wirklichen Ausführung
die Stände mit ihren etwaigen Anträgen gehört werden." Diesem Wunsche gemäß wurde die
Errichtung des Denkmals als eine Volksangelegenheit verfassungsmäßig eingeleitet. Die fernere Einsammlung
von Beiträgen unterblieb, und zu Anfange des Jahres 1830 wurde, mit königlicher Genehmigung, aus einigen
Mitgliedern jenes Vereines und den von den Ständen dazu besonders erwählten Deputirten eine Kommission
zusammengesetzt, welche das Ergebnis ihrer Beratung der damaligen Ständeversammlung vorlegte, worauf letztere
in einer Schrift vom 24. Mai 1830 ihre Ansichten und Entschließungen dahin aussprach und zu erkennen gab:
"es scheine ihr, um der Würde des Gegenstandes und den früher von den Ständen deshalb
geäußerten Gesinnungen tunlichst zu entsprechen, und die vielleicht nicht allgemein gleichen
Ansichten über die größere Vorzüglichkeit eines bildlichen Denkmals, oder einer
gemeinnützigen Stiftung zu vereinigen, am angemessnsten,
wenn ein doppeltes Denkmal, nämlich eine Statue des höchstseligen Königs Friedrich August aus Erz
gegossen und in Dresden aufgestellt, so wie ein für die Landesuniversität zu Leipzig zu erbauendes,
großartiges, für öffentliche wissenschaftliche Zwecke, Insonderheit zu einem großen
Hörsaale für öffentliche Feierlichkeiten, einer namhaften Anzahl von Hörsälen für
akademische Lehrer, zu Aufstellung der ganzen Universitäts- Bibliothek und des physikalischen Apparates
einzurichtendes, mit dem Namen Augusteum zu belegendes Gebäude, welches die Stelle des abzubrechenden
Hintergebäudes des Pauliner ColIegiums am Stadtzwinger einnehmen möge, die verehrungsvollen und dankbaren
Gesinnungen der sächsischen Nation gegen ihren verewigten König, Friedrich August,
bezeuge 2)."
Dieser Vorschlag der Stände erhielt die königliche Genehmigung. Hierauf wurde von den Ständen
vorläufig der veranschlagte Kostenbedarf mit 50.000 Talern für das bildliche Denkmal und 64.900 Talern
für das Universitätsgebäude bewilligt, zu dem Denkmale sollten zuvörderst die indessen durch
gewonnene Zinsen bis zu 20.000 Talern gewachsenen freiwilligen Beiträge verwendet werden 3).
Von jetzt an leitete eine für diesen Zweck niedergesetzte königl. Baukommission und an ihrer Spitze
Se. K. H. der Prinz Johann das ganze Unternehmen. Bei weiterer Prüfung der ersten Risse und Anschläge
gewann man aber bald die Überzeugung, daß der ursprüngliche, auf das Notwendige berechnete Plan
sehr erweitert werden müßte, wenn man die nach den ständischen Anträgen selbst bei dem Baue
zu beobachtenden Bedürfnisse der Universität und eine auch im Äußern des Zweckes würdige
Ausführung des Baues vollständig ins Auge faßte. Da nun der Grundbau und die ganze Anlage des
Gebäudes, wenn dasselbe dem neuen Plane, der die königliche Genehmigung erhalten hatte, gemäß
und nach dem Antrage der Stände großartig ausgeführt werden sollte, einen größeren
Kostenanschlag nötig machten, so wurde hierzu und zu dem inneren Ausbaue auf dem ersten konstitutionellen
Landtage von den Ständen die in dem königlichen Dekrete vom 27. Januar 1833 beantragte Summe von 60.000
Talern in der Sitzung der zweiten Kammer am 3. Mai 1833 mit 54 Stimmen gegen 10 verwilligt. Hierauf bewilligte auch
die erste Kammer am 30. Mai 1833 jene Summe mit 29 Stimmen gegen eine, unter der Erklärung, daß auf eine
nochmalige Nachbewilligung nicht werde eingegangen werden können. Dieser Erklärung trat jedoch die zweite
Kammer in ihrer Sitzung am 10. Juni nicht bei; indes vereinigte man sich dahin, in der Schrift auszudrücken,
man erwarte nicht, daß Nachforderungen gemacht würden. So ward nun die letzte Bewilligung in die
ständische Schrift vom 17. Juni 1833, und die darauf sich beziehende Stelle in den Landtags-Abschied vom
30. Oktober 1834 aufgenommen 4).
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Der Grund und Boden des Augusteums.
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Das 19. Jahrhundert steht hier auf dem Grabe des 13.; aber das spätere Verdienst edler Männer reihte sich an das
ältere, und keines ging unter. Nur das Vergängliche ist in Schutt und Staub zerfallen. Das Schloß, welches
einst der Markgraf zu Meißen, Dietrich der Bedrängte, an dem grimmaischen Tore der Stadt Leipzig im Jahre 1217 folg.
hatte anlegen lassen, um sich, nach der Unterdrückung eines Aufstandes, des Gehorsams der Bürger zu versichern, wurde
von den Bürgern, nachdem ihnen der Landgraf in Thüringen, Ludwig IV., als Vormund Heinrichs des Erlauchten die Erlaubnis
dazu erteilt hatte, im Jahre 1225 niedergerissen und bis auf den Grund verwüstet 5). Vier Jahre
später begann auf demselben Platze ein Klosterbau. Dominikaner-Mönche, die aus Grimma nach Leipzig eingewandert waren,
gründeten hier im Jahre 1229, mit Bewilligung des Rats, ein Kloster und eine Kirche, die dem heiligen Paulus gewidmet wurden;
daher der Name Paulinum. Sie nahmen dazu die Steine des am grimmaischen Thore eingerissenen Schlosses. Im Jahre 1231 erlaubte
ihnen der Markgraf Heinrich der Erlauchte, die Kirche und das Schlafhaus der Mönche, oder das Dormitorium, durch die Stadtmauer
zu führen. Mit diesem Jahre beginnt die urkundliche Geschichte des Platzes, auf welchem jetzt das Augusteum steht
6).
Vor fünfhundert und sechsundneunzig Jahren (1240) wurden Kirche und Kloster in Gegenwart Wilibrands, Erzbischofs zu Magdeburg,
Konrads I., Bischofs zu Meißen, und Engelhards, Bischofs zu Naumburg, von dem Bischof zu Merseburg, Friedrich, feierlich
eingeweiht 7).
Das Paulinum war ein ehrenvolles Denkmal der Baukunst jener Zeit. Durch viele und reiche Schenkungen erhob sich das Kloster zu einem
der angesehensten und begütertsten des Ordens in Deutschland. Es bestand aus mehreren großen und festen Gebäuden,
die bis in die neuere Zeit unter verschiedenen Namen in den Rechnungen vorkommen 8). Auf der Ostseite lagen neben der Kirche die
Hintergebäude. Zu diesen gehörte jenes Zwingerhaus, das zum Schlafhause der Mönche diente; weil es zum Teil
außerhalb der Stadtmauer und im Zwinger lag, wurde es Domus Pomœriana genannt. Am Ende des 15. oder im Anfange des 16.
Jahrhunderts mußte es neu gebaut werden, und hieß jetzt das "neue Haus 9)." Dieses
brannte aber in der Nacht des Neujahrstages 1503, als die Mönche den Kardinal Raimund, welcher als päpstlicher Legat mit
Ablaßbriefen nach Leipzig gekommen war und im Paulinerkloster wohnte, festlich bewirteten, durch die Vernachlässigung
der Wächter größtenteils ab.
Drei Jahrhunderte hindurch diente das Paulinerkloster den frommen Zwecken des Mittelalters. Neben ihm erblühte die Hochschule
seit 1409. Bald drängten sich Ereignisse, welche eine große Bewegung im geistigen und im Kirchenleben hervorbrachten und
die Reformation vorbereiteten. Auch in Leipzig begann der Kampf der alten mit der neuen Zeit, und in dem Dominikanerkloster des
heiligen Paulus lebte seit 1489 der Mann, welcher im 16. Jahrhunderte durch den Ablaßstreit jenen Kampf entzündete.
Johann Tetzel hatte auf der Universität Leipzig Theologie studiert, und war dann in das Paulinerkloster gegangen. Wegen seiner
Beredtsamkeit ward er in den Jahren 1502-1504 zum Ablaßprediger gewählt. Er trieb seinen schändlichen Handel in
ganz Deutschland bis zum Jahre 1518; dann kehrte er nach Leipzig in das Paulinerkloster zurück und starb daselbst, bald nach
der berühmten Leipziger Disputation zwischen Dr. Eck, Karlstadt und Luther, im August 1519. In der Folge ward durch die
Ausbreitung der Reformation das Klosterleben so erschüttert, daß auch in Leipzig die Zahl der Mönche abnahm und
Herzog Georg im Jahre 1537 dem Rate zu Leipzig die Erwerbung der Klostergüter zugestand 10). Bei
dem Ableben des Herzogs Georg zu Sachsen (17. April 1539) waren in dem großen und reichen Paulinerkloster nur noch der
Prior, Dr. Wolfgang Schirrmeister, und vier Mönche anwesend; die übrigen waren ausgewandert oder zu anderen Berufsarten
übergegangen.
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Kurfürst Moritz, der zweite Gründer der Universität, und Dr. Caspar Börner.
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Die Bestimmung des Paulinerklosters ging mit dem Zeitalter unter, in welchem und aus welchem dasselbe entstanden war. Es kam
eine neue Zeit, und ein höheres geistiges Bedürfnis bewegte die Gemüter. Dies erkannten jene Männer, welche
durch Gesinnung und Bildung, durch Geist und Tatkraft ihren Zeitgenossen voranstanden. Solche Männer waren der Herzog Moritz,
seit 1547 Kurfürst zu Sachsen, und der Professor der Theologie in Leipzig, Dr. Caspar Börner aus Hayn. Das Werk
derselben, die Erweiterung und Umbildung der Hochschule im Geiste ihrer Zeit, besteht im Wesentlichen noch jetzt.
Unter der Regierung des Herzogs Heinrich des Frommen erklärte die Universität am 12. August 1539 gegen die
fürstlichen Kommissarien ihre Bereitwilligkeit zur Annahme der Reformation 11). Die
Einführung der verbesserten Lehre wies auch dem Klostervermögen eine andere Bestimmung an. Da nun die Klöster
in Leipzig von ihren Bewohnern größtenteils verlassen waren, so unterhandelte die Regierung wegen deren Aufhebung
mit dem Stadtrate, in dessen Besitz die Klostergüter durch Kauf nach und nach seit 1538 übergingen
12); nur das große von vier Mönchen noch bewohnte Dominikanerkloster war allein noch
übrig. Da faßte ein redlicher und geschäftskundiger Mann, der Professor der Theologie, Caspar Börner -
in den Halbjahren 1539, 1541 und 1543 Rektor der Universität 13) - den Gedanken, das
Paulinerkloster mit allem Zugehör der Universität auf ewige Zeiten zuzuwenden. Edle Männer unterstützten
das mutige Unternehmen des kräftigen Mannes 14). Als die Sache gehörig vorbereitet war,
ging er, als Rektor, im Januar 1541 zu Fuß nach Dresden, oder, wie eine andere Nachricht sagt, nach Grimma, zu dem
Herzog Moritz, und gewann das Vertrauen des tapferen und staatsklugen Fürsten in so hohem Grade, daß dieser
der Universität das ganze Paulinum mit der dazu gehörenden Kirche, die Bibliothek, die fünf Dörfer,
Holzhausen, Zuckelhausen, Klein-Pösna, Wolfshayn und Zweenfurth, welche ehemals dem Thomaskloster gehört hatten,
und 325 Acker Holz, ebenfalls ein Eigentum des Paulinerklosters, auf ewige Zeiten übereignete.
Die förmliche Übergabe des Paulinerklosters und der Kirche mit allem Zugehör an den Rektor der
Universität, M. Paulus Bussinus, geschah in Folge eines herzoglichen Rescripts durch Christoph von Carlowitz,
Schloßhauptmann auf der Pleißenburg, am 28. Juni 1543 15).
Großes war erreicht; Größeres noch mußte geschehen. Es galt die Aufgabe, das Kollegium Paulinum
für die Zwecke der Hochschule herzustellen, einzurichten und zu erhalten. Diese Aufgabe löste Börner mit
seinem Leben. Fünf Jahre hindurch war der redliche, einsichtsvolle, tatkräftige Mann mit der Wiederherstellung
der weitläufigen Gebäude, mit der Rettung der Überreste des vaterländischen Altertums, die in dem
Paulinum der Erhaltung würdig waren, und mit der Umbildung des Ganzen beschäftigt. Sein Freund, der
berühmte Joachim Camerarius, teilte mit ihm Sorge, Arbeit und Mühe. Beide schafften die Geldmittel herbei,
welche zur Ausführung des Neubaues im Innern erforderlich waren. Der großherzige Fürst hatte dazu eine
Summe von 2.000 fl. angewiesen. Wie Börner insbesondere für die Einrichtung der von ihm begründeten
Universitäts-Bibliothek, des Convictoriums, der Hörsäle, des Archivs, der Wohnungen und Gärten,
namentlich auch für die neue Einrichtung der Paulinerkirche gesorgt, wie er alles geordnet, über alles Buch
und Rechnung geführt, bezeugen ehrenwerte Männer, die nach ihm gelebt haben: Feller, Jöcher, Ernesti und
Böhme. Börners Denkmal ist im Laufe der Zeit zerstört worden; aber Joachim Camerarius´ Zeugnis von
ihm konnte nicht vernichtet werden, und was Börner selbst sagte, als er das Geschenk eines Ehrenbechers ablehnte,
ist in Erfüllung gegangen. "Er wolle, sprach er, das, was er getan, der Universität geschenkt haben;
aber den Lohn solle man ihm gewähren, daß man das Erworbene wohl anwende, dem Willen des trefflichen
Fürsten nachkomme und Gott dankbar verehre: über sein Wollen und Wirken werde die Nachwelt Richter
sein!" 16).
Fortdauernd sorgte Börner für die Erhaltung des Paulinums. Als im Kriege 1546 die Universität nach
Meißen verlegt werden mußte, blieb Börner zum Schutze des Paulinums in der belagerten Stadt
zurück. Brandkugeln wurden in die Gebäude desselben geworfen, und ein Teil davon, das Siechhaus (die Firmerei)
brannte ab; viel ward durch die darin aufgenommenen Flüchtlinge beschädigt; eine ansteckende Krankheit raffte
viele Einwohner hinweg; auch nachdem die Belagerung aufgehoben war. Börner arbeitete, wie Camerarius bezeugt,
Tag und Nacht, um alles von Neuem zu bessern und sein Werk wieder herzustellen. Da unterlag er, noch nicht 60 Jahre alt,
der Ansteckung, oder der Sorge und Anstrengung, am 2. Mai 1547.
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Friedrich August III., Kurfürst und König von Sachsen.
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Des Kurfürsten Moritz und Caspar Börners Werk bestand fort und fort. Denn auf den Regenten des Landes ruhte der edle Sinn des
großen Moritz, für die Erhaltung, Erweiterung und zeitgemäße Fortbildung des Paulinums und der mit demselben
verbundenen wissenschaftlichen Anstalten. Sein Fürstenwort: "Ich hab' es gesagt, Ich hab' es geschrieben und werde es halten,"
wurde von seinen Nachfolgern treu erfüllt. Auf der Stelle, wo einst aus den Trümmern des abgebrochenen Trutzschlosses das
Dormitorium der Dominikaner erbaut und wo im Anfange des 16. Jahrhunderts das "neue Haus" des Paulinums abgebrannt war, ließ
Kurfürst August im Jahre 1578 ein anderes, zwei Stockwerke hoch ausführen, und dessen Tabulate, das alte, mittlere, spitzige
und neue, zu Stipendiaten- und Studentenwohnungen einrichten. Im Jahre 1726 ward dieses Gebäude noch mit einem Stockwerke, dem
grünen und roten Tabulate, übersetzt. Dieses Gebäude wurde im November 1830 abgetragen, und auf dem historischen Grund
und Boden, der uns an die Zeiten des Markgrafen Dietrich des Bedrängten, an des Landgrafen Ludwig IV. Wohlwollen für Leipzig,
an des Markgrafen Heinrich des Erlauchten Indultbrief, an des Herzogs Moritz Großmut und Weisheit, an Caspar Börner und an den
Kurfürsten August erinnert, erhob sich im vierten Jahrzehend des 19. Jahrhunderts das Augusteum.
An diesen Namen, an diese Stelle und an dieses edle Bauwerk knüpft sich fortan sinnbildlich die Geschichte der
achtundfunfzigjährigen Regierung Friedrich Augusts. Ein geschichtlich begründetes Bild derselben hat Pölitz aufgestellt
in seinem Werke: Die Regierung Friedrich Augusts, Königs von Sachsen (Leipzig 1830. 2 Teile, nebst 18 Tafeln mit Abbildungen der
Denkmünzen zur Geschichte der Königs.). Hier kann nur angedeutet werden, was Friedrich August im Geiste der Kurfürsten
Moritz und August, mit weiser Berücksichtigung seiner Zeit, für das Gedeihen der Hochschule seines Landes erhaltend,
schützend, befördernd getan und erstrebt hat.
In der Zwischenzeit zwischen dem Tode des großen Kurfürsten August 17) und dem Regierungsantritte Friedrich Augusts geschah nur
das Notwendige für die Hochschule. Friedrich August aber faßte sowohl die zeitgemäße Fortbildung des
wissenschaftlichen Lebens, als auch den steigenden Bedarf an Lehr- und Geldmitteln ins Auge. Um das sittliche Betragen der Studierenden zu
befördern, wurden durch das Rescript vom 4. Nov. 1768 Abgangs-Zegnisse eingeführt; das Generale vom 24. Juli 1769 und ein
Rescript vom 8. Nov. 1811 verordneten, daß Fähigkeit, Sittlichkeit und Reife über die Bestimmung der Jünglinge
für akademische Studien entscheiden sollten. Gegen die Ordensverbindungen wurden zu verschiedenen Zeiten Befehle erlassen. Das
geschichtliche Studium ward den Studierenden durch das Rescript vom 13. Januar 1808 empfohlen, und das Rescript vom 21. Dec. 1811
beabsichtigte, der nachteiligen Vernachlässigung der Hilfswissenschaften vorzubeugen. Über die Besetzung der ordentlichen
Lehrstellen enthielt das Rescript vom 23. Juli 1783 zweckmäßige Vorschriften. Verdienten akademischen Lehrern wurden
außerordentliche Unterstützungen und Gehaltszulagen erteilt, wozu Friedrich August bestimmte Summen anwies, namentlich
im J. 1811 durch die Schenkung der Einkünfte der ihm zugefallenen Ordensgüter, und die Stände schon bei dem Landtage
von 1805, auf den Antrag der Regierung, gewisse Fonds bewilligten 18). Es wurden besondere Nominalprofessuren für die
Cameralwissenschaften, das Natur- und Völkerrecht, die Chemie, die Naturgeschichte, die Entbindungskunde, die Klinik, die psychische
Heilkunde, die pathologische Anatomie, die Astronomie, die Homiletik, die Pädagogik und Katechetik errichtet, auch im J. 1784 die
Stelle eines Profektors gestiftet; es wurden ferner zu Erhaltung und Vermehrung der Sammlungen jährliche Geldbeiträge bestimmt usw.
Insbesondere erhielt die Universität Leipzig auf dem Landtage vom J. 1766 für die im siebenjährigen Kriege verlornen
Zinsen die Aversionalsumme von 12.000 Talern, und im J. 1799 bewilligte der Kurfürst zum Neubaue des Vordergebäudes im Paulinum
10.000 Taler. Zu Errichtung einer Sternwarte schenkte der Kurfürst am 23. Oct. 1786 den Turm der Pleißenburg und zu den Kosten
des Baues 10.919 Taler; auch schenkte er der Sternwarte 1.200 Taler zur Anschaffung der nötigen Instrumente und das Geld zur
Anschaffung des Holzes. Im Jahre 1800 bewilligte er 3.466 Taler zur Erbauung der Wohnung des Observators und seiner Gehilfen auf der
Pleißenburg; auch 2.000 Taler zur Anschaffung der noch fehlenden Instrumente und Bücher. Im J. 1805 ward auf Kosten des
Kurfürsten in der Pleißenburg das (unter der Regierung des Königs Anton nach dem wissenschaftlichen Erfordernis ganz
umgebildete) chemische Laboratorium eingerichtet und mit dem damals nötigen Apparate versehen. Auch kaufte der Kurfürst im J.
1785 für den Gebrauch bei den Vorlesungen über die Physik die physikalischen Instrumente des Professors Ludwig und im J. 1809
den physikalischen Nachlaß des Professors Hindenburg; endlich ward bei dem durch Friedrich August errichteten physikalischen
Kabinet, das sich jetzt in dem Augusteum befindet, ein besoldeter Unterinspektor angestellt. Der Universität fehlte bisher ein
Klinikum. Diesem Bedürfnisse ward notdürftig dadurch abgeholfen, daß der Magistrat zu Leipzig im J. 1799 der
Universität gestattete, an seinem zweckmäßig eingerichteten Jacobsspitale eine klinische Anstalt für Studierende
einzurichten, wozu der Kurfürst die erforderlichen Gelder bewilligte. Im J. 1810 ward durch mehrere großmütige
Privatstiftungen bei der Universität eine Entbindungsanstalt (das Triersche Gestift) gegründet und ein der Universität
dazu von der Witwe des Appellationsrats Trier vermachterGarten zu einem botanischen Garten eingerichtet, wozu der König die
nötigen Anordnungen treffen ließ. Beide Institute hat sein Nachfolger im J. 1828 zweckmäßiger getrennt und
erweitert. Auch das erste, im J. 1778 eröffnete, Taubstummeninstitut in Deutschland verdankte dem Kurfürsten sein Dasein. Er
gab dem verdienstvollen Stifter Heinicke einen Jahresgehalt und ließ 13 Individuen darin auf seine Kosten erziehen; im J. 1786
stellte er das Institut unter die Aufsicht der Universität 19). Bei der Jubelfeier der Hochschule am 4. Dec. 1809, wozu der
König eine ansehnliche Summe bewilligte, erhob Friedrich August die von dem Professor Beck im J. 1784 gestiftete philologische
Gesellschaft zu einem königlichen philologischen Seminarium; er erteilte dem Direktor desselben einen Jahresgehalt und bestimmte
für die Mitglieder desselben zwölf Stipendien. Um diese Zeit ward, schon im J. 1808, zu einer zeitgemäßeren,
durchgreifenden Umbildung des Organismus der Hochschule die Einleitung getroffen und eine Kommission sowohl mit der Revision ihres
Zustandes als auch mit der Entwerfung einer Umgestaltung ihrer Verfassung und Verwaltung beauftragt 20). Spätere Ereignisse
verzögerten die Ausführung dieses Planes; aber die Fürsorge des Königs für die Hochschule bewährte sich bei
jeder Gelegenheit. Um die großen Lücken in den verschiedenen wissenschaftlichen Fächern der Universitäts-Bibliothek
auszufüllen, wandte sich seine Freigebigkeit zunächst auf die Vermehrung der philologischen Werke. Er erkaufte im J. 1817
für 10.000 Taler die philologische Büchersammlung des Professors und Bibliothekars Schäfer zu Leipzig und aus der
Büchersammlung des in Dresden verstorbenen Arztes Dr. Pezold für 1.000 Taler philologische Werke. Außerdem schenkte er
zum Neubaue des kleinen Fürstenkollegiums (im J. 1824) 5.000 Taler bar, und bewilligte zur Deckung der Zinsen der für diesen
Bau noch aufzunehmenden Kapitalien einen jährlichen Zuschuß von 150 Talern auf zehn Jahre. Im folgenden Jahre (8. Oct. 1825)
bestimmte er zur Vermehrung der physikalischen Apparate bei der Universität jährlich 150 Taler. Außerdem ward auch noch
bei dem im Spätjahre 1820 eröffneten Landtage die kräftige Mitwirkung der Stände zur Unterstützung der
Universität in Anspruch genommen, worauf die Stände in ihrer Bewilligungsschrift vom 27. Mai 1821 einen jährlichen
Zuschuß von 2.000 Talern ausmittelten. Hiervon sollten 800 Taler zur Besoldung des für die Verwaltung des
Universitätseinkommens im J. 1825 eingesetzten Rentmeisters, 400 Taler zur Ergänzung der Bibliothek und 800 Taler zur
Besoldungsverbesserung einiger Lehrstellen in der theologischen und in der philosophischen Fakultät bestimmt werden. Dieser
jährliche Beitrag von 2.000 Talern wurde bei dem Landtage im Jahre 1824 von den Ständen verdoppelt, indem anderweite
2.000 Taler jährlich zur Unterstützung angehender hoffnungsvoller Privatlehrer und zur Besoldungserhöhung oder zu
Gratifikationen für zu gering ausgestattete Professoren bewilligt wurden, so wie außerdem noch ein Aversionalquantum von
12.000 Talern zur Wiederherstellung der durch den Krieg unbrauchbar gewordenen großen Horsäle der medizinischen und
philosophischen Fakultät, überhaupt zur Anlegung neuer Horsäle und zur Vermehrung der Lehrmittel und Sammlungen.
Endlich machten die veränderten Zeitverhältnisse eine Revision der Gesetze für die Studierenden nötig. Es erschienen
daher am 29. März 1822 die neuen Gesetze für dieselben, zu welchen im J. 1825 ein Zusatz bekannt gemacht wurde. Der Entwurf
einer gänzlichen Umbildung der Verfassung und Verwaltung reifte unterdessen seiner Vollendung entgegen und König Anton
führte aus, was sein königlicher Bruder gedacht und vorbereitet hatte.
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Das Augusteum. Der Bau
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Der Organisationsplan der Universität begriff auch in sich den Umbau und Neubau der baufälligen Universitätsgebäude.
Zu diesen gehörte das alte, vom Kurfürst August aufgeführte, an die Universitätskirche sich anschließende
Hintergebäude des Paulinums, in welchem sich hauptsächlich Studentenwohnungen befanden. Ein anstoßendes, mit dem mittleren
Teile des Paulinums in Verbindung stehendes Seitengebäude war bereits umgebaut, und für die Aufnahme des
Universitätsgerichts, der Rentverwalterei, die akademischen Gefängnisse, der Gerichtsdiener- und der Pedellen-Wohnungen
eingerichtet, auch mit einem Saale für die Sitzungen des akademischen Senats würdig ausgestattet worden.
Der notwendige Neubau jenes Hintergebäudes, des sogenannten Zwingerhauses, kam jetzt an die Reihe der Ausführung. Anfangs hatte
man dabei blos an die Wiederherstellung der Studentenwohnungen, und an die Anlage von Hörsälen und Professorenwohnungen
gedacht. Diesem Zwecke gemäß entwarf der Baudirektor Geutebrück den auf das Notwendige beschränkten Bauriß und
den Kostenanschlag; allein der von den Ständen (siehe oben unter Stiftung) beantragte großartige Charakter eines Gebäudes,
das kein Wohnhaus, sondern ganz zu Universitätszwecken in wissenschaftlichem Sinne bestimmt und als solches zugleich ein Denkmal
für den verewigten König Friedrich August werden sollte, machte eine Erweiterung und Umbildung des ursprünglichen Entwurfes
nötig. Die königl. Bau-Kommission veranlaßte daher den königlich preußischen Oberbaudirektor Schinkel in Berlin,
einen Riß einzugeben, und der darauf gegründete Bauplan, über den sich der Baudirektor Geutebrück mit dem
Oberbaudirektor Schinkel in Berlin besprochen hatte, wurde angenommen, die Ausführung desselben aber dem Baudirektor Geutebrück
übertragen. Das neue Gebäude sollte nun eine Aula, oder einen großen Saal zu Universitätsfeierlichkeiten enthalten,
welcher als Hauptteil des Gebäudes dessen Mitte einnehmen mußte, und in der Hauptfassade hervortretend, sowohl eine reichere,
sich vor den Flügeln des Gebäudes auszeichnende, und der inneren Dekoration des Saales entsprechende Architektur, als auch die
nötige Tiefe erhalten konnte 21). Außer dem Festlokale sollten die Universitätsbibliothek, das physikalische Kabinet und
mehrere Horsäle in dem Neubaue untergebracht werden. Diese Aufgabe und die sowohl durch die anstoßende Universitätskirche,
als auch durch das erwähnte Seitengebäude beschränkten räumlichen Verhältnisse bedingten den Bauplan des
Augusteums. Da nun auch das Gebäude eine größere Tiefe und Länge als früher erhielt, so erhöhte dies den
ersten Kostenanschlag desselben, mit Einschluß des inneren Ausbaues, auf das Doppelte.
Das Abtragen des alten Pauliner-Gebäudes, anfangs auf 2.500 Taler geschätzt, war wegen der örtlichen Schwierigkeiten, auf
die man bei Untersuchung des Grundes stieß, mit einem großem Aufwande verbunden, der sich bis auf 5.000 Taler steigerte. Es
fanden sich nämlich auf der Baustelle tiefe Keller vor, von bis 40 Fuß Tiefe, und von 9 bis 20 Fuß Weite; ferner
ehemalige Zisternen, vorzüglich aber viele und tiefe Gräber des ehemaligen Kirchhofes; daher mußten die Grundmauern
je nach dem Befunde des gewachsenen Bodens, eines feinen aber dichten Sandes, in Absätzen von sehr verschiedener Tiefe bis 9 Ellen
tief aufgeführt werden, und im Jahre 1831 waren sie bis zur Sockelhöhe zu Stande gebracht.
Hierauf wurde am Stiftungstage der Universität, am 4. December 1831, der Grundstein zu dem Augusteum feierlich gelegt. Die
Feierlichkeiten dieses Tages hatten der königliche Kommissarius, Hof- und Justizrat von Langenn, in Auftrag Sr. königlichen
Hoheit, des Prinzen Johann, und der damalige Rektor der Universität, Professor Dr. Klien, gemeinschaftlich angeordnet und
vorbereitet. Auf die von denselben ergangene Einladung versammelte sich an diesem Tage - einem Sonntage - früh, gegen 10 Uhr, die an
dem festlichen Zuge Teilnehmenden in der Sakristei der Thomaskirche. Gegen 11 Uhr begann der Festzug unter Glockengeläute. Er wurde
durch eine Abteilung der Kommunalgarde eröffnet. Ihr folgten, begleitet von dem Baudirektor Geutebrück und dem
Universitäts-Rentmeister Wachs, die rüstigen Maurer und Zimmerer, unter deren kunstverständigen Händen der neue Bau
emporgestiegen ist; hierauf der erste Zug der Studierenden; dann die Stadtverordneten, Kramermeister, Handlungs- und
Buchhandlungs-Deputier-ten, das Stadtgericht und der Rat, die königlichen Beamten, die Konsuln der fremden Mächte, das
königliche Oberpostamt, der königlich sächsische Schöppenstuhl, das königlich sächsische Konsistorium
und Oberhofgericht, die Offiziere der königlichen Truppen, welche sich mit den Mitgliedern des hiesigen Kommunalgarden-Ausschusses
vereinigten; ferner die Rektoren, Direktoren und Lehrer der öffentlichen Schulen und Institute; die Vesperprediger und Geistlichen
aller Konfessionen; der von Sr. K. Hoheit, dem Prinzen Johann beauftragte Regierungs-Kommissarius, Hof- und Justizrat, gegenwärtig
Geheimer Rat Dr. Friedrich Albert von Langenn, begleitet von seinem Protokollanten, gegenwärtig Geh. Finanzrate von Ehrenstein; der
Träger der Münzen; sodann der Rektor der Universität, Domherr, Hofgerichtsrat und Professor des Kirchenrechts,
Dr. Karl Klien; der Träger der Gedenktafel; der Bürgermeister der Stadt Leipzig, Dr. Deutrich, der Träger der Schriften
und der von der Kaufmannschaft verehrten Denkmünze; die vier Fakultäten, geführt von ihren Dechanten; ein zweiter Zug der
Studierenden, wie die Ersteren, unter Anführung uniformirter Führer und mit den Universitätsfahnen; endlich schloß
den Zug eine Abteilung der Kommunalgarde.
Dieser Zug bewegte sich durch die in den Straßen in Doppelreihe aufgestellten übrigen Abteilungen der Kommunalgarde,
begrüßt von den Musikchören derselben, sowie von denen der hiesigen Garnison, und begleitet von einer großen
Volksmenge durch das grimmaische Tor nach der in dem ehemaligen grimmaischen Zwingergebäude befindlichen Stelle, wo früher
der, Pomöriana genannte Teil des Pauliner-Collegiums stand, und wo in der Ecke des Mittelbaues, rechts nach der Kirche zu, der
Grundstein zum Augusteum gelegt werden sollte. Hier angelangt, sprach der Regierungs-Kommissarius, Hofrat von Langenn, folgende Worte:
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"Als im Lenze des Jahres 1827 ernstes Glockengetön den Sachsen verkündete, daß der Vater des Vaterlandes, der
geliebte König Friedrich August, seine irdische Laufbahn vollendet habe, da gelobten die getreuen Stände des Königreichs
auf dem durch Se. Majestät den König Anton berufenen Landtage, dem geliebten Toten ein Denkmal zu weihen, welches würdig
sei, den Namen des verehrten Fürsten recht eigentlich den Nachkommen zu verkünden.
Nichts konnte dem Sinne unsers Friedrich August mehr entsprechen, als ein zu Beförderung der Weisheit und Wissenschaft bestimmter
Tempel, dessen Plan ausgezeichnete Künstler entwarfen, dessen Bau geschickte Meister und die Schaar fleißiger Arbeiter
begannen.
Heute sind wir hier versammelt, um diesem Baue, der bis zum Lichte des Tages gefördert ist, die erste Weihe zu geben nach
löblicher Sitte.
Wer ist unter uns, dem in dieser Zeit und bei dieser Handlung nicht recht lebhaft die Vergangenheit und Gegenwart vor's Auge treten
sollte? Mehr als vierhundert Jahre sind verflossen, seitdem am 4. Tage des Christmonats ein kriegsrüstiger Fürst der Sachsen
den Ankömmlingen aus Böhmens Königsstadt huldreich seine Hand reichte und die Hochschule der Lindenstadt gründete,
und nur wenige Monate sind es, seit unser Vaterland eine neue Verfassung erhielt.
Allem Irdischen ist sein Tag gesetzt, doch unvergänglich ist der Sinn und der Geist, in welchem wir unsre Werke tun, treu bewahret
ihn die unbestechliche Geschichte bis an's Ende der Tage, und auch uns möge aus ihren Hallen der Nachruf tönen: Es wahren die
Sachsen auch in ihrer neuen Zeit das Andenken ihres Vaters Friedrich August.
So möge denn Gott gnädig walten über diesen Bau; er gebe fröhlichen Fortgang, und lasse die Zinne des Hauses in
edler Form sich erheben, damit die äußere Form den Lehren entspreche der Weisheit und Wissenschaft, welche in dem Innern
desselben verkündet werden sollen.
Doch auch dieser Bau ist ein Menschenwerk, und die Zeit wird auch seine festgefügten Mauern trennen; wer wird dann, so fragen wir
uns, wer wird dann wohnen auf der Stätte, die wir haben, wer wird dann den Namen der Sachsen tragen, wie weit werden Gewerbe,
Kunst und Wissenschaft vorgeschritten sein?
Dies sieht nur das Auge über den Welten; wir aber vertrauen diesen Mauern Zeugen unserer Tage an, welche zu den Nachkommen
sprechen: Zuerst die Allerhöchsten Beschlüsse in Bezug auf den Bau; die JubeImedaille, welche die Leipziger Kaufmannschaft
auf das 50jährige Regierungsjubiläum Sr. Majestät Friedrich August's prägen ließ; den Sterbetaler, auf den
Tod St. Majestät Friedrich August's geprägt; die Konstitutionsmedaille und eine Tafel, welche die heutige Feierlichkeit
beschreibt.
Im Auftrage St. königlichen Hoheit des Prinzen Johann lassen Sie mich nun mit den ersten Schlägen des Hammers den Grundstein
des Baues bezeichnen:
1) Zur Ehre Gottes erstehe auch dieses Werk!
2) Das Andenken des Fürsten, dessen Namen es tragen wird, sey uns heilig!
3) Lange und glücklich regiere unser König und der Mitregent; kräftig blühe das gesammte königliche Haus bis
in die spätesten Zeiten!"
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Hierauf trat der Rector der Universität, Dr. Klien, zu dem Grundsteine. Aus seiner Rede heben wir folgende Worte aus:
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"Jahrhunderte sind entschwunden seit dem merkwürdigen Tage des 4. Dezembers 1409, an welchem in diesen Mauern die
segensreiche Anstalt ins Leben trat, welche als Leipzigs Universität Wissenschaft und Kunst von Geschlecht zu
Geschlecht förderte und verbreitete. Nicht bloß auf Sachsens Grenzen war ihre Wirksamkeit beschränkt; nein,
sie verbreitete sich über alle Regionen deutscher Zunge, ja selbst über andere Länder des Erdkreises, wohin
deutsche Literatur drang, nachdem diese zugleich mit deutschem Fleiße Athens und Roms klassische Schätze, diese
Urbilder der früheren Kultur, mit sich verschmolzen hatte.
Friedrich der Streitbare bewährte durch seine Stiftung, daß er wohl zu würdigen wußte den
unschätzbaren Wert einer Pflegerin der gesamten Wissenschaft und Kunst in ihren vielfachen Verzweigungen, welchen er
einen Zufluchtsort in Leipzig eröffnete. Dem Beispiele des Ahnherrn folgten die späteren Fürsten Sachsens.
Dankbar trägt die Geschichte ihre Namen auf die Nachwelt; glänzender noch strahlen sie, weil die edelsten der
Fürsten Sachsens richtig erkannten: daß nur bei einem freisinnigen, vielseitigen Streben und Walten die
Kräfte sich regen; daß nur unter dem Schutze der Denk- und Gewissensfreiheit, der Rede- und Lehrfreiheit, im
Bunde mit einer wohlgeordneten, der erreichten Stufe der Bildung entsprechenden bürgerlichen Freiheit, das menschliche
Geschlecht vorwärts schreite und gemeinsam dem vom Schöpfer Allen gesteckten erhabenen Ziele hoher Ausbildung
allmälig sich nähere. Und wahrlich! Welch' ein Unterschied zwischen dem Jahre 1409 und 1831, wie anders steht es
um die gemeinsame Kultur und Humanität damals und jetzt, vom Palaste bis zur niedrigsten Hütte!
Viel, sehr viel aber wirkten für die Verbreitung dieser Humanität die deutschen Universitäten, jene
Freihäfen der Wissenschaft, zu welchen nicht bloß die Söhne der Mächtigen und Reichen, nein, auch in
großer Zahl die der Ärmsten gelangten, unter ihrem Schutze und ihrer Pflege, aus dem Dunkel hervortraten, um
später als Lehrer und Förderer der Wissenschaft und Kunst sich zu bewähren.
In ihren Grüften ruhen: Friedrich, der Stifter unserer Hochschule, samt seinem Mithelfer Wil- helm; Ernst und Albert,
die erlauchten Ahnherren der beiden noch blühenden Hauptlinien des Sächsischen Fürstenhauses; Friedrich der
Weise, der Stifter der mit Leipzig Jahrhunderte hindurch verschwisterten Universität Wittenberg und der Schirmer der
aus dieser Pflanzschule glorreich hervorgegangenen Kirchenverbesserung; Moritz, der Held im Kriege und der milde Pfleger
der Schulen im Frieden; endlich Friedrich August, der treue Vater seines Volkes während sechs Jahrzehnten,
ausgezeichnet wie durch Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Milde, so durch den Besitz reicher Wissenschaft. Wohl mochten
Sachsens Volk und Stände ihrem unvergeßlichen Wohlthäter und Könige kein würdigeres Denkmal
errichten, als dieses zum Tempel der Wissenschaft geweihete neue Augusteum, dessen Grundstein wir heute legen.
Diese Feier weihe unser Tagewerk! Es trete hervor in einer treuen, sorgsamen Pflege aller edlen Wissenschaft und Kunst,
welche, ihres höheren Ursprungs sich bewußt, vom Himmel kommend und zurückführend zum Himmel, mit
angestrengter Kraft sich frei erhält von üppiger Sinnenlust und von Sinnenrausch, frei von Hoffahrt und
Übermuth, frei von Gemeinheit, Ausartung und Vorurteil.
Eine solche Pflege führt vom rechten Wissen zum rechten Glauben, und vom rechten Glauben zum rechten Tun, und der Gott
im Busen verkündiget uns eben so laut, als der Gott in der Schrift: dieses Reich vergehet nie; es steht, wenn auch die
Werkstätte in Staub zerfällt.
Das sei das erhabene Ziel unseres gemeinsamen Strebens. Die Universität in Lehre und Beispiel voran, alle Übrige
ihr nach im gemeinsamen Bunde der Humanität.
Wie wir jetzt in die Tiefe legten die Symbole dieser Zeit, so dringe, teure Kommilitonen, meine Stimme tief in den Grund
Eures Herzens und begeistere Euch für Euern Beruf, damit auch Euer Bau heilbringend sei für Euch selbst,
segensreich für das nächste Geschlecht, fortwirkend fürs Gute, auch dann noch, wenn diese Mauern, welche
über dem heute gelegten Grundstein emporsteigen sollen, einst zusammengesunken als Ruinen der Vorzeit dastehen.
Erkennt die Wahrheit, und sie wird Euch frei machen. Glaubt nicht, das Ideal stehe zu hoch; es nähert sich uns, wenn
wir uns ihm nähern; es erhebt und erhält uns aufrecht im Sturme der Zeit!
Und so trete ich hinzu, anbetend den allmächtigen Herrn der Herren und Welten; mit dankbarer Liebe und Ehrfurcht
huldigend dem Andenken des Vaters seines Volkes, Friedrich August's; Heil und Segen erflehend für den ehrwürdigen
König, den geliebten Mitregenten, für den erhabenen Förderer dieses Neubaues und für das
königliche Haus; für Sachsens Volk und seine Stände; für den Flor und Wohlstand Leipzigs, durch seinen
Handel der Wissenschaft und Kunst vielfach befreundet! Aufgefordert durch das Amt, das ich trage, lasse ich den Hammer
fallen und tue den ersten Schlag;
Zu Ehren einer echten Wissenschaft, welche freisinnig nach Allem forscht und treulich prüft, welche den Verstand durch
klares Wissen erhellet und das Herz durch frommen Glauben veredelt; zu Ehren der Pflanzstätte einer solchen
Wissenschaft, aller ihrer Pfleger, Bekenner und Söhne, also der gesammten Universität!
Ich tue den zweiten Schlag:
Zu Ehren der mit der Wissenschaft innig verschwisterten Kunst, welche in siebenfachem Bunde hervortreten läßt in
erhabenen Gestalten, Formen und Tönen, was der Geist erschuf, zu Ehren aller ihrer Pfleger, Bekenner und Söhne
und also zu Ehren der Universität!
Ich tue den dritten und letzten Schlag:
Zu Ehren des Hand- und Tagewerks, aus welchem Wissenschaft und Kunst allmälig sich hervorbildeten, ohne welches sie
nicht bestehen, nicht vorwärts schreiten können; zu Ehren Aller, die ihren mühevollen Berufsweg als
ehrenwerte Mitglieder des Ganzen mit frommem Sinn wandeln, zu Ehren des zwischen Wissenschaft, Kunst und Hand- und Tagewerk
bestehenden Bandes wahrer Humanität, also abermals zu Ehren der Universität, welche bekennt:
Nur den Meister laßt uns loben,
Denn der Segen kommt von oben!"
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Gleichergestalt sprach nun der Bürgermeister der Stadt Leipzig, Dr. Deutrich, im Namen der ehemaligen Stände Folgendes:
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"Dem Könige, der achtundfünfzig Jahre sein treues Volk beglückte, beschlossen die Stände des
Landes in dankbarer Verehrung ein Denkmal zu weihen, würdig, der Nachwelt zu verkünden seinen Ruhm.
Den Wissenschaften überwiesen sie dieses Denkmal.
So steige es denn empor;
Den Ständen, die es beschlossen, zur Ehre!
Der Universität, der es übergeben, zum Heile!
Den Meistern und Gesellen, die es bauen, zur Freude!
Gott schütze den Bau!"
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Mit diesen Worten fielen die letzten drei Schläge auf den Grundstein, auf daß die symbolische Zahl neun, nach
Sitte der Altvordern, erfüllt würde.
Der Gesang: "Nun danket Alle Gott," in welchen die versammelte Menge dankend und freudig mit einstimmte, beschloß
das Gründungsfest einer Zukunft, die Gott segne 22)!
In den Jahren 1832 und 1833 wurden die Geschosse in möglichst gleichmäßiger Höhe aufgemauert und am
14. September 1833 das Richtfest des Augusteums nach alter, löblicher Sitte, unter angemessenen Feierlichkeiten mit
Gesang, Musik, Reden und Festmahl, in Gegenwart des königl. Regierungskommissars, des Rektors der Universität,
Professor Dr. Haase, mehrerer Professoren, Beamten, Baumeister u. s. w., begangen. In dem Gebäude selbst konnten die
Hörsäle schon zu Ostern 1835 für die akademischen Zwecke eröffnet, so wie die Bibliothek und das
physikalische Kabinet im Laufe des Sommers eingeräumt und aufgestellt werden.
Jetzt steht das Gebäude in einfach gefälligen Formen zwischen der Universitätskirche und der
Bürgerschule, mit der Hauptseite östlich nach dem großen, schönen Platze gerichtet, der die
grimmaische Vorstadt von der Stadt trennt. Es ist 152 Ellen lang, im Mittel 341/2 Ellen tief, 3 Geschoß von
Ziegelmauern hoch; es hat in der Fronte 25 Fenster, wovon auf den Mittelbau 9 kommen, und auf der Seite 3 Fenster; es ist
mit einem Schieferdache, über dem Frontispice aber mit Kupfer gedeckt. Die Simsungen, die Fenstergewände, das
Hauptgesims und dessen Konsolen sind aus Sandstein, die übrigen Mauerteile aus Ziegelsteinen ausgeführt, und
hierbei, so wie auch bei den Simsungen im Innern sind Formstücke von gebranntem Ton benutzt.
Der Grundbau im Kellergeschosse enthält die nötigen abgeschlossenen Räume zu Kellern und nach Befinden zu
Aufbewahrung von Brennmaterialien u. s. w. Auch ist hier der Luftheizungsofen angelegt. Das Erdgeschoß mit 3
Eingängen vom Zwingerhofe des Mittelgebäudes und einem Torwege in der Vorderseite am Zwinger, nebst den
überwölbten und durch ein Fenster an jedem Ende gut erhellten Korridoren zwischen den beiden Seiten der
Hörsäle und zwei in die oberen Geschosse führenden Treppen, enthält 9 Hörsäle von
verschiedener Größe, in welchen zusammen 840 Sitzplätze für an Tafeln Schreibende sich befinden. Zu
je zwei Auditorien gehört ein kleines Zimmer, in welchem die Professoren vor oder in den Zwischenstunden ihrer
Vorlesungen sich aufhalten. Außerdem sind auf beiden Seiten des Mittelbaues Wohnungen für den Amanuensis bei
der Bibliothek und für den Castellan eingerichtet. Die in diesen beiden Wohnungen befindlichen Treppen führen in
ein Entresol, welches Kammern enthält. Die Haupttreppe, welche sich im rechten Flügel befindet, führt nach
der Aula und dem Haupteingange der Bibliothek. Das erste obere Geschoß enthält die Aula, welche den Raum der
beiden oberen Geschosse des Mittelbaues einnimmt, auf dem linken Flügel die Lokalitäten für das
physikalische Kabinet und auf dem rechten Flügel die Räume für das erste Bibliotheklokale; das zweite
Geschoß enthält die übrigen Bibliothekräume, welche durch die Aula getrennt sind, aber durch die
Galerie der Aula miteinander in Verbindung stehen. - Die 24 Dachfenster des Gebäudes liegen nach der Dachflucht und
bestehen aus starken Glastafeln in einem Rahmen und einem Kranze, beides von Kupferblech 23).
Über die Motiven des inneren Baues gibt der Baumeister folgende Auskunft 24): "Der Fall des Terrains vor der
Hauptfassade und das Niveau des Hofraums gaben auch das Niveau der Durchfahrt im Mittel des Gebäudes, womit die
Anlegung der Stufen zu den Korridoren bedingt wurde. Um den Hörsälen die größtmögliche
Ausdehnung einzuräumen und bei der Notwendigkeit, der Bibliothek den nötigen Raum nicht zu entziehen,
mußte die Ausdehnung der Treppenräume so viel als möglich beschränkt werden. Die Anlage der Treppen
selbst mußte wegen des Festsaales im Mittelbaue und wegen der Örtlichkeit des Bauplatzes in die Flügel
verlegt werden. Um die durch die Aula unterbrochene Verbindung der beiden Flügel im zweiten oberen Geschosse
herzustellen, wurde dieselbe mit einer längs der Hoffronte sich hinziehenden Galerie versehen, welche im ersten
Geschosse eine Art Vorhalle oder den Eintritt in die Aula darbietet. Zu dieser Galerie im zweiten oberen Geschosse gelangt
man auch mittelst einer Treppe im linken Flügel, welche zugleich nach dem Dachboden führt und durch einfallendes
Licht beleuchtet wird. Im ersten Hauptgeschosse liegt noch eine dritte Treppe, welche ebenfalls auf die Galerie
führt, und neben derselben ist ein kleines Zimmer für die Redner bestimmt.
"Die Anordnung der mittelst Bogen verbundener Pfeiler wurde durch die Schornsteinleitung aus dem ersten Geschosse, durch
die freien Räume der oberen Geschosse und die Notwendigkeit einer Unterstützung für die schwer belasteten
Balkenlagen verursacht." Bei dem Ausbaue des Augusteums ist insbesondere noch die Anlegung eines Blitzableiters und eines
Brunnens zu bemerken 25).
Im Jahre 1836 wurde die äußere Ausschmückung des Augusteums, welche die Ständeversammlung als das
Charakteristische eines Denkmals ansah und deshalb genehmigte, noch vor dem Monat August zu Stande gebracht. Sie ist das
Werk des Professors Rietschel in Dresden. Die königl. Baukommission hatte nämlich die Ausführung des
bildlichen Denkmals, das in Dresden aufgestellt werden wird, dem Gutachten der Stände zufolge, unter der Leitung
Rauch's, einem jungen sächsischen Bildhauer, Herrn Ernst Rietschel aus Pulsnitz, gegenwärtig Professor bei der
königl. Sächsischen Akademie der Künste, übertragen. Derselbe Künstler hat auch den
Emblemen-Zyclus ein Relief im Giebelfelde des Augusteums, die freistehenden Musen über dem Haupttore und den
Arabeskenkreis in schöngearbeiteten Basreliefs an den Pilastern des Portals erfunden und modelliert, im Großen
aber nach seinen Modellen durch den Hofstuckaturer Papatschy aus Dresden in einer sehr dauerhaften Masse, die aus
Ziegelstücken, Gips, Kalk und Wassersand besteht, ausführen lassen 26). Die Skulpturen im Fronton des
Augusteums, welche schon im Jahre 1835 fertig wurden, stellen in vier Gruppen, jede zu zwei Figuren, die vier
Fakultäten symbolisch dar. In ihrer Mitte schwebt aus der Höhe ein Genius herab, gleichsam das Fiat lux
verkündend. Man hatte bisher die personifizirte Darstellung der Fakultäten mehrmals, in den Sälen des
Vatikans und mannigfaltig in Gemälden, wie in der Aula in Bonn, auch in Stahlschnitt, so auszuführen versucht,
daß eine Hauptfigur, immer in eine Abteilung eingeschlossen, in der Mitte ihrer Attribute thronte. "Hier aber galt
es, sagt Böttiger, einen Figurenverein so zusammen zu stellen, daß die Gesetze der Pyramidalform, die durch die
Giebelgestalt bedingt ist, symmetrisch in Einklang gebracht würden, dabei aber doch die anmutigste Mannigfaltigkeit
in Handlung und Bewegung dem Ganzen Leben und Geist einhauchte." Der Künstler gab jeder Fakultät einen Lehrer
und einen Lernenden; er setzte sie dadurch in Handlung und erhielt ein weites Feld, um sowohl den Lehrer, als den
Lehrjünger in den verschiedenartigsten Abstufungen des geistigen Gebens und Empfangens darzustellen. Die zwei inneren
Gruppen stellen rechts die Theologie, links die Jurisprudenz dar. Eine Ehrfurcht gebietende und doch milde Gestalt des
Lehrers der Theologie zeigt nach oben. Auf seinem Knie ruht ein Buch; wir sehen vor uns den begeisterten Ausleger der
heiligsten Urkunden. Der Schüler, mit dem einen Knie auf den Sessel des Lehrers gestützt, hört mit Andacht
die Worte des Lebens, und die leise gehobene Hand deutet seine Empfänglichkeit an. "Man muß gestehen, sagt
Böttiger, daß Rietschel diese Gruppe mit frommer Gemütlichkeit so ausgestattet hat, daß Jeder sich
von ihr besonders angezogen fühlen wird. Blick, Mine und Drapierung des Lehrers und alles Übrige streifen
sichtbar an die Vorstellung des göttlichsten aller Lehrer, und so möchten wir den Kopf des Jüngers einen
Johanneskopf nennen." Der Künstler hat den Jünger, im Gegensatze zu dem Rechtsschüler, in
größerer innerer Bewegung und Gefühlslebendigkeit, auch in den äußeren Formen, in Gesicht, Haar
und Gewand, das Weicherer der Liebe vorwaltend gezeigt. Der oben krumm gebogene Hirtenstab in seiner Hand bedarf kaum der
Ausdeutung. Er ist das evangelische Gleichniß von seinem künftigen Berufe. Auf der anderen Seite weist der
streng gehaltene Rechtslehrer hin auf die gleich innenstehenden Schalen der Wage in seiner Linken. Der entschlossen vor
ihm stehende, freisinnig vor sich blickende Jüngling stützt sich auf den Rutenbündel mit dem eingebundenen
Beile und hat die andere Hand an die Hüfte gelehnt. Kräftig gestaltet, im kurzgeschürzten Gewand und
krausem Haarwuchs, hört er auf die Auslegung des strengen Begriffs der Gerechtigkeit. Beide Figuren sind nur halb
drapiert in antiker Mantel- und Tunikabekleidung. - Neben der Theologie bildet nach außen hin die Philosophie die
dritte Gruppe. Ein glatzköpfiger Greis, wohl etwas an Sokrates erinnernd, zeigt mit der einen Hand auf die Brust,
mahnend an das "Lerne dich selbst kennen" des griechischen Weisen. Er hält mit der anderen Hand eine Rolle auf dem
übergeschlagenen Schenkel; halb knieend zeigt der sinnende, in sich gekehrte Jüngling mit dem Zeigefinger am
Kinn, tiefes Nachdenken über das Gehörte. Andeutend ward ihm der cartesianische Schlüssel, das von dem
Künstler glücklich erfundene Attribut des Zweifels, als des Weges zur Wahrheit durch die Wissenschaft, gegeben;
auch die Leuchte, welche die Aufklärung entzündet, erblicken wir symbolisch vor uns. - Auf der anderen Seite
nach außen zeigt der Lehrer der Arzneikunde in einer eigenen, den Eifer des Demonstrators trefflich beglaubigenden
Stellung, dem Jünger das Hauptorgan aller Anatomie, den Schädel. Der Jünger hatte sich schon mit der
Pharmazeutik und Arzneimittellehre zu beschäftigen angefangen, als dem Zielpunkte der Heilkunst, wie die auf der
kleinen daneben stehenden Tafel befindlichen Geschirre und Kräuter bekunden. Aber der Arzt nötigt ihn, auf die
Fundamentalwissenschaft, auf die Zergliederungskunst seinen Blick zu richten. - Um aber Alles zu einem Ganzen zu
verbinden, überragt eine, ohnehin durch das Dreieck des Giebelfeldes bedingte Mittelfigur die einzelnen Figuren des
wohl ersonnenen Zyklus. Es ist jener Genius des Lichts, eine hehre, höchst anmutige weibliche Figur, mit
ausgebreiteten Armen, entfalteten Händen und mächtig beschwingten Flügeln. Milder Ernst wohnt in dem
aufwärts gerichteten Blicke des schönen Kopfes, auf dessen einfach gescheiteltem Haare ein Stern über der
Stirn winkt. Wer kann einen Augenblick daran zweifeln, daß diese Lufterscheinung die himmlische Begeisterung ist,
ohne welche alles irdische Wissen nur toter Buchstabe, alles Lehren nur ein tönender Schall ist? Daß sie von
oben kommt, zeigt ihr Ausblick, so wie ihre ganze Stellung. Sie schwebt drei Stufen herab und hat mit einer
Fußspitze schon den Boden berührt, auf welchem die vielgespaltene Wissenschaft waltet. Es ist die
personifizierte Darstellung des Spruches: "Alle Weisheit kommt von oben herab." - Bedarf es nun noch eines Wortes der
Andeutung, daß durch sie in der Mitte Alles in Harmonie und in vollkommenen Einklang gebracht wird, daß es nur
so ein Ganzes ist, was wir erblicken? - "Nichts lieblicher, damit schließt Böttiger seine Ausdeutung, als
diese himmlische Antipandora!"
Das Portal des Augusteums ist eben so reich als sinnvoll verziert. Die beiden in Pilasterform hervortretenden steinernen
Torgewände sind auf den beiden vorderen Seiten, und auf den vier inneren und äußeren Seiten mit schlanken,
mehrfach abgeteilten Blätter- und Fruchtstengeln geschmückt, die aus einem schönen Blattkelch von
Acanthuslaub emporsteigen, an denen Lorbeeräste und Palmenzweige sich in die Höhe ranken, auf welchen tropische
Vögel sich wiegen, die den leeren Raum zwischen dem Gezweige heiter beleben und das Einförmige durch die
Abwechselung organischer Gebilde unterbrechen. Die vier Fruchtstengel laufen in Weizenährenkronen aus; auf den beiden
Vorderseiten aber ist der mit Laub und Fruchtreisern bekränzte Stengel durch Gruppen von drei jugendlichen Figuren,
die in der Mitte auf Blätterwerk und Ähren stehen, unterbrochen; es sind die Genien der Wissenschaft und der
Kunst - jener in denkender und schreibender Stellung, dieser die Kunst, welche auf der Wissenschaft und Ideen ruht, als
Rhetorik, Poesie und, durch die Harfe, auch die Musik andeutend; sie leiten den Jüngling aufwärts, wo, in der
Höhe über dem Frucht- und Blätterwerke, der geflügelte Genius des Ruhms mit Lorbeerkränzen, als
dem Preise des Sieges, und auf dem andern Pilaster der Genius der Unsterblichkeit, mit Palmenzweig und Sanduhr, das Wort:
Brauche die Zeit! andeutend, aus vollen Fruchtähren sich aufschwingen. So scheint es, daß diese Bildersprache
in Arabeskenform gedeutet werden kann. Die Torgewände selbst tragen ein Gebälke, auf welchem die beiden Quellen
der Erkenntniß, Vernunft und Erfahrung, durch die Meditation und die Tradition in edler Musengestalt personifiziert,
mit ihren Attributen, die Bestimmung des Augusteums dem Eintretenden ernst und schweigend andeuten. Die eine gleicht der
Polyhymnia, welche, den Zeigefinger auf den Mund legend, den Gedanken gleichsam erfaßt und festhält; die andere
gleicht der Kalliope, welche mit der Wachstafel und dem Schreibgriffel das Werk der Begeisterung schafft und der Nachwelt
überliefert: denn die Geschichte der Wissenschaft ist das Heldengedicht des menschlichen Geistes. Unter dem
Gebälke sieht auf einer von zwei geflügelten weiblichen Genien gehaltenen Tafel mit goldnen Buchstaben die
einfache Inschrift: AUGUSTEUM.
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Die Aula.
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Dieser zu akademischen Festlichkeiten, Disputationen und Promotionen bestimmte Saal nimmt, wie schon erwähnt wurde,
die beiden oberen Geschosse des Mittelbaues ein. Er hat eine Höhe von 36, eine Länge von 100 und eine Tiefe von
42 Fuß, nebst dem Raume unter der Galerie aber von 60 Fuß; mit neun Fenstern in jedem Geschosse, auf der
Hauptseite. Unter der Galerie hat die Aula 5 Fenster; die übrigen 4 Fenster bilden an der Rückseite: 2 das
Vorzimmer, l das Kabinet für die Redner und das vierte neben dem vorigen die Treppe nach der Tribüne. Die
Galerie ist für Musikchöre, Sänger und fremde Besucher bei stattfindenden Feierlichkeiten bestimmt.
Überhaupt kann die Aula, wenn die für die Studierenden bestimmten Stühle weggenommen werden, bequem an
tausend Personen fassen.
Die Dekoration der Aula ging aus der Konstruktion der Galerieanlage und der äußerlich zwei Stockwerke bildenden
Fensterseite hervor. Die Wand- und Pilasterflächen sind mit Stuckmarmor überzogen. Die Pilaster und Simsungen
sind weiß, dagegen die Felder grau mit Friesen nach Art des giallo antico. Jene Felder geben Gelegenheit zur
Aufstellung von Büsten und zu einem besonderen Schmucke durch Reliefs.
Die edelste und die würdigste Zierde der Aula ist das schöne Steinbild des verewigten Königs Friedrich
August, beiden Rednerstühlen gegenüber. Es stellt den königlichen Gesetzgeber sitzend, mit gesenktem
Haupte, gleichsam in der Mitte zwischen zwei Menschenaltern, Vergangenheit und Zukunft, das Alte und das Neue ernst
erwägend, dar. Bekanntlich wird die Statue des Königs, als das von den Ständen beschlossene bildliche
Denkmal, an den vier Seiten des Piedestals umgeben von vier Figuren, die Frömmigkeit, Weisheit, Gerechtigkeit und
Milde vorstellend, vom Prof. Ernst Rietschel verfertigt und nach dessen Modellen in Erz gegossen, in Dresden aufgestellt
werden. Das von dem Künstler hierzu verfertigte Gipsmodell in der halben Größe des Erzgusses, nach welchem
das Erzgußmodell von ihm gefertigt wurde, steht nunmehr in der Aula. Auch ist Prof. Rietschel mit der Modellierung
der Reliefs der Aula und der in derselben aufzustellenden Büsten, sowie mit der Ausführung derselben teils in
Marmor, teils in Gips beauftragt.
Diese Reliefs sollen, wie man glaubt, wenn nicht Abänderungen und Zusätze, wenigstens teilweise, noch statt
finden, in den zwölf Tafeln der oberen Wandfelder die Hauptepochen der Kulturgeschichte darstellen. Vier Gipsmodelle
zu den vier Seiten des Piedestals des in Dresden aufzustellenden bildlichen Denkmals von Bronze, die obengenannten
charakteristischen Eigenschaften des verewigten Königs Friedrich August vorstellend, werden das Modell seines
Denkbildes in der Aula umgeben. Von den zur Zeit des Baues lebenden Fürsten des sächsischen Königshauses
wünscht und hofft die Universität folgende Marmorbüsten mit Gewand aufgestellt zu sehen: den verewigten
König Anton; Se. Majestät, den regierenden König Friedrich August, Se. königl. Hoheit, den Prinzen
Maximilian, Herzog zu Sachsen, und Se. königl. Hoheit, den Prinzen Johann, Herzog zu Sachsen. Auch sind, dem
Vernehmen nach, die Gipsbüsten einiger berühmten Leipziger Professoren, überhaupt zwölf
ausgezeichneter Männer, deren Wahl noch unentschieden ist, zur Ausschmückung der Aula bestimmt.
Alles, was zur inneren Dekoration des Augusteums gehört, als die Malereien und die Farben des Marmors in der Aula,
der Rednerstuhl, die Tore des Gebäudes u. s. w., sind ohne Schinkels Mitwirkung nach den Angaben und Zeichnungen des
Baudirektors Geutebrück ausgeführt worden 27).
Die Aula wird durch erwärmte Luft geheizt; doch ist auch die Einrichtung getroffen, daß erforderlichen Falls
die Heizung mittelst gewöhnlicher Öfen bewerkstelligt werden kann 28).
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Die Bibliothek der Universität.
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Die zu der Bibliothek im Augusteum gehörigen Räume sind durch eine Türe an der Haupttreppe abgeschlossen.
Zunächst derselben befindet sich der Eingang in das Expeditionszimmer für die Kustoden und neben diesem das Lesezimmer.
Bei jenem sind Glastüren angebracht, um die Aufsicht über die Aus- und Eingehenden und über das im Lesezimmer
befindliche Personale zu erleichtern. Damit die Verteilung der Bibliothek in zwei Geschosse weniger beschwerlich werde, führt
eine innere Treppe unmittelbar aus dem unteren Bibliotheksraume nach dem oben im rechten Flügel, und letzterer bleibt demnach
durch diese Treppe, welche nicht nur Wänden abgeschlossen ist, in vollständigem Zusammenhange mit den anderen
Lokalitäten der Bibliothek. Mittelst der Galerie der Aula und durch einen Vorplatz und zwei Zimmer wird die Verbindung mit dem
im linken Flügel des zweiten oberen Geschosses gelegenen Bibliothekraume hergestellt. Dieser wird als abgesonderter Teil der
Bibliothek betrachtet, hat aber auch einen besonderen Zugang von der zweiten Treppe (der auf dem linken Flügel), so wie zwei
kleine Zimmer.
Die Bücherschränke sind zwischen den Hauptmauern und den Pfeilern, die das Gebäude stützen und tragen,
aufgestellt. Als Doppelschränke nehmen sie die Breite der Pfeiler ein und haben Licht von beiden Seiten.
Aus der Geschichte der Universitätsbibliothek führen wir an, daß ihre Grundbestandteile die Sammlungen der
philosophischen Fakultät, des großen und kleinen Fürstenkollegii, welche um das Jahr 1680 mit der Paulinerbibliothek
zu einem Ganzen vereinigt wurden, und eine Reihe von Schenkungen und Vermächtnissen aus der letzten Hälfte des 15.
Jahrhunderts bilden. Die erste Anlage und Aufstellung der Paulinerbibliothek in dem Mittelgebäude des Paulinums, in der
Bibliothecana, ist das verdienstliche Werk des unvergeßlichen Dr. Caspar Börner. Er sammelte aus den verlassenen
Mönchszellen an 600 Schriften, und der Herzog Moritz gestattete schon im Jahre 1544, auf Börners und Kommerstädts
Vorstellung, daß die kleine Sammlung durch die Bibliotheken der in Leipzig eingezogenen Klöster vermehrt wurde. So kamen
auch durch Börners Thätigkeit, unter Mitwirkung des kurfürstlichen Rathes Dr. Kommerstädt und des Kommandanten
der Pleißenburg, Christoph von Carlowitz, im Jahre 1545 die zum Teil nicht unbedeutenden Sammlungen der Klöster zu
Altenzelle, Buchau, Chemnitz, Lauterberg, Pegau, Pirna, Salza u. a. m. hinzu, wodurch die Paulinerbibliothek, außer den
Handschriften, auf 4000 Bände anwuchs. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zählte die Bibliothek, die ihre
Bereicherungen fast ausschließlich nur den Schenkungen oder Vermächtnissen einzelner Privatpersonen und Freunde der
Universität verdankte, gegen 40.000 Bände. Seitdem fingen ihre Erwerbungen an bedeutender zu werden. Durch
Vermächtnisse kamen hinzu die Bibliotheken des Professors der Geschichte, Job. Gottlob Böhme (gest. 1780), von 6.513
meistentheils historischen Werken; des Domherrn und Prof. der Rechte, Josias Ludw. E. Püttmann (gest. 1796); des Prof. der
Medizin, Joh. K. Gehler (gest. 1813), zugleich mit einem Kapital zur fortgesetzten Bereicherung derselben; des Rechtskonsulenten K.
A. Hennicke (gest. 1831); durch Ankauf die reichen Büchersammlungen des Prof. G. H. Schäfer (im J. 1817) und des Prof. Dr.
Chr. Dan. Beck (im J. 1835), letztere für 15.600 Taler erkauft; auch wurde der größte Teil der schätzbaren
Bibliothek des 1835 aufgehobenen königl. sächs. Schöppenstuhls im Mai desselben Jahres an die
Umversitätsbibliothek abgegeben. - Unter vielen einzelnen, der Universitätsbibliothek von den Verfassern und anderen
Gönnern der Leipziger Hochschule noch in den letzten Jahren verehrten Werken bemerken wir ein Prachtexemplar der
Übersetzung von Dante's Hölle, ein Geschenk des erlauchten Verfassers, Sr. K. H. des Prinzen Johann, Herzogs zu Sachsen;
ferner das schöne, in wenig Exemplaren vorhandene Werk: Panofka, Antiques du Cabinet du Comte de Pourtales-Gorgier, ein
Geschenk des Herrn Grafen von Pourtales-Gorgier; die wichtige Sammlung der brittischen Record-Commission; von Herrn Henry Beaufoy in
London das auf eigene Kosten und in seiner Privatpresse prachtvoll gedruckte Werk: "Nautical and hydraulical experiments with
numerous scientific miscellanies" seines verstorbenen Vaters, des Obersten Marc Beaufoy, u. a. m. 29).
Eine gänzliche Umbildung erfuhr die Universitäts-Bibliothek seit ihrer Aufstellung im Augusteum. Diese ward unter der
tätigen Leitung und Aufsicht des Oberbibliothekars Dr. E. G. Gersdorf in der kurzen Zeit von vier Wochen im Juni 1835 zu Stande
gebracht. Nach seiner Anordnung sind im unteren, dem Expeditions- und Lesezimmer zunächst gelegenen Saale an den Wänden in
mehrern mit Glastüren versehenen Schränken die Manuskripte und die Paläotypen bis zum Jahre 1480 aufgestellt. Die
Zahl der Manuscripte (gegen 2.000 Voll.) beläuft sich auf 6.000. Alte Drucke von der Guttenberg'schen (42zeiligen, auf Papier
und auf Pergament) und der Pfister'schen (36zeiligen) Bibel sind bis zum Jahre 1480, zusammen 261 in mehr als 300 Bänden
aufgestellt. An Drucken bis zum Jahre 1500 zählt die Bibliothek über 2.000 Bände.
Nächstdem sind in mehrern, von beiden Seiten freistehenden Repositorien in dem unteren Saale die allgemeinen
Enzyklopädieen, die allgemeine Literaturgeschichte, die griechische und lateinische Grammatik und Lexikographie, die klassische
Literatur der Griechen und Römer, die Fächer der griechischen und römischen Alterthümer und der Archäologie
aufgestellt.
In dem oberen Saale sind die Fächer der Theologie und Philosophie, der Jurisprudenz, der Medizin und der Naturwissenschaften
befindlich. Aus diesem Saale gelangt man durch ein Zimmer, in welchem jetzt Doubletten und einiges Andere aufgestellt sind, auf die
Galerie der Aula und von da durch die zwei kleinen, oben erwähnten Zimmer, welche keinen besondern Zwecken dienen, in den
dritten Saal, welcher das Gesammtgebiet der Geschichte und deren Hilfswissenschaften, das Staatsrecht und die
staatswissenschaftliche und Journalliteratur enthält. Hier werden auch in besonderen Schränken die Landkarten und
Münzen aufbewahrt. Die Münzsammlung ist in der Periode der römischen Kaiser und der obersächsischen Bracteaten
des Mittelalters nicht ganz unbedeutend. Ein kleines Zimmer, welches mit diesem Saale in unmittelbarer Verbindung steht, ist zu
einem Arbeitszimmer für Bibliothekbeamte eingerichtet. Außerdem führt zu diesem Saale noch eine besondere Treppe aus
dem Vorplatze der für das physikalische Kabinet bestimmten ersten Etage.
Die Bibliothek besitzt überdies eine seit der Mitte des 16. Jahrhunderts mit wenigen Unterbrechungen bis zu Anfang des 19.
Jahrhunderts fortgesetzte Sammlung von mehr als 200 Portraits ehemaliger Professoren dieser Hochschule, von Cranach und
späteren Künstlern. Als eine sehr wertvolle Bereicherung dieser schätzbaren Sammlung kamen durch ein Vermächtnis
des ehemaligen Buchhändlers Reich 34 Portraits, gemalt von Ant. Graff, Oeser, Tischbein und anderen Meistern hinzu. Von dem
Ersteren allein besitzt die Universität 28 Bildnisse von vorzüglichem Kunstwerte, worunter: J. A. Ernesti, Garve, Gellert,
Hiller, Lippert, Mendelsohn, Morus, A. H. Niemeyer, Ramler, Spalding, Sulzer, Chr. Fel. Weiße, Zollikofer und And. Es ist zu
wünschen, daß diese Bildnisse gereinigt, mit Nußöl erfrischt, eingerahmt und würdig aufgestellt werden
möchten. Mit einer Ausgabe von etwa 1.000 Talern könnten sie vor dem Untergange geschützt und der späteren
Nachwelt erhalten werden. Dann würden die Pfeilerreihen auf eine ausgezeichnete Weise die Büchersäle durch jene
Meisterbilder verherrlichen.
Da die Bibliothek an Bändezahl sehr gewachsen, der Gebrauch derselben aber sehr erweitert worden ist, so mußte auch das
dabei angestellte Personale vermehrt werden. Die Zahl der Bände beläuft sich nämlich gegenwärtig auf 100.000 bis
110.000 Stück, ohne die Handschriften und Dissertationen. Die Bibliothek stand den Besuchenden, Studierenden und Literaten erst
seit 1711 regelmäßig, Mittwochs und Sonnabends von 10-12 Uhr, offen. Diese Erleichterung des Gebrauchs, welche Feller
nicht hatte zur Regel erheben können, bewirkte der Prof. Chr. Friedr. Börner durch seine Vorstellungen. Seit dem Jahre
1784 wurde die Bibliothek während der Meßwochen alle Tage geöffnet, und seit dem Jahre 1833 steht sie, ausgenommen
in der Zeit von Ostern bis Jubilate und während der drei Wochen der Michaelismesse, täglich offen - Mittwochs und
Sonnabends von 10-12 Uhr; die übrigen Wochentage von 2-4 Uhr. Seitdem hat sich nicht bloß die Zahl der Leser, welche in
den Öffnungsstunden Bücher zum Nachschlagen, Lesen und Exzerpieren in dem Lesezimmer benutzen, außerordentlich
vermehrt, sondern auch die Zahl der in die Behausung ausgeliehenen Bücher ist gegen sonst auf das Dreifache gestiegen, und
steigt mit jedem Jahre.
Das Bibliothekpersonale besteht gegenwärtig aus einem Oberbibliothekar, dem um die neue Ordnung sehr verdienten Dr. E. G.
Gersdorf, aus zwei Kustoden, den Professoren Dr. Kunze und M. Hartenstein, aus mehreren Gehilfen (jetzt 3) und einem Diener.
Die zur Unterhaltung und Vermehrung der Bibliothek jährlich ausgesetzte Summe besteht in 300 Talern ältere ständische
Bewilligung, 1500 Taler Bewilligung seit 1833, 192 Taler Zinsen des Gehlerschen Legats und kleinen Zuschüssen von Kapitalzinsen
und Einkommen von den Inskriptionen, Promotionen und Bücherauktionen. Eine Bibliothekkommission, welche durch
Ministerialverordnung vom 3. April 1833 aus dem Oberbibliothekar und fünf ordentlichen Professoren der vier Fakultäten
niedergesetzt wurde, hat über die Vermehrung der Bibliothek und die zweckmäßige Verwendung der dazu bestimmten
Gelder zu beraten und zu beschließen.
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Das physikalische Kabinett.
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Die Lokalitäten dieses Kabinetts befinden sich in dem ersten Hauptgeschosse des linken Flügels des Augusteums. Sie sind
nach der Angabe des verstorbenen Professors Brandes eingerichtet worden. Das Haupt-zimmer enthält 13 Schränke zur
Aufbewahrung von Instrumenten, deren Zahl gegenwärtig 565 beträgt. Neben dieser Abteilung liegt der mit einem leicht zu
verfinsternden Fenster versehene Raum zu optischen Versuchen, an welchen noch ein Gemach anstößt, das zu gleichen Zwecken
dient, teils zur Verlängerung des optischen Zimmers, welche bei manchen Versuchen nötig wird, teils zur Aufstellung
mehrerer Instrumente. Mit diesen Räumen steht das Arbeitszimmer für den Professor der Physik in Verbindung, so wie das
Auditorium desselben. Eine kleine Lokalität rückwärts von diesem Hörsale dient als Laboratorium zu
physikalischen Experimenten.
Das physikalische Kabinett verdankt seinen Ursprung und seine erste Ausstattung im Jahre 1785 dem verewigten, mit der
Naturwissenschaft vertrauten Könige Friedrich August. Das zur Unterhaltung und Vermehrung desselben bestimmte jährliche
Geldquantum beträgt jetzt 300 Taler, wovon jedoch auch die Ausgaben für Experimente bei Vorlesungen und für Reinigung
der Instrumente und des Kabinetts mit bestritten werden.
Wenn es nun gleich an einigen genauen Meßinstrumenten und an solchen fehlte, die dazu dienen konnten, die Erscheinungen in
etwas größerem Maßstabe nachzuweisen, so ist doch der gegenwärtige Fonds genügend, wenn es blos darauf
ankommt, das Kabinett mit Instrumenten zur experimentalen Erläuterung der akademischen Vorträge zu versehen.
Bei dem Kabinette sind angestellt als Oberinspector, der ordentliche Professor der Physik, M. Gust. Theod. Fechner, seit 1834, und
als Inspektor, Herr Aug. Wilh. Fuchs, bei welchem sich diejenigen zu melden haben, welche den physikalischen Apparat zu sehen
wünschen.
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So war ein Werk der Kunst und der Volksliebe vollendet, das die Stände des Königreichs ihrem unvergeßlichen
Könige gelobt und geweiht haben. Es enthält zugleich in seiner Aula das Urbild des plastischen Denkmals, das, bis zum
Erzgusse vollendet, in der Residenz aufgestellt werden wird. Die königliche Baukommission hat im Sinne des Volkes und im Geiste
der Stände den ehrenvollen Auftrag des Königs vollzogen, und an ihrer Spitze stand, ununterbrochen das Ganze einsichtsvoll
und tätig fördernd, ein Fürst des Landes! Gleiches hat bis jetzt die vaterländische Geschichte noch nicht in
ihren Jahrbüchern aufgezeichnet. Wir nennen daher die Namen der Mitglieder der Kommission.
Durch die allerhöchsten Spezial-Reskripte vom 19. März und 12. Juli 1830 sind, zu Ausführung der dem verewigten
Könige Friedrich August zu errichtenden Denkmale, als königliche Kommissarien ernannt worden:
1) Se. königl. Hoheit, der Prinz Johann, Herzog zu Sachsen, als Vorsitzender;
2) der Konferenzminister und wirkliche Geheimerat, auch Präsident des geheimen Finanz-Kollegii - gegenwärtig
Bundestagsgesandter - Freiherr von Manteuffel;
3) der wirkliche Geheimerat und Präsident der Kriegsverwaltungskammer, Generalmajor - gegenwärtig Staats- und
Kriegsminister - von Zezschwitz;
4) der Appellationsgerichts-Vizepräsident - gegenwärtig Konsistorial-Präsident - Geheimerat Dr. von Weber;
5) der Oberkonsistorial-Vizepräsident - nachheriger, jetzt in Ruhestand gesetzte Obersteuer-Direktor - Freiherr von Fischer;
6) der Präsident des Stadtpolizei-Kollegii zu Dresden - gegenwärtig Geheimer Finanzrat - Geheimerat von Charpentier, und
7) der Hof- und Justizrat - später als Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts verstorbene - Dr. J. Müller;
und als die von den ehemaligen Landständen erwählten ständischen Mitglieder bestätigt worden:
a) der Kabinettsminister und Staatsekretär der inneren Angelegenheiten, Detlev Graf von Einsiedel; und der Landesälteste
der Oberlausitz von Gersdorf, als dessen Substitut;
b) der Generalleutenant von der Cavalerie à la suite der Armee, von Leyser, und
der Oberhofrichter, Direktor des Consistorii zu Leipzig, auch Präsident des vereinigten Kriminal- und Polizeiamtes daselbst,
Geheimerat von Ende, als dessen Substitut;
c) der Fürst Reuß, Heinrich LXIII. auf Klipphausen, und
Heinrich Schütz, auf Schweta, als dessen Substitut;
d) die Stadträte zu Leipzig, Dresden und Kamenz, durch einen von ihnen abzuordnenden Deputierten ihres Mittels, welcher
anfänglich der Bürgermeister Dr. Sickel, nachher der Bürgermeister Dr. Deutrich; der Bürgermeister Pohlandt in
Dresden; anfänglich der Bügermeister KIengeI, nachher der Senator, Rittmeister Schomberg zu Camenz - gewesen.
Die Substituten haben, mit Ausnahme des unter a genannten L. A. von Gersdorf, niemals tätigen Anteil an den Verhandlungen
genommen.
In Folge der neuen ständischen Verfassung sind auch zu Ende des Jahres 1831 die oben unter a bis mit d genannten
ständischen Deputierten, da der denselben, ständischer Seits, erteilte Auftrag als erloschen zu betrachten war,
ausgeschieden, und eben so sind von den ernannten königl. Kommissarien dermalen nur noch die oben unter Nummer l. 3. 4. 5. und
6. genannten als teilnehmende Mitglieder zu betrachten, da das Mitglied Nummer 2. von Dresden abwesend und Nummer 6. verstorben ist.
Neue Mitglieder sind nicht ernannt worden; doch hat der jedesmalige Kultminister zuweilen Anteil an den Verhandlungen genommen.
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Die Übergabe des Augusteums an die Universität.
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Das Denkmal Friedrich Augusts war in seiner äußeren, einfachen und heiteren Gestaltung, in seiner schönen und
beziehungsreichen Ausschmückung und in seinem inneren Ausbaue vollendet. Die Bibliothek war aufgestellt und das physikalische
Kabinett eingerichtet; beide waren länger als ein Jahr in Gebrauch und die Vorlesungen hatten bereits im dritten Halbjahre
ihren Fortgang. Was die getreuen Stände von 1830 und von 1833 vorgeschlagen und bezweckt, was der verewigte König Anton
und der Prinz Mitregent genehmigt und angeordnet hatten, war unter der unmittelbaren Leitung der königlichen Baukommission
glücklich ausgeführt. Nun konnte das Augusteum seiner Bestimmung und der Universität übergeben werden. Der 3.
August 1836 war der dazu gewählte Tag. Das Namensfest des frommen, weisen und gerechten Königs der Sachsen, das
zweiundsechzig Mal - das letzte Mal im Jahre 1826 von drei Geschlechtern seines treuen Volkes - mit Ehrfurcht und Vertrauen, mit
dankbarer Liebe und Freude gefeiert worden war, dieses Fest sollte jetzt nach zehn Jahren wiederkehren, als ein Tag der Huldigung,
dargebracht dem segensreichen Andenken des verewigten Fürsten, gefeiert von der Dankbarkeit seines Volkes, von der Ehrfurcht
des jüngeren Geschlechts und von der Hoffnung einer glücklichen Zukunft, die Gott durch Friedrich Augusts
achtundfünfzigjährige Regierung dem Lande gegeben.
Die Anordnung des Festes war von dem Ministerium des Kultus und des öffentlichen Unterrichts, nach den Vorschlägen des
akademischen Senats, erfolgt; die Anstalten zu demselben wurden von dem Rektor der Universität getroffen und vorbereitet. Der
akademischen Sitte gemäß hatten der Rektor, die Dechanten und der Senat der Universität zu der Inauguration des
Augusteums durch ein Festprogramm eingeladen, in welchem der Professor und Comthur Dr. Hermann die Gründe für und wider
diese oder jene Ausführung öffentlicher Denkmäler, mit Bezugnahme auf die in der sächsischen
Ständeversammlung darüber geführte Verhandlung in klassischem Latein bündig darlegte und beredt zeigte, wie in
dem Augusteum alles sich vereinige, was Verehrung, Dank und Liebe sinnbildlich ausdrücke und zugleich die höheren
Interessen lebendig fordere. Darum sei dem Könige Friedrich August, dem Kenner und Beschützer der Wissenschaft, dem
redlichen, weisen und beharrlichen Beförderer des Volkswohls durch die Volksbildung, ein Tempel der Wissenschaft, in der
Hochschule seines Landes, deren Zweck Er kräftig gefördert habe, von seinem dankbaren Volke auf die Dauer von
Jahrhunderten errichtet und in demselben sein ehrwürdiges Charakterbild als ein Denkmal für die Nachwelt aufgestellt
worden 30).
Als der Tag seines Namens gekommen war, der als ein Fest der Wissenschaft und des Vaterlandes gefeiert werden sollte, da trat, ein
herrlicher Sprosse des alten ehrwürdigen Fürstenstammes Wettin, ein später Enkel des Kurfürsten Moritz, der
einst - vor zweihundert und dreiundneunzig Jahren - die Hallen des Paulinums der Universität erschlossen und sie mit Stiftungen
großmütig ausgestattet hatte, der Prinz Johann, Herzog zu Sachsen, in die Mitte der Hochschule, und vollzog im Namen des
Königs, Friedrich August II., die Übergabe des Augusteums an den Rektor der Universität, Dr. Karl Friedrich
Günther.
In der Begleitung des Herzogs Johann befanden sich der Staatsminister von Lindenau, welcher als Vorsitzender des Gesamtministeriums
von Seiten der Regierung an dem feierlichen Akte Teil nahm, und der Geheimerat Dr. von Weber, Präsident des evangelischen
Landes-Konsistoriums, als Kommissarien; - sodann der Kreisdirektor von Falkenstein, als Regierungsbevollmächtigter, und der
Geheime Kirchenrat Dr. Hänel.
"Se. königl. Hoheit und Se. Excellenz der Herr Minister - so lautet der Bericht in der Leipziger Zeitung - wurden im
Augusteum an der Treppe von einigen Studierenden und Professoren ehrerbietigst empfangen und in die Aula geleitet, wo bald darauf um
10 Uhr der festliche Zug der Universität anlangte."
Dieser hatte sich in der Thomaskirche um 8 Uhr versammelt. Hier ordneten sich die sämtlichen Studierenden, welche an der
Feierlichkeit teil nahmen, ingleichen die Professoren und akademischen Lehrer nach den Fakultäten, so wie die besonders
eingeladenen Vorstände und Mitglieder der verschiedenen Behörden, Schulen und städtischen Vereine, die mit der
Universität in näherer oder entfernterer Verbindung stehen. Der Festzug wurde durch zwei Abteilungen der Studierenden
eröffnet, diesen folgte das gesamte Lehrerpersonale der Universität, nach den vier Fakultäten, jede von ihrem
Dechanten, die ganze Korporation von dem Rektor geführt. An sie schlossen sich paarweise an die zur Teilnahme am Zuge
eingeladenen Vorstände und Mitglieder der Behörden und Vereine; den Schluß machten zwei Abteilungen der
Studierenden. Um neun Uhr trat der Zug aus der Kirche und bewegte sich von Marschällen geleitet, mit wehenden Fahnen, in dem
bei feierlichen Gelegenheiten üblichen Kostüm, durch die Burgstraße, die Schloßgasse, Petersstraße,
über den Markt, durch die Grimma'sche Gasse und den Grimma'schen Zwinger bis zu dem Portale des Augusteums. Mit festlicher
Musik - der schönen Jubel-Ouvertüre von Maria von Weber - empfangen, zog derselbe in die Aula ein, wo zwei Fahnen zu den
Seiten des Steinbildes und zwei in der Nähe Sr. Königl. Hoheit gesenkt wurden; die fünfte und sechste ward in der
Mitte der akademischen Versammlung aufgestellt, in welcher Jeder den ihm angewiesenen Platz einnahm, die Fakultäten im
Halbkreise zu beiden Seiten des Rednerstuhles, bei welchem die Pedelle standen; vor demselben der Rektor und die Dechanten; in der
Mitte der Prinz und die königlichen Kommissarien; diesen zunächst die Reihen der eingeladenen Fremden und Einheimischen.
Unter vielen ausgezeichneten Einheimischen und Fremden, welche Zeugen dieser Feierlichkeit waren, bemerkte man mehrere Mitglieder
der hohen Ständeversammlung, den Geheimenrat von Ende, die Herren Offiziere der Garnison und der Kommunalgarde, den Deputierten
der Universität Halle-Wittenberg, Geh. Hofrat Prof. Dr. Gruber, den Deputierten der Universität Jena, Geh. Kirchenrat
Prof. Dr. Baumgarten-Crusius, den Geh. Hofrat Prof. Eichstädt und Andere, so wie die Gegenwart Sr. Hoheit, des hier
studierenden Erbgroßherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach, die hier angestellten Konsuln der fremden Mächte, den
Kammer-Präsidenten Geutebrück von Altenburg und viele Andere. Den übrigen Raum füllten die Studierenden. Auf der
Galerie befanden sich das Musikchor, die Frauen der Professoren und andere Frauen aus der Stadt, in welcher so viele Familien den
Studierenden bei sich wohlwollend aufnehmen, ein Vorzug, den Leipzigs Hochschule dankbar anerkennt. Überall hatten die
Studierenden selbst die Ordnung so geleitet, daß es keiner anderen Anstalt bedurfte und Alles der getroffenen Anordnung
gemäß mit dem würdigsten Anstande vollzogen wurde.
Als die Musik schwieg, erhob sich der Prinz Johann und richtete das Wort an die Versammlung. Er bezeichnete in freier,
kräftiger Rede die Wichtigkeit seines Auftrages und die hohe Bedeutung des Tages mit folgenden Worten:
"Beauftragt in dem Namen der zur Errichtung des Augusteums niedergesetzten Kommission, das Gebäude, welches uns
gegenwärtig umschließt, der Hochschule Leipzigs, deren Zwecke es gewidmet ist, zu übergeben, glaube ich mich
verpflichtet, in dieser feierlichen Stunde mit wenigen Worten an die doppelte Bedeutung des schön vollendeten Werkes zu
erinnern, denn einem Januskopfe gleich deutet es einer Seits auf die Vergangenheit hin, gehört es anderer Seits der fernsten
Zukunft des Vaterlandes an.
Schon die Aufschrift über seinem Tore, schon der Name Augusteum mahnt uns an den verewigten Fürsten, der über ein
halbes Jahrhundert segensreich über Sachsens Gauen herrschte, mahnt uns an die Feier des heutigen Tages, die selbst in der Zeit
der bitteren Trennung aller äußeren Hemmungen ohnerachtet in jedem Orte des Vaterlandes mit gerührtem Herzen
begangen wurde. Und welcher Sachse konnte unbewegt bleiben beim Anblicke der Bildsäule des unvergeßlichen Friedrich
August's, die in diesen Hallen aufgestellt ist, wie sie dereinst auf erhöhter Stelle in der Hauptstadt des Landes aus
dauerhaftem Stoffe prangen soll, ein Denkmal der Liebe und Dankbarkeit seiner Getreuen. Hier wie dort werden einst das Bild des
ehrwürdigen Fürsten die Sinnbilder jener Tugenden umgeben, die sein Leben mit himmlischem Glanze schmückten, der
Gerechtigkeit, der Milde, der Frömmigkeit und der Weisheit. Denn war Er es nicht, dem schon die Mitwelt den seltenen Zunamen
des Gerechten gab, weil Gerechtigkeit der Leitstern seines Handelns, die unerschütterliche Grundlage seiner Politik war! War er
es nicht, dessen milde Hand schon in den ersten Regierungsjahren die blutigen Spuren der Vorzeit vertilgte und ein schöneres
Morgenrot der Humanität herbeiführte? der die Wunden des Landes, die ihm ein siebenjähriger Kampf geschlagen hatte,
mit väterlicher Sorgfalt heilte und das mühsame Werk mit Gottvertrauen selbst da von neuem begann, als am Abende seines
Lebens die Stürme der Zeiten die Weisheit seiner Jugend beinahe vernichtet hatten.
Und was soll ich von jener echten, ungeheuchelten Frömmigkeit sagen, die sein ganzes Leben und Wirken segnend durchdrang, die
ihm jene zarte Gewissenhaftigkeit gab, die nur ein tiefgewurzelter christlicher Sinn hervorzurufen und zu bewahren vermag. Sie, die
Himmlische, begleitete ihn durch alle Wechselfälle des Lebens und umkränzte sein Haupt in der Stunde schwerer Prüfung
mit der Strahlenkrone eines Heiligen.
Und seine Regentenweisheit, war sie es nicht, die unter dem zerstörenden Hauche des Jahrhunderts, unter den dringenden
Anforderungen eines übermüttigen Bundesgenossen deutsche Sitte und deutsche Verfassung dem Vaterlande erhielt, auf deren
Boden allein die wohltätige Umgestaltung der neuesten Zeit freudig und sicher gedeihen konnte? Denn nur aus den noch lebendigen
Wurzeln der Vergangenheit kann die Zukunft kräftig erblühen. Wehe dem Volke, das mit seiner Vorzeit gebrochen hat; es hat
auch keine Nachwelt zu erwarten.
Und so komme ich denn wie von selbst zu der zweiten, eben dieser Zukunft angehörigen Bedeutung des schönen Werkes, zu der
Bestimmung, die ihm sein edler Stifter, als einem Heiligtume der Wissenschaft, als einer Pflanzschule künftiger Geschlechter,
gegeben hat.
Hier soll der angehende Verkündiger des göttlichen Wortes in seine Geheimnisse eingeweiht werden, der künftige
Ausleger des Gesetzes in den tiefen Sinn desselben eindringen lernen; hier soll der künftige Pfleger der leidenden Menschheit
mit der Erfahrung der Jahrhunderte ausgerüstet werden. Aber auch um sein selbst willen wird hier das heilige Licht der
Wissenschaft erhalten und gepflegt werden. Hier werden sich dem Forscher im Reiche der Natur die Geheimnisse des göttlichen
Willens, dem Forscher in den Hallen der Geschichte die dunkeln Räume der Vorzeit eröffnen. Hier wird sie, die Wissenschaft
der Wissenschaften, von Klarheit zu Klarheit emporringen und streben in die Regionen des ewigen Lichts.
Doch Er, der Gründer dieser herrlichen Stiftung - Anton der Gütige - weilt auch nicht mehr unter den Lebenden; die
Wohnungen der Seligen haben ihn aufs Neue vereint mit dem vorausgegangenen Bruder, dessen Andenken ihm stets heilig und
unvergeßlich war.
So möge denn das verklärte Brüderpaar segnend auf diese Stunde herabblicken; damit von dieser Stätte nur fortan
Wahrheit, Frömmigkeit, Pflichttreue und Anhänglichkeit, an König und Vaterland auf das Volk, das sie Beide
beherrschten, in reichen Strömen sich ergieße; ja auch noch über Sachsens Grenze hin fort und fort von hier aus das
Licht der Wissenschaft seine Strahlen verbreite und dies kleine Land, wie früher, so auch künftig, ein Glanzpunkt
verbleibe in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Geschlechts.
Mit dieser frohen Hoffnung übergebe ich das Augusteum in die Hände der Leipziger Universität."
Nach dieser Rede empfing der Rektor aus den Händen Se. königl. Hoheit den Schlüssel des Augusteums als Symbol der
Übergabe des Votivgebäudes an die Universität.
Hierauf sprach der Rektor im Namen der Hochschule die Gefühle der Dankbarkeit aller Mitglieder derselben in folgender, an Se.
königl. Hoheit und die königlichen Herren Kommissarien gerichteten Rede aus:
Durchlauchtigster, Gnädigster Prinz.
Excellenz, Hoch und Wohlgeborne Herren.
"Die Geschichte unserer Hochschule tut kaum irgend eines Tages Erwähnung, welcher für sie schöner und festlicher
gewesen wäre, als der ist, den sie heute feiert, und dessen Glanz dadurch noch erhöhet wird, daß Ew. Königliche
Hoheit Selbst der Universität die hohe Ehre und Gnade erweisen, an der Handlung, die uns hier versammelt hat, persönlichen
Anteil zu nehmen. -
Viele und herrliche Gaben hat die Akademie seit ihrem Entstehen von der Freigebigkeit der Fürsten und Stände dieses Landes
erhalten, aber keine herrlichere, als die ist, welche sie so eben von denselben durch Vermittelung Ihrer Königl. Hoheit
empfängt - ein großes, wahrhaft königliches Geschenk, würdig eines Herscherstammes, der zu allen Zeiten der
Schirm und Hort der Künste und Wissenschaften gewesen ist, würdig der Stellvertreter einer edlen Nation, welche den
Anstalten, wodurch Bildung des Geistes erhöhet und verbreitet werden soll, von jeher einen hohen Rang unter den
Beförderungsmitteln des öffentlichen Wohles zugestanden hat, weil von jeher in der Gesammtheit dieser Nation die lebendige
Überzeugung herrschte, daß sie, der es vom Schicksale versagt war, durch äußere Macht unter den Staaten
Deutschlands und Europas zu glänzen, nur durch die stille Gewalt des Geistes einen ehrenvollen Platz unter den Völkern zu
behaupten vermöge.
Eine höhere Bedeutung noch erhält die heutige Feier, und die Gabe, der diese Feier gilt, durch die Beziehung, in welcher
sie mit dem Andenken an einen Fürsten steht, der in dem Herzen aller Sachsen so lange leben wird, als der Name Sachsen selbst
für ein altes und edles Volk das Zeichen eines jedem Sohne dieses Volkes unendlich teuern innern wie äußern Vereines
sein wird. - Diese Hallen sind den Manen Friedrich Augusts gewidmet. - Ihm, dem Gerechten, dem Vater seines Volkes, dem
Fürsten, dessen Gleichen Wenige die Throne der Erde geschmückt haben, Ihm sollen sie ein Monument sein, das die
Dankbarkeit der ganzen Nation seinem Andenken errichtet hat. Sich selbst hat das sächsische Volk in diesem Entschlusse geehrt,
und doppelt geehrt, da es diesem Hause die Bestimmung gab, durch die es am Vollkommensten als Denkmal des Königs, des Vaters,
des Weisen bezeichnet wird. Denn von hier aus sollen die Lehren der göttlichen und menschlichen Weisheit, von hier aus die
Unterweisung in den Gesetzen und Rechten des Landes, von hier aus die Erkenntniß der geistigen und körperlichen Natur des
Menschen und der ihn umgebenden Welt ausströmen über die Schaaren der Hörer, die Hoffnungen der Zukunft, die edelste
Blüte des jugendlichen Geschlechtes, damit sie dieselben empfangen und aufnehmen in ihren Geist, und sie, bereichert durch
eigne Forschung, verwirklicht durch eigene Kraft, wiedergeben mit reichere Wucher zu reichem Segen für das Inland und das
Ausland, - so daß die Quelle in ihrem Laufe sich ausbreite und zum Strome werde, der den Acker der Menschheit befruchtet und
durch den jedwedes Wahre, Gute und Schöne immer herrlicher und herrlicher erblühet.
Aber auch wir, die Lehrer der Hochschule Leipzigs, fühlen uns hochgeehrt, fühlen uns beglückt, daß wir es sind,
denen dieses teuere Pfand anvertrauet werden soll. Unsere Wünsche, unsere Kräfte, unser Leben haben wir dieser Anstalt
gewidmet; ihre Zwecke sind die unsrigen geworden; sie haben sich mit unserm ganzen geistigen Sein und Streben so innig vereint und
verbunden, daß wir das Heil der Universität und unser eignes nicht mehr zu trennen vermögen - daß wir in ihrer
immer schöner sich entfaltenden Blüte die wesentlichste Bedingung unsers persönlichen Wohles finden, und daß
wir das, was ihr Gedeihen fordert, als eine Vermehrung unsers eignen Glückes betrachten.
Und so fordert uns denn eine heilige Pflicht auf zu dem innigsten und ehrfurchtsvollsten Danke gegen Se. Königliche
Majestät, unsern allergnädigsten Herrn, so wie gegen Ihren vor wenigen Monaten in eine bessere Welt hinüber
gegangenen glorreichen Vorfahren auf dem Throne - gegen die verehrten Stände dieses Landes und gegen das Hohe Ministerium,
durch deren vereinigtes Wirken dieses große und schöne Werk zu Gunsten der Universität beschlossen worden ist - in
nicht minderem Grade aber gegen die Hohe Kommission, unter deren unmittelbarer Leitung dasselbe in kurzer Frist vollendet, und
seiner Bestimmung eingeräumt wurde. - Vor allen gilt in dieser Hinsicht unser ehrfurchtsvoller Dank Ihrer Königlichen
Hoheit, Sie, Selbst ein erleuchteter Kenner und Schätzer der Wissenschaften, der Sie in der Beschäftigung mit den Werken
der Weisheit und Kunst alter und neuer Zeit die schönste Erholung von der Sorge für das öffentliche Wohl finden, Sie,
der Sie, obgleich dem Throne so nahe gestellt, dennoch es nicht unter Ihrer Würde hielten, ein Bürger der literarischen
Republik zu werden, und der Sie den Glanz der königlichen Geburt nicht für unvereinbar mit dem Lorbeer des Schriftstellers
und Dichters geachtet haben, - Sie, Durchlauchtigster Prinz, Gnädigster Herr, waren es auch, der den innigsten und lebhaftesten
Anteil daran nahm, - daß dieses Werk nicht nur zweckmäßig und nützlich, sondern auch würdig und
großartig ausgeführt - als ein herrliches Symbol des erhabenen Gedankens und der heiligen Gefühle, die sich in ihm
aussprechen sollen, in die Wirklichkeit hervorträte.
Empfangen Ihre Königliche Hoheit, empfangen Sie, Excellenz, Hoch und Wohlgeborne Herren, gnädig den Ausdruck unsers
ehrerbietigsten Dankes. Geruhen insbesondere Sie, durchlauchtigster Prinz, am Throne Ihres erhabenen Bruders, des Königs unsers
Herrn, die Reinheit und Innigkeit dieser unserer ehrfurchtsvollen Empfindungen zu bezeugen, und erhalten Sie unserer, durch Ihre
Gnade so oft erfreuten und am heutigen Tage so besonders hochgeehrten Universität auch für alle Zukunft dieselben
huldreichen Gesinnungen, deren Sie uns bisher gewürdigt haben."
Jetzt wandte sich der Staatsminister von Lindenau an die Versammlung und feierte durch inhaltreiche Worte den hohen Festtag. Sein
froher Glückwunsch richtete sich zugleich an das gesammte Land, und was dieser hochverehrte Staatsmann am Schlusse zu der
akademischen Jugend sagte, wird gleichen Anklang finden in dem Herzen der Eltern und in den Wünschen des Volkes, wie in den
edlern Bestrebungen der hoffnungsvollen jüngeren Generation.
"Mit dem heutigen Tage, mit der so eben feierlich stattgefundenen Übergabe dieses Gebäudes an unsere
Landes-Universität ist der Zweck mehrjähriger Arbeiten erreicht und das Bestreben eines dankbaren Volkes, dem
Fürsten, dessen weise Regierung während eines halben Jahrhunderts Glück und Wohlstand über Sachsen verbreitete,
ein lebendiges, geistiges, Seiner würdiges Denkmal zu setzen, ist damit zur Vollendung gediehen.
Denn diese Mauern werden sprechen, aus diesen hohen, lichten Räumen wird Geist und Kenntnis, Wissenschaft und Aufklärung
hervorgehen, hier wird des Landes schönstes, höheres Leben sich bilden und entfalten, und noch der späte Enkel wird
sich mit Stolz des Tages erfreuen, wo einem edlen Fürsten das treue Vaterland ein solches Ehrendenkmal schuf. Wünsche ich
der Akademie, wünsche ich den hier versammelten akademischen Mitgliedern zu einer solchen Bereicherung aus vollem Herzen
Glück, so richtet sich mein froher Glückwunsch noch mehr an das gesamte Land, da auf dem Blühen und Gedeihen unserer
Hochschule die Ehre, Kraft und das Wohlsein des sächsischen Volkes zunächst beruhen.
Denn, wer wollte es leugnen, daß Kirche und Schule die sichersten Pfeiler der bürgerlichen Gesellschaft, die nie
versiegenden Quellen des geistigen Heiles der Menschheit sind? allein eben auch darum müssen wir die Schule um so sorgsamer
pflegen, da die wahre Wohlfahrt der Kirche, deren erhebend begeisternde Bestimmung, nur durch jene gelingen kann und das menschliche
Gemüt für das Fromm-Gläubige unserer christlich-evangelischen Religion nur durch aufklärende Bildung wahrhaft
empfänglich zu werden vermag.
Treulich hat unsere Hochschule in diesem Sinne gewirkt und seit vier Jahrhunderten zur Aufrechthaltung und Verbreitung echter
Gelehrsamkeit und wahrer Wissenschaft erfolgreich beigetragen: daß dies auch ferner der Fall sein werde, dafür bürgt
unseres Königs weiser, Kunst und Wissenschaft fordernder Sinn, dafür bürgt der Leitstern dieses Werks, der unter uns
anwesende Fürst, der seine Fürstenwürde durch Menschenwert erhöht und der, als Redner, Staatsmann und Gelehrter
glänzend, die Wissenschaften liebt und schirmt, dafür bürgen die einsichtigen Kammern des Landes und die
ausgezeichneten, durch Schrift und Wort bewährten akademischen Lehrer, dafür endlich bürgt die hier versammelte,
wissensbegierige Jugend, die den Ruf des Vaterlandes, Kraft und Leben dem Dienste des Staates und der Wissenschaft zu weihen,
beachten und erfüllen wird.
Wohl bedarf es jetzt einer verdoppelten Anstrengung, um in der rastlosen Bewegung der heutigen Zeit hinter dem Hochpunkte des
Wissens nirgends zurück zu bleiben, und wenn in den letzten Jahren Handel und Gewerbe in Sachsen einen glänzenden
Aufschwung erhielt, so muß es unser Wunsch wie unser Bestreben sein, daß für die Wissenschaft Gleiches gelingen und
unsere geistigen Interessen nicht von den materiellen beherrscht und überflügelt werden mögen.
Seit Jahrhunderten galt Sachsen, galt namentlich Leipzig, für die Blüte und Wiege deutscher Gelehrsamkeit, und gewiß
werden die verehrten Männer, denen die höhere geistige Bildung des Landes jetzt anvertraut ist, sorgsam bemüht sein,
diesen ehrenvollen Ruf treu zu bewahren, jeden Teil der Wissenschaften auszubilden, alles Neue, Gute und Vorzügliche sich und
ihren Schülern anzueignen, diese durch Schrift und Lehre, Wort und Tat zu ihrem künftigen Berufe zu befähigen und mit
vereinten Kräften dahin zu wirken, daß unsere Hochschule keiner ihrer deutschen Schwestern nachstehen möge.
Damit aber der Erfolg diese Erwartungen und die Bemühungen der Lehrenden kröne, habe ich meine Wünsche und Bitten
zunächst an die hier versammelte Jugend, an die Hoffnung des Vaterlandes, an Sie zu richten, aus denen die künftigen
Diener und Stützen des Staates, der Kirche, der Schule, der Wissenschaft hervorgehen sollen. Mögen Sie diese oder jene
Bestimmung wählen, so ist Ihr Beruf kein leichter, da die heutige Welt überall Ausgezeichnetes verlangt, zu dessen
Leistung in langjähriger Anstrengung viel Kraft und Mut gehört: doch der Zweck, nach dem Sie streben, muß Sie
erstarken und begeistern, denn aus Ihrer Mitte sollen die Männer heranwachsen, die künftig unser teueres, reichbegabtes
Sachsen beleben, leiten, zieren und beschirmen werden, die Sie berufen sind, unsere materielle Kraft geistig zu erhöhen und
unsere physische Große moralisch zu vervielfachen. - Und so dem Vaterlande durch Wort und Tat zu nützen, das ist des
Lebens schönster, edelster Beruf, und Heil Ihnen, die Sie diese Bahn verfolgen, in der Talent und Willenskraft zum hohen Ziele
unfehlbar führt, da ja in unserer heutigen Zeit nur das Verdienst des Mannes Wert und Wirksamkeit bestimmt.
Daß es mir vergönnt ist, an diesem festlichen Tage, an dieser Fürst und Volk ehrenden Feier meine Wünsche und
Hoffnungen hier öffentlich aussprechen, die studierende Jugend zur Anstrengung für Sachsens Gesamtwohl auffordern zu
können, das rechne ich um so mehr zu den beglückenden Ereignissen meines Lebens, als auch ich vor langen Jahren zu
Leipzigs akademischen Bürgern gehörte und mit tief gefühltem Danke mich der Lehren erinnere, die so viele seitdem zu
ihren Vätern heimgegangene Ehrenmänner mir gewährten und damit meinen Geist und meinen Lebenspfad erhellten.
Und so möge denn dieses Denkmal eines edlen Königs zum höheren Gedeihen unserer Hochschule beitragen, Licht,
Aufklärung und gediegene Wissenschaft verbreiten, damit Sachsens Ruhm und Wohlfahrt erhalten und erweitern, und möge
für alle Zeiten auf dem geistigen Leben dieser Hallen des Himmels reicher Segen ruhen!"
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Einweihung des Augusteums.
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Nachdem der Staatsminister von Lindenau gesprochen, fiel die Musik ein.
Hierauf betrat der Rector der Universität, der Ordinarius der Juristenfakultät und erster Professor der Rechte, Domherr Dr.
Günther, den Rednerstuhl und hielt die festliche Weiherede in deutscher Sprache. Mit Kraft und Wärme schilderte der Redner die
doppelte Bestimmung des Hauses, und mit steigender Begeisterung weihte er dasselbe durch die Erinnerung an die Vergangenheit für die
Hoffnungen der Zukunft mit folgen den Worten ein:
"Verschwunden sind die altertümlichen Gemächer, die klösterlichen Zellen und Gänge, welche noch vor wenigen Jahren
diese Räume erfüllten. Sie sind gesunken vor unseren Augen - eine kurze Zeit hindurch stand ihre Stätte öde, und die
emsige Hand der Arbeiter grub in der Tiefe den Grund zu einem neuen Bau. Und siehe da, bald erhoben sich seine Mauern aus der Erde - sie
traten heraus an das Licht, begrüßt von uns mit ernstem Wort' und frommen Spruche - sie wuchsen höher und höher, - sie
stiegen empor in die Lüfte - das Werk war vollendet!
Es ist vollendet! - Seine Zinnen leuchten herab aus der Höhe - die Strahlen des Tages erfüllen die glänzenden Säle, und
wir sind hier versammelt in der Stunde der Weihe.
Wohl ist es überhaupt in der Natur des Menschen begründet, daß er, wenn er ein Werk vollendet sieht, von dem er hofft,
daß es das kurze Ziel der ihm selbst vergönnten Tage überdauern werde, seiner Freude über das Gelingen, seinen
Hoffnungen für das Bestehen, seinem Danke gegen Den, von dem aller Segen kommt, einen festlichen Ausdruck gebe. Aber doch ein Anderes
und Höheres ist es, was wir mit der Feier ausdrücken, die uns heute hier versammelt hat. Es ist eine ernstere, sinnvollere,
bedeutungsreichere Weihe, welche wir diesem Hause geben. Nicht den Bedürfnissen und Zwecken des alltäglichen Lebens soll es
dienen; - es ist kein Ertrag, keine bürgerliche Nutznießung, kein irdischer Vorteil, den wir von demselben lebend zu erwarten
hatten, oder sterbend auf unsere Nachkommen zu übertragen gedächten. Seine Bestimmung ist eine erhabenere! Ein Heiligtum der
Weisheit soll es sein - ein äußerer Vereinigungspunkt für alle, die sich ihr widmen - ein Tempel, in welchem sich die Idee
der Gesamtheit der Wissenschaften und ihres innigen Zusammenhanges unter einander gleichsam sinnlich ausspricht! - Nicht wir, - nein, die
Universität selbst, jene alte ehrwürdige Vereinigung von Kräften und Mitteln zu dem erhabenen Zwecke höherer
Menschenbildung soll als Eignerin und Inhaberin desselben angesehen werden. - Groß und herrlich sind die Formen dieses Baues! Pracht
und Geschmack vereinigen sich, um den Sinn des Beschauers zu ergreifen und zu erheben! Der Einheimische freut sich ihrer als einer Zierde
dieser Stadt - der Fremde, der zu unsern Toren eingeht, betrachtet sie mit Bewunderung! Auch wir, für deren Wirksamkeit dieses Haus
unmittelbar bestimmt ist, teilen diese Empfindungen in vollem Maße, aber noch veredelt werden sie in unserer Seele dadurch, daß
wir diese Hallen, - daß wir die reiche und glänzende Ausstattung derselben als eine von ihren hohen Gründern laut und
öffentlich der Mitwelt und der Nachwelt gegebene Erklärung betrachten, welch' einen hohen Wert dieselben auf die Zwecke legen, die
hier erreicht, auf die Lehren, die hier verkündet, auf die Bildung des Menschen und Staatsbürgers, die von hier aus, nicht in
engbegrenzter Richtung auf irgend einen besondern Zweig wenn auch nützlicher Tätigkeit, sondern in allseitigem Umfassen des
Gesamtgebiets des menschlichen Wissens und Erkennens verbreitet werden soll. - Würdig sollen fortan die Wissenschaften in Sachsen
wohnen, würdig die Umgebungen sein, in denen sie gelehrt werden. Es soll die äußere Schönheit ein Symbol, ein
sinnliches Zeichen ihres übersinnlichen geistigen Wertes - und zugleich eine fortwährende Mahnung sein an Alle, die hier eingehen
und von hier ausgehen, daß nur der seine Natur als Mensch vollständig entwickelt, - nur der jener Vollkommenheit, zu welcher der
Schöpfer den Keim in ihn gelegt hat, sich anzunähern hoffen darf, der das Schöne mit dem Guten, das Edle mit dem
Nützlichen, das menschlich Tüchtige mit dem bürgerlich Brauchbaren zu verbinden sich bemüht.
Aber auch noch eine andere, nicht minder schöne und heilige Bestimmung soll dieses Haus haben. - Es soll ein Ehrendenkmal sein für
den Fürsten, der weit über ein halbes Jahrhundert mit mildem Zepter diese Lande beherrschte, - an dessen Hand der Segen in
dieselben zurückkehrte, der auf immer daraus gewichen zu sein schien - der, als ein unglückliches Schicksal einen großen
Teil dessen, was er seit mehr als vierzig Jahren gegründet und gepflegt hatte, wiederum zerstörte, nicht das Vertrauen auf sich,
nicht das Vertrauen auf Gott verlor, sondern mit weiser Tätigkeit das Zerstörte wieder aufbaute, das Verworrene ordnete, den
zerrütteten Wohlstand des Landes wieder hob, dem Gewerbfleiße neue Bahnen öffnete, - ein Denkmal zu Ehren des Fürsten,
der im Glück und Unglück seinem Volke Führer gewesen ist auf der Bahn des Rechts, der Pflicht, der Tugend, der Ehre, - des
Monarchen, der, wie in Erfüllung seines hohen Regentenberufs allen Fürsten seines Zeitalters, so auch in Hebung jeder menschlichen
Tugend allen seinen Untertanen als Muster vorleuchtete. Teuer war ihm das irdische Wohl der Seinigen - höher noch stellte er geistige,
sittliche, und religiöse Bildung. Darum erfreute sich Alles, was sich auf sie bezog - darum erfreute sich auch die Hochschule, des
Landes seiner ganz vorzüglichen Sorgfalt und Pflege; darum hat er sein Andenken an ihr verherrlicht mit den schönsten und
reichsten Gaben, - darum ward er nicht nur im Leben, sondern auch im Tode nach - noch heute ihr Wohltäter!
O Du weiser, frommer und gerechter Fürst, dessen ehrfurchtgebietende Züge die Hand des Künstlers uns hier
vergegenwärtigt, und zum schönsten Schmucke dieser Räume gemacht hat! Nicht Du bedurftest eines Denkmals! Nicht um Deinen
Namen der Vergessenheit zu entreissen, war es nötig, Monumente zu errichten, die Dein Gedächtnis auf die Nachwelt brächten!
Auch ohne ein Denkmal aus Stein, würde Dein Andenken leben in dem Herzen der jetzigen und künftigen Geschlechter. Deine Werke sind
Dein Denkmal, - unvergänglicher, dauernder, als je eins von Menschenhänden errichtet worden ist! Dein Denkmal sind die Segnungen
eines dankbaren Volkes, das, wohin es seine Blicke wendet, Spuren Deines wohltätigen Wirkens findet, die es unablässig an Dich
erinnern, und die den Ruhm Deines Namens vom Vater auf den Sohn bis auf die fernsten Enkel hinab fortpflanzen werden. Aber dem Drange seines
eignen Gefühls genügte Dein Volk, indem es Dir ein Monument errichtete, und seinen Empfindungen und Gesinnungen einen Ausdruck
gab, der im Zeugnis ablegt vor der Gegenwart und vor der Zukunft für die Ehrfurcht, für die Dankbarkeit, für die Liebe,
für die treue, innige, Ergebenheit, die es dem Lebenden gewidmet hat, und die dem Vollendeten in die Wohnungen des Friedens nachgefolgt
sind. Und durch welches bedeutsamere äußere Zeichen hätte es diese Gefühle ausdrücken können, als durch die
Errichtung dieses Hauses, welches bestimmt ist für Zwecke, deren Gedeihen auch Dein innigster Wunsch, deren Begünstigung der
Grundsatz Deines königlichen Willens während der langen Jahre Deiner Herrschaft gewesen ist! Es ist die schönste Bezeichnung
Deines, alle leere Pracht verschmähenden, nur das, was wahrhaft groß und edel war, ehrenden, liebenden, fördernden Sinnes! -
O gewiß, wenn Dein Geist in jenen lichten Regionen, in denen er jetzt wandelt, noch Anteil zu nehmen vermag an denen, die Dir auf
Erden so unendlich teuer, die der Gegenstand Deiner unablässigen bis zum Tode nicht ermüdenden Sorge und Liebe gewesen sind, -
wenn mindestens das, was an menschlichen Gefühlen, Werken und Bestrebungen sich über den Kreis des Irdischen erhebt, Deinem Auge
nicht allzufern liegt, oder Deinem in dem Anschauen Gottes seligen Geiste nicht allzu unwichtig erscheint, als daß Du von oben herab
einen Blick darauf richten möchtest, - o gewiß, dann wird dieses Monument auch Deiner Billigung sich erfreuen! So, wenn auf
irgend eine Art, wirst Du Dein Andenken auf Erden geehrt wünschen!
Und so weihen wir denn dieses Haus für seine hohe und ernste Bestimmung! - Seit Jahrhunderten war diese Stätte, obgleich unter
einer mindererfreulichen Gestalt, der ernsten Forschung nach Wahrheit und Weisheit, dem Streben nach Erkenntnis in göttlichen und
menschlichen Dingen, der Lehre und Verbreitung des Ergebnisses jener Forschungen und Bestrebungen gewidmet. Von einem ehrfurchtsvollen
Staunen fühlen wir uns ergriffen, wenn wir die unermeßliche Summe geistiger Tätigkeit erwägen, - jene zahllosen
Arbeiten, - jene ewig sich erneuernden Bemühungen - jene unermüdeten Anstrengungen zu Erweiterung des Gesichtskreises, den der
Mensch zu überschauen vermag - deren stumme Zeugen die nun verschwundenen Mauern, die einst an dieser Stelle standen, gewesen sind.
Eurer gedenken wir, ihr Vollendeten, die ihr, jetzt Bürger einer besseren Welt, einst treue Arbeiter in dieser großen Werkstatt
des Geistes gewesen seid! Euer Bild tritt in stiller Feier vor unsere Seele in dieser Stunde der Weihe, die einen neuen Abschnitt in dem
Leben unserer Hochschule bezeichnet - es tritt vor unsere Seele, nicht, wie es gestaltet war, da Eure sterbliche Hülle noch den
Bedingungen irdischer Notwendigkeit unterlag, da Euer Antlitz erblaßt war unter den Mühen des arbeitsvollen Tages, und Euer Auge
schwächer geworden von der in ernster Forschung durchwachten Nacht - nein, herrlich wie Ihr wandelt unter den Schaaren der
Verklärten, unter den edlen Geistern der Vorwelt, die Euch als würdige Genossen begrüßen, geschmückt mit dem
Lorbeer, auf den Ihr Euch den Anspruch hienieden erwarbet - umstrahlt von dem Glanze Eures stillen aber segensreichen Wirkens auf Erden -
beglückt in dem hellern Anschauen der Wahrheit, die Ihr hienieden mit rastlosem, treuem, aufopferndem Eifer suchtet, und die Ihr zu
lehren und zu verbreiten strebtet, soweit immer es Euch vergönnt war, sie zu finden! Preis Euch, Ihr Ehrwürdigen, Ihr Meister, -
die Ihr noch heute der Stolz der Vereinigung, der Stolz der Nation seid, der Ihr angehörtet! Soll ich die lange Reihe Eurer Namen
nennen? O, Eure Namen bedürfen meiner Verkündigung nicht! Sie sind weltkundig - sie sind mit leuchtenden Zügen eingeschrieben
in den Büchern der Geschichte, in dem Tempel des Ruhmes, in den Herzen einer dankbaren Nachwelt! Sie leben fort in jenen Tausenden, die
aus Euren Hörsälen hervorgegangen sind, und die durch Wort und Schrift, durch Lehre und Tat den Ruhm der Anstalt, der sie ihre
Bildung verdankten, über den ganzen Erdkreis verbreitet haben.
Aber nicht genügt es, Eure Verdienste anzuerkennen. - Die Schätze der Weisheit, welche die Vorwelt gesammelt und uns hinterlassen
hat, - sie sind ein heiliges Vermächtnis, das uns überwiesen worden ist mit der Verpflichtung, dasselbe nicht nur unverkürzt
zu erhalten, sondern reichlich vermehrt auf die künftigen Geschlechter zu übertragen. Und fortgeschritten ist die Zeit in der
Erkenntnis aller Wahrheit - tiefer ist sie eingedrungen in das Gebiet des hohem Wissens - manches Dunkel ist aufgehellt, wo unsere Vorfahren
redlich, aber vergeblich nach hellerem Lichte rangen. Und dennoch, wieviel auch getan sei, immer noch dehnt sich unendlich die Bahn, welche
zu durchlaufen ist; unendlich liegt der Stoff vor uns, der uns zur Verarbeitung gegeben worden. Dieser großen Aufgabe Lösung zu
suchen, ist die erhabene Bestimmung, welche die Gottheit dem Menschen vorgeschrieben hat, als sie ihn nach ihrem Bilde schuf, und vermag er
nicht ganz diese Bestimmung zu erfüllen, so lange er hier im Staube wandelt, so soll doch jeder Augenblick seines irdischen Daseins
einem unablässigen Streben nach jenem hohen Ziele geweihet sein. O möge diese Anstalt, welche unmittelbar dazu bestimmt ist,
daß sie zur Erreichung so erhabener Zwecke beitragen soll, die Hoffnungen, welche das Vaterland auf sie gesetzt hat, auch für
alle Zukunft im vollesten Maße rechtfertigen! Möge sie blühen noch lange Jahrhunderte hindurch! Mögen die Lehrer, die
an ihr wirken, erfüllt sein mit der Kraft, die von oben kommt; möge der herrlichste Erfolg ihre treuen Bemühungen
krönen, und der Segen des Allerhöchsten über Lehrer und Lernende sich in seiner reichsten Fülle ergießen! Nie
fehle es ihr an Männern, die, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes, durchdrungen von der Würde ihres wichtigen Amtes,
begeistert von der Herrlichkeit ihres schönen Berufes, keinen höheren Ehrgeiz kennen, als den: den Pflichten dieses Berufes auf
das Vollkommenste zu genügen! Nie fehle es ihr an Jünglingen, denen die heilige Flamme im Busen brennt, welche sie antreibt, den
Wissenschaften nicht bloß als Mittel, zu irdischen Vorteilen zu gelangen, - nein! um ihrer inneren Erhabenheit, um ihres eignen hohen
Wertes willen, mit dem glühendsten Eifer, mit der ganzen Kraft jugendlicher Begeisterung sich zu weihen! - Stets schwebe über ihr
der Geist echter Wissenschaftlichkeit, der auch das Gemeine und Alltägliche zu erheben und zu adeln weiß, - der Geist der
Gesetzlichkeit, der ein Quell jeder wahren Freiheit ist, ohne welche die Wissenschaft nie gedeihen kann - der Geist der Sittlichkeit, der
die vielfach gespaltenen Zwecke des Lebens in einer einzigen, großen und erhabenen Idee zusammenfaßt, - der Geist reiner,
tiefer, inniger Religiosität, die - gleich weit entfernt von törichter Verleugnung des Heiligen, wie von dumpfem Hinbrüten in
unklaren und dunkeln Gefühlen - den Menschen ähnlich macht dem großen Meister, den Gott selbst zum Vorbild und Führer
uns gesendet hat, - jener Gottesfurcht, die den Geist erleuchtet, das Herz erheitert, und die Seele mit Kraft und Freudigkeit zu allem Guten
erfüllt! Dann wird diese Hochschule ein Glanzpunkt sein im Vaterlande und allenthalben auf Erden, wohin der Strahl menschlicher Bildung
schon gedrungen ist, und wohin er noch dringen wird, wenn einst der Zeiten Erfüllung gekommen! Dann werden auch künftig aus ihrem
Schoße Männer hervorgehen, Wohltäter des Menschengeschlechts, Verkündiger der Weisheit, Zerstörer des Wahns,
Verbreiter des Lichts, Kämpfer für Recht und Wahrheit - Männer, deren Namen die kommenden Jahrhunderte mit Dank und
Ehrerbietung nennen, Männer, deren Werke fortleben werden, wenn sie selbst ihr Haupt längst zum tiefen Schlummer niedergelegt
haben!
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O gieb Erfüllung, Vater, meinen Worten!
Gieb Frieden, Gott des Friedens, diesen Pforten!
Laß ewig quellen hier in Kraft und Klarheit
Den Strom der Wahrheit!
Dein Antlitz neige gnädig unsrem Werke -
Dem Geist gieb Licht, und Freudigkeit und Stärke,
Dem Worte Kraft, daß es zum Herzen dringe,
und Früchte bringe! -
Und Früchte bringe - die Dir wohlgefallen!
Das gieb, Du Quell des Segens, Allen - Allen!
Das hilf, o Herr: - und Preis sey Deinem Namen
Auf ewig! Amen!"
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Es folgte jetzt eine längere Pause, in der die Musik den tiefen Eindruck, den die Feierlichkeit gemacht hatte, sanft
begleitete. Hierauf betrat der Senior der Universität, Comthur Dr. Gottfried Hermann, Professor der Beredtsamkeit und
Dichtkunst, den Rednerstuhl, um im Namen der Universität und der einzelnen Fakultäten durch einen feierlichen
Promotionsaktus die akademische Bestimmung der Aula symbolisch zu verwirklichen. Der würdige Vorstand von Leipzigs
philologischer Schule war hierzu als Procancellar für alle Fakultäten von sämtlichen Dechanten bestellt worden.
Nachdem auch er in seiner Promotionsrede den Dank und die Freude der Universität, daß ein Denkmal der Pietät des
sächsischen Volkes gegen den besten König zugleich das Wohlwollen der Stände für die Hochschule beurkunde, laut
bezeugt und die Hoffnung ausgesprochen hatte, daß jenes Standbild, welches den König Friedrich August den Gerechten und
dessen Weisheit, welche die Landesuniversität geschützt und deren Wirksamkeit befördert habe, hier
vergegenwärtige, die Fortdauer solcher Huld und jenes Wohlwollens für alle künftige Zeiten verheiße, gedachte
er der Umbildung, welche auch die Landesuniversität erfahren habe, und ging darauf zu dem Rechte der gelehrten Korporationen
über, wissenschaftlich ausgezeichnete Männer in ihre Mitte aufzunehmen. Wenn hochgestellte Männer akademische
Bezeichnungen annehmen, so huldigen sie dadurch nicht allein der prunklosen Würde der Gelehrsamkeit und der Freiheit der
Wissenschaft, die, wie die Kunst des Schönen, an Rang und Geburt nimmer gebunden, durch alle Stufen der Gesellschaft bis zum
Throne hinauf sich freie, von dem Genius geweihte Bekenner erwirbt; sondern sie ehren auch die gelehrte Korporation und das
Institut unserer weisen Vorfahren, welche neben Geburt und Macht und Rang noch eine freie Genossenschaft symbolisch aufstellten,
die Genossenschaft in dem Besitze akademischer Würden.
So konnte für die Zukunft der Hochschule des Landes kein Inaugurationsakt des Augusteums bedeutender und ehrenvoller sein, als
der war, den ihr Senior jetzt feierlich vollzog. Die von ihm in lateinischer Sprache gehaltene Promotionsrede gehört in die
Jahrbücher der Universität Leipzig, und wird daher hier vollständig mitgeteilt 31).
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Q. P. F. F. Q. S.
SERENISSIME DUX SAXONIAE
CAETERIQUE ORDINUM SAXONICORUM LEGATI
ILLUSTRISSIMI
RECTOR ACADEMIAE MAGNIFICE
DECANIQUE MAXIME SPECTABILES
PRINCEPS CELSISSIME, VIRI GENERIS, MUNERUM,
HONORUM, MERITORUM, DOCTRINAE SPLENDORE ET
LAUDE ORNATISSIMI,
COMMILITONES HUMANISSIMI, CARISSIMI.
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Rite traditis, rite acceptis his aedibus, reliquum est ut inauguretur rite et more maiorum haec curia. Monumentum ea est Saxonum
erga optimum regem pietatis; documentum voluntatis Ordinum Saxonicorum in nostram Universitatem Litterarum: utrumque argumentum
nobis laetitiae et gratiae; utrumque pignus, quam olim rex Fridericus Augustus praesidio suo tutatus est multisque et maximis
beneficiis ornavit communitatem nostram, etiam posthac ea quam exoptamus fortunae prosperitate esse usuram. Spondet, tamquam
praesens numen, quam eximii artificis perita manus etaboravit, ipsius desideratissimi regis imago, posita ante oculos nostros. Ut
sedet, senio fessus, reclini sceptro, quasi medius inter duas hominom aetates, cogitabundus utra sit melior, illane quae reverens
vetustatis conservare longo usu probata, etiam si quae pars obsolevisset, quam aliquid labefactando facere ut omnia ruerent
consultius ducebat, an ea, quae novas rerum formas imaginata, nihil inviolabile habens, incertam spem certae experientiae
anteponat. Ac profecto, hano aetatem quibus videre contigit, percipit animos admiratio et quasi horror quidam, quum videmus quam
magnae, quam vehementes, quam rapidae fiant rerum omnium commutationes. Ruunt omnia, atque ex ruinis enascuntur non ante visa, non
prius audita, non umquam opinata. Fervor genitabilis ingeniorum ipsam cogit naturam promere occultas vires, et quae nec vinci nee
domari posse credebantur, victa ac domita parent hominum voluntati. Quid mirum, si in ipsorum hominum institutis, quae per se
mutabilia sunt, eadem dominatur novandi fecunditas? Deprimuntur excelsa, emergunt protrita; disiiciuntur quae cohaerebant,
coalescunt quae dissidebant; mitigantur humaniore cultu ferae gentes, ferociunt cultae immani saevitia; penetrat eruditio ad
barbaros, barbariem minatur gliscens mollities; mutantur formae rerum publicaram, nec manent privatarum rationes imperturbatae;
periclitatur illud ipsum, in quo istorum omnium semina et primae caussae insunt, scientia litterarum. Nam quae aevum nostrum tenet
regenerandi omnia atque accelerandi cupiditas, sicuti prognata ab litterarum lumine est altius atque altius emicante, sic in suam
ipsa originem infesta vi saeviens quum stimulos studiis litterarum addere, tum imponere frenos conata est, stimulos ubi frenis,
frenos ubi stimulis opus erat adhibens, vel, ut rectins dicamus, utroque utens, ubi neutro erat utendum. Natura enim sua liberae
sunt artes ac doctrinae, quarum libertatem sive incitare quis sive constringere vult, nihil id aliud est, quam exuere eas natura
sua et facere ut languescant, ut senescant, ut intereant. Olim, quamdiu penes paucos erat litterarum scienlia, planeque illi
segregati ab indocto populo erant, ipsi fuerunt rerum suarum arbitri et curatores, quippe soli, quid studia sua requirerent,
scientes. Ubi paullatim latius ac latius diffundi lux litterarum coepta est, etsi, qui se penitus doctrinarum studiis dederent, sem
per quodammodo discreti a caeteris manserunt, tamen non tanto ab illis coeperunt intervallo distare, ut, quum ipsi litterati
essent, illitterata esse reliqua multitudo videretur. Itaque sublato maxima ex parte pristino discrimine, visi sibi sunt de
litteris iudicare posse omnes: quo factum est, ut labascerent fundamenta severioris disciplinae, magisque ac magis inertiae et
vanitati locus concederetur. Ac primam labem intulerunt illi, quorum hodie merito oblitterata memoria est, qui institutionem quam
vocabant philanthropicam excogitaverant, consilio meliore quam successu. Insequuti sunt alii, in speciem rigidiores, re non minus
leves, qui omnes omnia non solum discere, sed etiam scire ac penitus tenere volentes, haud satis, quid sit scire, videntur
intellexisse. Hi quum doctrinas nihil nisi instrumenta esse crederent procurandarum rerum civitati necessariarum, proque isto usu
et curam iis a civitate appendendam et leges scribendas esse censerent, pene ubique in illud discrimen adducta sunt studia
litterarum, ut verendum sit, ne prae multitudine exilium praeceptionum vis ingeniorum exstinguatur, calor refrigescat, vigor
enervetur, solaque relinquatur species quaedam atque inanis imago eruditionis. Esset id nostrae quoque Litterarum Universitati
timendum, nisi duobus freti essemus firmissimis munimentis, quorum unum nobis proprium, commune alterum cum omnibus est Litterarum
Universitatibus. Proprium nobis est, quod iam eos habere contigit rerum nostrarum supremos curatores, qui ipsi accurata artium
scientia instructi, removebunt a nobis impedimenta doctrinae, arcebunt falsae eruditionis iactalionem, erigent, alent, roborabont
severa litterarum studia, providebunt adiumentis eorum, tuebuntur dignitatem atque honorem hominum litteratorum. Illud autem, quod
omnibus commune est Universitatibus Litterarum, in eo est positum, quod solum, quum caetera omnia vel vetustas inclinaret, vel
metus debililaret, vel mutandi corrigendique studium refingeret, nec tempus, nec formido ulla, nec novandi cupiditas eripere
potuit: quae est potestas honores Academicos impertiendi. Intellectum est enim, hac potestate si exuerentur, non solum ipsas
penitus dissolutum iri Universitates Litterarum, sed totius reipublicae maximam perturbationem esse consequuturam, quum nec qui
homines sacris curandis, nec qui iuri dicundo, nec qui aegris sanandis, nec qui artibus docendis idonei essent, cuiquam constaret,
sed istae res omnes, quibus tamen bene ordinata civitas carere nequit, ab iis invaderentur, qui optime vel gratiam captare vel
iactare suam scientiam didicissent. Haec igitur potestas, quae quum ipsis litterarum Universitatibus firmamentum validissimum et
veluti munitissima arx est, turn merito totius reipublicae praecipua quaedam et solidissima columna habetur, non secus nunc atque
olim gravissima res atque sanctissima esse, maximamque sibi sollemnitatem postulare existimatur. Nam etsi videri potest quum de
quacumqae arte, tum maxime de litterarum scientia vagum atque incertum iudicium esse, nec definiri posse, quid omnibus numeris
perfectum esse censendum sit, propterea quod omnis ars et scientia infinita est, dilatarique in. immensum potest: tamen et sunt
quaedam metae et esse debent, quas qui attigerit, talis esse iudicetur, quem iure ac merito in peritis doctisque numerari oporteat.
Cuius rei iudicandae potestas quum necessario penes eos sit, qui ipsi prius ab aliis probati, id sunt assequuti, ut iudices
doctrinae constituerentur: id tamquam summum propositum est eruditionis praemium, ut quis de legitimorum iudicum sententia iis
ornetur honoribus, qui ei apud omnes iustae sint perfectaeque scientiae testimonium. Quare, sicuti maiores nostri in maximis
sollemnitatibus consueverunt, nos quoque nihil inveniri posse rati sumus, quo ordinem rerum hoc in sacrato loco agendarum dignius
auspicaremur, quam illud munus, quod est in summis honoribus nostris ad eos viros deferendis, quos ingenio, doctrina, eruditione
ita excellere intelligeremus, ut nobis ipsis, si eos nostros dicere liceret, magnum accederet ornamentum. Erat autem hoc omnium
sanctissimum officium, ut is, quo duce atque auspice hae nobis aedes traditae sunt, in quo coniunctas cum regii generis virtutibus
proprias ipsius virtutes omnis admiratur patria, primus illud et gratiae nostrae et pietatis et reverentiae documentum acciperet.
Itaque summis auspiciis potentissimi Saxoniae regis ac domini Friderici Augusti domini nostri clementissimi in nostra Universitate
Litterarum
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Serenissimus atque indulgentissimus princeps
IOANNES NEPOMUCENUS MARIA
Dux Saxoniae
augustissimae gentis Albertinae decus splendidissimum,
iuris et aequitatis defensor sollertissimus,
sapientissimus, dissertissimus ab Ordine Iureconsultorum
Iuris Utriusque Doctor
designatus est.
Quem, Q. F. F. Q. S. ego
Godofredus Hermannus
Doctor theol. et philos. Eloq. et Poet. P.
nomine ac potestate Decani Ordinis Iureconsultorum
hac ipsa die dedicati ob monumentum pietatis
Saxonicae Augustei
Iuris Utrinsque Doctorem facio creoque, factumque et creatum publice renuncio, rogoque ut hoc sibi ab Ordine
Iureconsultorum reverentiae monumentum exhiberi clementer patiatur.
Deinceps ab Ordine Theologorum Theologiae
Doctores designati sunt hi:
vir maxime reverendus
FRIDERICUS AUGUSTUS WOLFIUS
AA. LL. Magister et concionator primus ad aedem
Lipsiensem Sancti Petri,
tum eruditionis theologicae et eloquentiae sacrae tum verae pietatis laude florentissimus,
de ecclesia atque Academia merentissimus;
et
vir maxime reverendus
CAROLUS GRUENEISENIUS
Philosophiae Doctor, augustissimo Wirtembergensium regi a consiliis in consistorio supremo, primus concionator aulicus,
sacrorum militarium curator summus, Societatis historico-theologicae Lipsiensis socius, eximiis doctrinaum theologicarum
scientiae atque eloquentiae saprae documentis clarissimus.
Porro ab Ordine Iureconsulitorum Iuris Utriusque Doctores hi sunt designati:
illustrissimus et excellentissimus
IOANNES GEORGIUS A CARLOWITZ
Dynasta in Oberschoena, potentissimo Regi Saxoniae summus in rebus cultus
et educationis publicae administer,
Ordinis Saxonum virtutis civicae primae classi adscriptus, ecclesiae cathedralis Merseburgensis capitularis et custos, vir
et dignitate et virtute egregia,
rerum publicarum, civilium, et ecclesiasticarum Gubernator
sapientissimus religiosissimus;
et
illustrissimus et excellentissimus
IULIUS TRAUGOTT IACOB A KOENNERITZ
Dynasta in Lossa, potentissimo regi Saxoniae summus in rebus iustitiae administer, Ordinis Saxonum virtutis civicae primae
classi adscriptus,
vir et dignitate et virtute egregia,
de emendanda legum et iuris dicundi ratione meritissimus, iustitiae custos sapientissimus,
vindex acerrimus.
Tum ab Ordine Medicorum designati sunt Medicinae et Chirurgiae Doctores,
et quidem reverentiae
et honoris caussa denuo
illustris atque excellentissimus
IOSEPHUS FRANK
Medicinae et Chirurgiae D. Augustissimo Imperatori Russiae a consiliis aulicis, eques ordinis Sanctae Annae secuudae
classis, Sancti Wladimiri quartae classis, therapiae specialis et clinicae in
Caesarea Universitate Wiliiensi professor emeritus,
vir et dignitate et eruditione summa conspicuus,
de arte medica optime meritus;
et quem Ordo suis adnumerare cupiebat
vir maxime reverendus
CHRISTIANUS AUGUSTUS FUERCHTEGOTT HAYNER
celeberrimi nosocomii Colditiensis director,
Ordinis Saxonum virtutis civicae eques,
in Ienensi litterarum Universitate summis in medicina
et chirurgia honoribus iam ornatus.
Denique quos Philosophorum Ordo Doctores Philosophiae et Bonarum Artium Magistros designavit, hi sunt: primo, quem suum
esse cupiebat Ordo,
vir illustrissimus atque excellentissimus
BERNARDUS AUGUSTUS DE LINDENAU
Dynasta in Windischleuba et Polhof, I. V. et Philos. D. potentissimo regi Saxoniae a consiliis intimis in officio et summus
reipublicae regundae administer, consistoriique administrorum praeses, socius ordinarius consilii publici, collegii
nosocomiis et ergastulis curandis director, praefectus Museis regiis, Ordinam Saxonum virtutis civicae et Vimariensis
falconis primae classis, Ordinum Saxonici coronae rutaceae, Imperialis Russici Divi
Wladimiri, Regii Borussici loannitici eques,
aeque rerum publicarum gubernator prudentissimus atque
caelestium qua patet mundus signorum sollertissimus
metator, meritis immortalis;
et
vir perillustris et generosissimus
IOANNES PAULUS DE FALKENSTEIN
Director circuli Lipsiensis et curator potestate regiminis, Regii collegii examinandis candidatis theologiae praeses,
societatis Lipsiensis polytechnicae socius honorarius,
Universitatis nostrae, in qua ipse olim multa cum laude docuit, urbisque tutator et patronus,
prudentia, integritate, fide, humanitate eximius;
et
vir perillustris et generosissimus
CAROLUS GUILIELMUS TRAUGOTT DE MAYER
Dynasta in Liska et Osling, Orator provincialis Lusatorum, conventuumque provincialium commentariensis, in comitiis Ordinum
Saxonicis curiae alterius assessor,
doctrinarum hominumque litteratorum et liberalis artium
studii vindex ac propugnator sapientissimus,
strenuissimus, fortissimus;
denique
vir litterarum litteraturaeque scientia clarissimus
ERNESTUS GOTTHELF GERSDORF
superior bibliothecarius Universitatis Lipsiensis, Societatum Teutonicae Lipsiensis, Regiae Saxonum Dresdensis exquirendis
et conservandis antiquitatibus patriis, Thuringicae Saxonum Halensis
antiquitatis patriae scrutatorum, historico-theologicae Lipsiensis, ob res naturales
et medicas Dresdensis, socius, Variscorum antiquariae socius honorarius,
Stettinensis historiae et antiquitatis Pomeraniae socius epistolaris
propter maxima in rem litterariam Universitatis Lipsiensis merita, eximiamque in munere gerendo dexteritatem, diligentiam,
industriam, fidem, humanitatem.
Hos igitur, Q. F. F. Q. S. summis auspiciis polentissimi Saxoniae regis ac domini, Friderici Augusti, domini nostri
clementissimi, in nostra Universitate Litterarum
ego Godofredus Hermannus
Doctor theologiae et philosophiae, Eloq. et Poet. Professor,
auctoritate ac potestate Decanorum
hac ipsa die dedicati ob monumentum pietatis Saxonicae
Augustei omnes ac singulos earum quae dictae sunt
doctrinarum atque artium Doctores
|
facio creoque, factosque et creatos publice renuncio, creatisque et renunciatis, nomine Rectoris Magnifici Decanorumque et
Senatus gratulor hos honores, votaque facio, ut iis quam uberrimi quamque maxime diuturni meritorum fructus obtingant, et,
quemadmodum nostra erga eos perpetua erit pietas et veneratio, sic ipsi quoque benevolentia sua Universitatem nostram
ornare pergant.
His rite peractis te, deus 0. M. quem penes omnis est rerum humanarum prosperitas, piis precibus oramus, ut haec quoque,
quae nunc ab nobis acta sunt, auspicata atque impetrita esse iubeas. Cunctorum hoc, in quo te nunc adoramus, Saxonum
pietatis monumentum est: non nostrae tantum, qui hic sumus congregati, hae preces sunt, sed universa te per nos invocat
Saxonia: tuere, summe deus, atque incolumem serva regem nostrum, Fridericum Augustum, quique heres est et nominis et
virtutum illius, cuius sanctum simulacrum hic positum intuemur, idem fac ut illum vitae annis aequiparet, aequiparet amore
et veneratione populi; protege et cumula bonis universam domum augustam; ades praesidio tuo et bea omni felicitate
Serenissimum Ducem Saxoniae, huius faustissimae diei auspicem, caeterosque Ordium Saxonicorum Legatos illustrissimos;
salvos serva et firma consiliis amicos regis atque in regenda republica administros atque adiutores; defende a malis atque
auge opibus et bonis carissimam patriam nostram Saxoniam, singulosque civium ordines et classes, ut suorum quique
negotiorum optatos fructus percipiant; praesidio sis huic urbi nostrae, quique eam regunt et gubernant sapientissimis
viris, omnique quae eam incolit genti, quo rebus in omnibus prospero successu vigeat et floreat; adspice propitio numine
hanc Universitatem Litterarum; fac ut, quibus suprema eius cura commissa est, summi viri eam fortiter tueantur, sapienter
gubernent, liberaliter adiuvent, benigne subveniant eius necessitatibus, sustineant libertatem studiorum, defendant
dignitatem atque honorem et docentium et discentium; tutare et salvos praesta qui Universitati nostrae nunc Rector praeest
omni laudis genere cumulatissimum virum, Decanosque maxime spectabiles, quique eorum auctoritate hodie doctrinarum atque
artium Doctores creati sunt viros generis excelsitate et splendore, meritoruin magnitudine et gloria, virtutum excellentia
et claritudine insignes; tutare item Senatum gravissimum, virosque laudatissimos qui docent doctas artes, quique eas
discunt optimos iuvenes, omniumque nostrum animos ita rege, ut in vita semper pietatem, iustitiam, aequitatem, fidem,
concordiam, denique omnem honestatem consectemur, in studiis litterarum autem unice veritatem, cui inveniendae et cum
aliis commnnicandae destinati sumus, assidua diligentia, strenuo labore, libero atque incorrupto iudicio quaeramus,
expendamus, defendamus, quo haec Universitas nostra immunis a turpi levitatis, vanitatis, arrogantiae, perversitatis
contagione domicilium maneat severitatis, gravitatis, modestiae, sapientiae; denique protege ac tuere has faustis hodie
ominibus inauguratas aedes, ratumque esse fac hoc quo vocantur sacratum nomen, Augusteum ut perpetuo intemeratum sit
templum virtutum numquam obliviscendi regis Friderici Augusti.
In jenen Wunsch, den der Senior im Namen des Rektors, der Dechanten und des Senats der Universität Leipzig aussprach,
wird die gelehrte Welt aus voller Überzeugung einstimmen, und die Hoffnung mit dem Promotor teilen, daß solche
Männer, welche in der Nähe des Thrones und in der amtlichen Umgebung desselben, als ebenbürtige Kenner,
Wissenschaft und Gelehrsamkeit wirksam vertreten, ihr Wohlwollen den deutschen Hochschulen überhaupt und der
Leipziger insbesondere stets erhalten werden.
Das Gebet, mit welchem der Rektor die Weiherede, und der Senior die Promotionsrede schloß, wird Gott erhören.
Segen und Heil komme herab von Oben für den König und das königliche Haus, für den fürstlichen
Leitstern des Baues, für die Stände des Vaterlandes und das gesamte Vaterland, für die königlichen
Räte, für die Stadt Leipzig, für die Universität, für die Männer, welche an diesem Feste die
Zierde derselben geworden, für die Bestrebungen der Lehrer und Lernenden, für die späteste Zukunft des
Augusteums!
So erhob die würdige Feier des dritten August 1836 den Namenstag des Königs Friedrich August zu einem der
schönsten in der Geschichte des Vaterlandes. In den Jahrbüchern der Hochschule und des Paulinums glänzt
fortan das Augusteum, als der edle Schlußstein eines großartigen, der Wissenschaft und der Humanität
geweihten Werkes, das die Herzoge zu Sachsen Moritz und August vor beinahe dreihundert Jahren aufgerichtet, das sie der
Nachwelt urkundlich übergeben 32), das der König Friedrich August länger als ein halbes Jahrhundert
hindurch geschirmt und vervollkommnet, das seine Nachfolger, die Könige Anton der Gütige und Friedrich August
II., neu ausgestattet, das sie, vereint mit dem treuen Volke der Sachsen, zu einem Denkmale segensreicher Vergangenheit
erhoben und für den heiligen Zweck der Humanität auf ewige Zeiten geweiht haben.
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Schluß.
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Der übrige Teil der Tagesfeier war ein fortdauerndes Fest der Dankbarkeit und Freude. Die ehrwürdige Stiftung
des Kurfürsten Moritz, das Konviktorium, welches noch in der letzten Zeit eine wohltätige Erweiterung erhalten
hatte, war für die Studierenden zu einem Festmahle geschmückt. Der Rektor der Universität und der Direktor
des akademischen Convikts, Geheimerat Professor Pölitz, begaben sich in die Mitte der Versammlung und weihten die
Freude derselben durch zwei Toaste, in welche die Konviktoristen mit Begeisterung einstimmten. Den ersten brachte der
Rektor der Universität, Dr. Günther, aus auf Se. Majestät den König Friedrich August II., dessen
Namen, dessen Weisheit und Huld die Jugend aufrufe zum Kultus des Wahren und Guten für das ganze Leben in dem treuen
Andenken an den unvergeßlichen König Friedrich August! Den zweiten, auf den Herrn Staatsminister von Lindenau,
brachte der Geheimerat, Professor Pölitz in folgenden Worten aus:
"Ich nehme das Glas aus den Händen des Oberhauptes der Universität, um Ihnen, meine Herren, einen zweiten Toast
zu bringen. Mein Toast gilt dem hochgestellten Manne, der seine Jugend auf hiesiger Hochschule verlebte; der später
auf dem einsamen Hügel von Seebergen die Bahnen der Gestirne berechnete und durch ein, in französischer Sprache
im Jahre 1819 erschienenes, Werk seinen Namen in die Annalen der Literatur eintrug; der unter zwei trefflichen
Fürsten des sächsischen Staates Ernestinischer Linie, unter den Herzogen Ernst II. und August von
Gotha-Altenburg, durch die oberste Verwaltung beider Länder die Unvergeßlichkeit seines Namens in denselben
sicherte; der, nach dem Erlöschen des Gothaischen Fürstenhauses, in die Staatsdienste des königlichen
Hauses übergehend, die Interessen Sachsens und Deutschlands bei dem deutschen Bunde zu Frankfurt am Main wahrte, und,
zurückgerufen nach Dresden in die Nähe des Königs, am 13. September 1830 an die Spitze des
Staatsministeriums gestellt ward, um die Verfassung des Königreiches zu vermitteln, unter deren Segnungen wir leben.
Mein Toast gilt dem Manne, der heute, in den Worten der Weihe des Augusteums, Sie aufforderte, durch die
ungewöhnliche Steigerung der materiellen Interessen in unseren Tagen, die Interessen der Intelligenz und des
geistigen Lebens nicht überflügeln zu lassen, sondern, durch die kräftige Wahrung der letztern, diese mit
den erstern ins Gleichgewicht zusetzen, wodurch Er die großartige Aufgabe Ihres künftigen Lebens und Wirkens
bestimmte. Mein Toast gilt Sr. Excellenz, dem königlichen Staatsminister, Präsidenten des Gesamtministeriums,
Herrn von Lindenau. Er lebe hoch!"
Die Versammlung von 238 Konviktoristen fiel mit Begeisterung in dieses Hoch ein und erneuerte es in einem "Abermals
Hoch!", und "noch einmal Hoch!"
Der Becher der Freude, der Liebe, der Verehrung ward für das Wohl des Hochgefeierten unter allgemeiner Teilnahme
geleert.
Ein Festmahl vereinigte um 2 Uhr eine zahlreiche Versammlung in dem schönen Saale des neuen Schützenhauses. Se.
königl. Hoheit der Prinz Johann und der Herr Staatsminister von Lindenau geruhten an demselben teil zu nehmen.
Einheimische und Fremde, die anwesenden Mitglieder der hohen Ständeversammlung, die Deputierten der
Universitäten Halle-Wittenberg und Jena, die Konsuln, mehrere Offiziere von der Linie und von der Kommunalgarde,
überhaupt die zu dem Feste eingeladenen Vorstände und deputierten Mitglieder der hiesigen Behörden, Schulen
und Vereine, die von der Geistlichkeit, von den Doktoren der Rechte, den Rechtskonsulenten, den Ärzten, den Doktoren
der PhiIosophie, den Stadtverordneten, den Buchhändlern, den Buchdruckern, dem Handlungsstande, der
Schützengilde, einige fremde Gelehrte, insbesondere die Meister bei dem Baue, die akademischen Lehrer, die Beamten
der Universität und fünfzehn Studierende, welche zur Leitung des Festzuges und der Ordnung in der Aula mit
beigetragen hatten - Männer aus allen Ständen und Klassen - über 220, hatten sich hier an vier gleich
großen Tafeln in patriotischer Teilnahme vereinigt.
Se. königl. Hoheit der Prinz hatte zu Nachbarn, rechts den Rektor der Universität, Dr. Günther, links den
Senior Dr. Hermann, gewählt. Sr. königl. Hoheit gegenüber hatte der Staatsminister von Lindenau rechts den
Bürgermeister Dr. Deutrich, links den Geheimerat von Weber zur Seite; neben dem Rektor saß Se. Hoheit der
Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar; neben dem Senior der Universität der Kreisdirektor und
Regierungsbevollmächtigte von Falkenstein.
Die Ausschmückung des Saales und der Tafel hatte die Schützengesellschaft über sich genommen. Vieles
erinnerte an die Geschichte dieses alten, ehrenwerten Bürgervereines, dessen "Brüderschaft" in der Osterwoche
des Jahres 1443 zuerst, nach urkundlicher Überlieferung, öffentlich als solche, ins Leben getreten war. Auch
bemerkten Seine königl. Hoheit die vielen und großen silbernen Ehrenbecher und Pokale mit altertümlichen
und vorzüglichen Skulpturen auf silbernen Schilden, worunter einige geschichtlich Erwähnung verdienen.
Musik und Frohsinn belebten das Mahl. Der Rektor brachte den ersten Toast aus auf Se. Majestät den König unsern
allergnädigsten Herrn, auf Ihre Majestät die Königin und das hohe königliche Haus, auf Se.
königl. Hoheit den Prinzen Johann, auf das Glück und jede Hoffnung des Vaterlandes! - Später geruhte der
Prinz auf das Gedeihen der Hochschule mit kurzen, sinnvollen Worten den Becher zu erheben und ihr ein Lebehoch
auszubringen; am Schlusse des Mahles sprach der Staatsminister von Lindenau folgende Worte, die eine tiefe Rührung
hervorbrachten und den frommen Ernst der Erinnerung mit der Freude der Gegenwart verbanden:
"Wurde die schöne Gegenwart bereits mit zwei Wünschen feierlich-sinnig begrüßt, so wird es, zur
heiligen Pflicht, auch der Vergangenheit, als Quelle und Schöpferin des heutigen Festes, dankbar zu huldigen.
Eng und unzertrennlich ist das Andenken des königlichen Brüderpaares in die Weihe des Augusteums verflochten,
was als Denkmal des Einen, als Werk des Andern, Beider Wirken, geistig verewigt und ehrt.
Freundlich wird uns der Verklärten Geist umschweben, wenn aus der Feier dieses Tages für Sachsens Wohlfahrt ein
neuer Grundstein hervorgeht: denn diese Wohlfahrt, sie war der Edlen Lebensziel und Zweck, und gelang es dem Einen, das
Bestehende lange heilbringend zu erhalten, so wußte mit weiser Hand der Andere das Veralternde neu zu gestalten und
damit eine schöne Gegenwart und Glück verheißende Zukunft zu erschaffen.
Froh feiern in Erinnerung, Zuversicht und Erwartung drei Geschlechter den heutigen Tag, doch alle treu vereint durch
Erfurcht, Dank und Liebe für die edlen Fürsten, die Land und Volk beglückten.
Und so mögen zum dritten Male unsere Gläser klar und hell erklingen auf das teuere, hochverehrte Andenken
unserer verewigten Könige Friedrich August und Anton!".
So vereinigten sich alle Strahlen dieses glänzenden Tages in dem schönen Lichtpunkte einer Vergangenheit, deren
Segen dem Vaterlande und seiner Hochschule unter allen Fürsten aus dem Stamme Alberts des Beherzten
unvergänglich blühen wird.
Aber auch noch andere Umgebungen in des Prinzen Nähe erinnerten ihn an seine erlauchten Ahnen, deren Gegenwart in
Leipzig manches volkstümliche Fest hervorrief oder verherrlichte. So brachte selbst in das Mahl ein altes Volksfest,
der Aufzug der Fischerinnung, welcher jährlich am 3. August statt findet, eine heitere Unterbrechung. Man nennt jenes
Fest das Fischerstechen, und es ist eine vom Kaufmanne Apel im Jahre 1714 hier eingeführte Nachbildung der Regatta
Venedigs, womit einst der König August II. von Polen, Kurfürst von Sachsen, überrascht wurde. Se.
königl. Hoheit geruhte diesen Aufzug, der in dem seit 1714 üblichen Kostüme, zum Teil in Maskenkleidung,
mit Musik im Hofe des Gesellschaftshauses der Schützen sich aufstellte, in Augenschein zu nehmen und sich des
Fortbestehens eines alten Handwerkvereines des deutschen städtischen Lebens zu freuen, dessen urkundliche Geschichte
bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts hinaufreicht 33).
Nachdem das Festmahl geendigt war, begab sich der Prinz in den Hof des Gebäudes und nahm die Anlage des Ganzen in
Augenschein; auch erschien Er in den Schießständen, wo Er die Rüstung und Büchse fertig handhabte.
Der Schützenverein hat mehr als einmal die Fürsten des Landes in seiner Mitte zu sehen das Glück gehabt.
Auch der Kurfürst Moritz ehrte ihn durch seine Gegenwart, als er am 20. Sept. 1551 zu Leipzig ein großes
Landschießen mit Büchsen und Armbrüsten anstellte und wertvolle Gewinnste aussetzte. Seinem Nachfolger,
dem Kurfürsten August, zu Ehren veranstaltete der Leipziger Rat am 9. Juli 1559 ein großes Schießen, an
dem auch benachbarte Fürsten als Gäste Teil nahmen. In der Folge erhielten die Schützen noch mehrere
Beweise der landesfürstlichen Huld, und am 13. Aug. 1783 schrieben der verewigte König Friedrich August, der
damalige Prinz Anton, später seines ehrwürdigen Bruders Nachfolger auf dem Throne, und die Prinzen Friedrich
August, der jetzt regierende König, und Clemens ihre Namen in die Register der Armbrustschützen. In das
Bruderbuch der Büchsenschützen haben am 21. Oct. 1809 die Prinzen Anton, Maximilian, Friedrich August und
Clemens so wie die Prinzessinnen Theresia, Maria Anna und Maria Elisabeth ihre Namen eingezeichnet, und der verewigte
König Friedrich August tat dies ebenfalls, als die Büchsenschützen das Glück hatten, dem Könige
am 23. Dezember 1809 zu seinem 60. Geburtstage ihre Wünsche durch drei ihrer Beisitzer darbringen zu dürfen.
Auch Prinz Johann hat sich im Jahre 1832 in dieses Buch des Andenkens eingezeichnet. Alle Namenszüge des geliebten
Fürstenhauses wurden mit Rautenkränzen eingefaßt, oder mit Gemälden umgeben. Solche Erinnerungen an
das feste Band, welches die Fürsten unseres Landes mit ihren treuen Bürgern von jeher fest umschlungen hielt,
knüpfen sich an jene altdeutsche Gesellschaft, in deren Mitte Prinz Johann am 3. August verweilte. Der edle
Fürst sprach sich auf das Huldreichste über den Verein aus, der unter dem Schutze und Schirm seiner erlauchten
Ahnen nun schon Jahrhunderte geblüht hat 34).
Der Prinz sah an diesem Tage noch mit lebhaftem Interesse einige andere neue Gebäude und Anlagen: den Bauplatz des
künftigen Posthauses, die am 26. April 1836 eingeweihte deutsche Buchhändlerbörse und die vor wenigen
Wochen erst in ihrem neuen Gebäude eröffnete, aus milden Beiträgen entstandene Augenheilanstalt für
Arme.
So war die Anwesenheit des erlauchten Prinzen an dem Tage der Einweihung des Augusteums für die ganze Stadt eine
festliche Erscheinung.
Ein großer Fackelzug der Studierenden mit Musik und Fahnen beschloß die schöne Feier des dritten Angust.
Gegen fünfhundert Fackelträger hatten sich im Paulinum versammelt, und Se. königl. Hoheit der Prinz,
welcher in dem Hôtel de Prusse sein Absteigequartier genommen hatte, gerute den Aufzug, der ihm ein freudiges
Lebehoch entgegenrief, und die Huldigung desselben in einer Deputation huldreich anzunehmen. Der edle Fürst fand
Freude an der Freude Aller. Die begeisterte akademische Jugend wollte hierauf dem Herrn Staatsminister von Lindenau ein
dankbares Lebehoch darbringen; Se. Excellenz war aber in ihrem Hôtel nicht zugegen. Von dort bewegte sich der Zug
nach der Gartenwohnung des verehrten Rektor Magnificus, den ein dreifaches akademische Vivat begrüßte; dann in
die Stadt zurück, wo die Studierenden dem hochverdienten Herrn Kreisdirektor und Regierungsbevollmächten Dr. von
Falkenstein und ihrem würdigen Universitätsrichter, dem Hofrat Dr. Rüling, ein dankbares und frohes
Lebehoch zuriefen. Zuletzt, nach alter Sitte, zogen sie nach dem Markte, wo in dem akademischen Kreise die letzten Fackeln
des Festes erloschen.
Alle Bewohner Leipzigs teilten die Freude der Hochschule, wie am 4. Dezember 1831, so auch am 3. August 1836. Das
Bewußtsein, in den Mauern ihrer Stadt ein edles, von der Liebe des Landes der Vergangenheit und der Zukunft
geweihtes Denkmal des unvergeßlichen Königs zu besitzen, erhob jede Brust. Unter mehreren Zeichen dieser
allgemeinen Teilnahme ward auch eine dem 3. August geweihte Ode bemerkt: "Das Augusteum zu Leipzig," die der patriotische
Verfasser, Dr. med. C. V. Dietrich, an dem Festtage verteilen ließ.
In der Geschichte unseres Vaterlandes aber wird die Aufrichtung und die Weihe des Augusteums stets ein denkwürdiges
Ereignis bleiben. Durch die Gesinnung, welche dasselbe stiftete, durch die Erinnerung an die Vorzeit, über welcher es
sich erhebt, durch seinen Bau und seine Ausschmückung, durch den Namen, den es verkündet, durch die darin
aufbewahrten Schätze der Wissenschaft, durch den Glanz und die Würde seiner Übergabe an die Hochschule des
Landes, durch den symbolischen Akt der akademischen Besitzergreifung und durch seine Bestimmung für die geistigen
Interessen des Volkes gibt das Augusteum der Nachwelt ein vollgültiges Zeugnis von der Bildung unserer Zeit, und das
alte, wie das neue Paulinum beweist, daß das Wort, welches vor wenigen Jahren Savigny für die deutschen
Universitäten öffentlich aussprach, in Sachsen von Fürst und Ständen zu jeder Zeit erkannt und
bekräftigt worden ist. "Deutschlands Universitäten, sagte der berühmte Mann, sind auf uns als ein edles
Erbstück aus früheren Zeiten gekommen, und es ist für uns eine Ehrensache, ihren Besitz wo möglich
vermehrt, wenigstens unverkürzt, den kommenden Geschlechtern zu überliefern." In diesem Sinne sprachen für
die Universität Leipzig bei der letzten Ständeversammlung der Staatsmintster des Kultus und des
öffentlichen Unterrichts, Dr. Müller, und mehrere Mitglieder der beiden Kammern. "Ich kann wohl erwarten," -
sagte Herr von Mayer, ein Abgeordneter der zweiten Kammer, am Schlusse seiner Rede für die Universität, am 12.
Mai 1834 - "Ich kann wohl erwarten, daß die verehrte Kammer weit entfernt sein wird, hier noch etwa Ersparnisse
beantragen, oder gar die Bewilligung gänzlich vertagen zu wollen. Ich darf vielmehr hoffen, daß sie mit edler
Liberalität der Regierung zuvorkommen und stets die höheren Zwecke vor Augen haben wird; denn ohne höhere
Ausbildung des Menschen ist wahre Freiheit nicht denkbar, und aller Segen des konstitutionellen Lebens würde verloren
gehen, wenn die Universität Leipzig aus Mangel an Dotierung sinken oder gar eingehen wüßte" 35).
|
Anmerkungen
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1) S. Pölitz: "Die Regierung Friedrich Augusts, Königs von Sachsen." II. 374. und 379. Anm.
2) S. den Bericht der zweiten Deputation der zweiten Kammer der königl. sächsischen Ständeversammlung vom
6. März 1833 in den Landtagsnachrichten Leipz. Zeitung, Jahr 1833. S. 140 fg.
3) Diese Bewilligung ward in die Hauptbewilligungsschrift vom Juni 1830 aufgenommene. S. den in der vorigen Anm.
erwähnten Bericht a. a. 0. S. 141.
4) Vergl. die hierhergehörigen Stellen in den Landtagsnachrichten 1833 S. 403, 545, 590, und die Landtags-Acten vom
J. 1833 - 34, II. Abth. 1. Bd. S. 614, I. Abth. 3. Bd. S. 14 und I. Abth. 4. Bd. S. 635.
5) S. Vogels Annalen S. 24 fg. und Hornii Henricus Illustris, p. 38.
6) Nach dem Zeugniß des Pirnaischen Mönchs, Tilianus des Jüngern, Dominikaners zu Pirna, begann der Bau
im J. 1239. Vergl. Calles: Series Misnensium Episcoporum, p. 168, und Vogels Annalen S. 25. Der Pirnaische Mönch sagt
von dem Leipz. Pauliner-Kloster: "Coenobium S. Pauli Ordinis Praedicatorum Viris doctissimis et religiosissimis
abundavit." Der merkwürdige Indultbrief vom Jahre 1231 steht in Hornii Henr. III. p. 296 fg. und lautet so: Dipl. V.
"Henricus D. G. Misnensis et Orientalis Marchio dilectis in Christo filiis honorabilibus. Priori ac fratribus universis
ordinis predicatorum in Lipzk salutem in Domino et suam gratiam specialem. Cum viros glorioses divinis obsequiis
specialius mancipatos manutenere atque favere in nostra jurisdictione modis omnibus proponamus, vestris justis
petitionibus debito concurrentes affectu, aream quondam Henrici militis de Warin vobis resignatam ab ipso, vobis duximus
anctoritate praesentium confirmandam. Praeterea vobis concedimus facultatem monasterium vestrum, ecclesiam videlicet de
lapidibus vel lateribus cum dormitorio atque loco privato per murum civitatis, ubi necessitas postulaverit, taliter
conservandi, ut et ipsa necessitas adjuvetur, et munitioni civitatis, quantum de consilio prudentium fieri potent,
caveatur. Nolentes vos in his atque aliis vestris negotiis ab aliquo indebite perturbari. Quorum certe adventum in terram
ac civitatem Lipzk valde ditigimus ac defensioni semper studiosius intendemus, Datum in Grimma V. Idus Julii anno gratie
MCCXXXI."
7) S. Vogel a. a. O. S. 26. Der Pirnaische Mönch und Calles nennen den Bischof von Merseburg Rudolf. Dieser war aber
schon 36 Jahre zuvor gestorben. S. Schneiders Chronicon S. 117.
8) S. Leonhardi's Gesch. und Beschreib, der Stadt Leipzig. S. 136 fg. und Dr. C. C. C. Gretschel: "Leipzig und seine
Umgebung," zweite A. S. 102 fgg. Wir können die Bestimmung der Klöster und wohl auch die der Leipziger, in
Beziehung auf Cultur und Humanität, selbst abgesehen von den damit verbundenen Schulen und "Libereien," von der durch
sie geförderten Obst-, Wein- und Gartencultur, von ihren Leistungen in Musik, Architektur und andern
Kunstgeschicklichkeiten, nicht besser bezeichnen, als mit Adelungs Worten (Directorium S. X fg. Anm.): "Ein großer
Theil der Klöster hat sein Daseyn der Nothwendigkeit zu verdanken, in diesen Jahrhunderten der Anarchie und der
Rohheit eine Anstalt zu haben, in welcher man die Seinigen, die es bedurften, auf eine anständige Art versorgen,
seine Urkunden und Schätze in Sicherheit bringen, den Gottesdienst abwarten, seine Hausgeistlichen in der Nähe
haben und die Gebeine der Seinigen auf eine für die Lebenden erbauliche Art vor der Entweihung und Zerstreuung
verwahren konnte. Kurz, es waren Familienstiftungen und Erbbegräbnisse, mit den dazu nöthigen Geistlichen
versehen, und es gehörte zur Ehre und zum Glanze des Hauses, eine solche Anstalt zu haben. Hier wurde nun das
Andenken des Stifters und seiner Nachkommen alle Jahre an gewissen Tagen auf die glänzendste Art erneuert. Hier
lebten die Todten unter ihren Verwandten gleichsam wieder auf und vereinigten sich mit ihnen zu einem Ganzen, u. s.
w."
9) So wird es in der Heidenreich'schen (Chronik (Leipzig, 1635) S. 71 genannt. Vergl. Vogels Annalen S. 74.
10) Es gab in Leipzig vier Klöster. Der größte Theil ihrer Güter kam an den Leipziger Rath in dem J.
1538 fgg. S. Dr. Gretschel "Beiträge zur Geschichte Leipzigs." S. 91 fg.
11) S. Vogel a. a. O. S. 143 fg. In dem Antrage der fürstlichen Commissarien wurde am Schlusse gesagt: "daß man
zwar, vermöge der Privilegien dieser Universität, pro und contra über diese Lehre disputiren möchte,
damit die Wahrheit desto besser herfürleuchte, nur daß das Gegentheil nicht behauptet und vergifteter Weise
hierüber gestritten werde."
12) Dr. Gretschel a. a. 0. berichtet hierüber aus Urkunden S. 93 fgg. Laut der daselbst angeführten Urkunde vom
l. Mai 1543, aus welcher die betreffende Hauptstelle hier zuerst S. 94 fg. durch den Druck bekannt gemacht wurde, sollten
die Einkünfte der Klöster "so auf das Studium gestiftet, "nicht an den Rath kommen; daher blieben, zu Gunsten
der Universität, von dem Kaufe auch das Paulinum, die sogenannten 5 neuen Dorfschaften, welche dem Thomaskloster
gehört, nebst 325 Acker Holz, welche dem Paulinerkloster gehört hatten, u. a. ausgeschlossen. (Vergl. die
Schenkungs-Urkunde vom 22. April 1544 im Anhange.) Moritz ertheilte aber dem Rathe 1543 auch das Recht des Vorkaufes, wenn
die Universität die Collegien verkaufen wollte. - Die vier Dominikaner, welche noch im Kloster waren, erhielten den
Unterhalt bis an ihren Tod. S. Peiferi Memorabil. Lips. S. 377 u. A.
13) Nach der Matricel in Schneiders Chron. S. 319 war Börner in diesen Halbjahren Rector, nicht ununterbrochen, wie
es in einer neuern Schrift heißt.
14) S. Joach, Felleri "Rediviva Dr. Casp. Borneri memoria, "vorgedruckt dem Catalog. Codd. Msct. Bibliothecae Paulinae.
Lips. 1686. J. G. Boehmii Oratio de Mauricii. Duc. Elect. Sax. in Academiam Lipsicam insigni favore, in dessen Opusc.
acad. de Literatura Lipsiensi S. 53 fgg. und Dr. A. L. Diemer (Professor in Rostock) kleine Schrift: "Dr. Caspar
Börner: Ein Beitrag zu den Jubilargeschenken im J. 1817." Leipz. bei Kollmann.) Böhme und Diemer nennen mehrere
Schriftsteller über Caspar Börner und sein großes Verdienst; auch haben Beide zwei Handschriften von
Börner: Liber rerum Paulinarum und Libellus Paulinus, benutzen können. Börners Verdienste als Schulmann,
Professor und Gelehrter - er war auch ein guter Mathematiker - schildert I. A. Ernesti (s. dessen Opusc. orat. S. 445
fgg.). Nach Diemer soll Börner im J. 1543 nach Dresden gegangen sein, allein in Vogels Annalen S. 147 wird das Jahr
1541 gegen Sleidan als richtiger angenommen. Leider ist es dem Verf. dieser kleinen Schrift nicht gelungen, jene beiden
merkwürdigen Handschriften, welche zuletzt noch Diemer benutzen konnte, in Leipzig aufzufinden.
Es ist Pflicht, die Männer zu nennen, welche Börners Unternehmen kräftig unterstützten und
förderten. Sie waren: Georg v. Kommerstädt, Börners alter Freund und des Herzogs betrauter Rath; Johannes
Pfeil, des Herzogs gelehrter Leibarzt, Christoph von Carlowitz, der mit dem Glanze seines Geschlechts seltene
Gelehrsamkeit und Geschäftskunde verband; Johannes Stramburger, Syndicus der Universität, ein gelehrter
Geschäftsmann, Joachim Camerarius, Leipzigs Melanthon, seit Kurzem (1541) zum Professor der alten Literatur nach
Leipzig berufen, und des edlen Börner jüngerer, aber gleichgesinnter, erfahrener und berathender Freund endlich
Luther und Melanthon selbst, Beide schon längst mit Achtung und Vertrauen für Börner erfüllt. S.
Diemer a. a. O. S. 16 fg. J. A. Ernesti l. c. p. 457 fg.
15) Christoph von Carlowitz, der Vollzieher des fürstlichen Beschlusses, war nach Melanthons Zeugniß selbst ein
ausgezeichneter Kenner der Wissenschaften. - Die übrigen, sehr bedeutenden Schenkungen und Stiftungen des Herzogs
Moritz, zur Besoldung der Professoren, zur Errichtung des Convictoriums und zu Stipendien führt Böhme einzeln
an, a. a. O. S. 81, und Dr. Gretschel in seiner Schrift: "Die Universität Leipzig," Dresden 1830. S. 27. fg. - Diemer
nennt den Rector, an welchen die Uebergabe des Paulinums erfolgte, Johannes, Bussinus; allein nach der Matrikel, in
Schneiders Chronicon S. 319 war M. Paulus Bussinus aus Magdeburg (O. Prof. in der philos. Facultät, wie man
ebendaselbst S. 340 ersieht) in den Jahren 1543 und 1547 Rector der Universität; darnach muß auch der Name
Johannes in der Leipz. Zeitung 1836. No. 187. S. 2440 berichtigt werden.
Aus Börners oben erwähnter Handschrift, Rerum Paulinarum liber, das Böhme valde utilem nec injucundum
talium studiosis nennt, führt er l. c. p. 81 dessen eigne Worte an, die sich auf die Uebergabe des Paulinums, welche
in dem großen Cönakel vor sich ging, beziehen. Sie mögen auch hier als das Zeugniß von einer
Vergangenheit stehen, die noch im Gedächtniß der Nachkommen fortlebt. "Venit Principis seriptum, quod libello
edito invulgabatur. Is varias Constitutiones continebat, et dispertitionem bonorum Ecclesiasticorum in Academiam, in
Paedagogia, in centum stipendia, de 600, modiis in mensas communes, de ipso Paullino. Hunc suis civibus publice recitat
Senatus: qui hujus muneris primus nunciator fuit et praeco nondum adhuc usque traditi: peperitque munificentia haec passim
per Germaniam laudem ingentem nostro Principi. Eodem Junio mense consecutum Rescriptum ad Carlovicium, recens factum
Lipsiae arcis Praefectum, virum eximia litteratura, ingenio acuto, prudenti, et scholae, in qua olim educatus est,
fortiter faventem. Is sapienter meditatus de tradendae possessionis ratione, Rectorem Bussinum in Paullinum arcessit.
Cnmque facundo ore clavem tradidisset in maximo coenaculo, Stramburgus pro Academia pari sermonis nitore et gravitate
verba faciebat; Traditio haec venit in annum Salutis MDXLIII. Non. Kal. Jul. in Petri Paullique Apostolorum praecedanea."
In Vogels Annalen S. 152 findet man die Worte der fürstlichen Schenkung auf des Herzogs Moritz "Neuer Landesordnung"
angeführt. Vergl. die 31. Anmerkung.
16) S. Diemer a. a. O. S. 20. Joachim Camerarius in seiner Narratio de vita Philippi Melanthonis (S. 277 edit. Lips.) sagt
von Börner: "Neque ego hoc vero cognovi, neque exstitisse uspiam alterum existimo, dignitatis utilitatumque suarum
minus studiosum, dum rem scholasticam publice stabiliret, augeret, amplificaret, ornaret. Itaque illius memoriam nulla
dies delebit, quamdiu literae eruditae loquentur, quibus non modo hujus viri doctrina, quae fuit eximia in omni genere
disciplinarum, sed integritas, amor veritatis, fides, virtus, sapientia celebrabitar." Ueber den Zustand des Paulinums
nach der aufgehobenen Belagerung s. m. Peifer a. a. O. S. 509, und Vogel S. 179 fg.
17) Was der Kurfürst August für die Universität gethan hat, was unter seinen Nachfolgern geschehen ist, und
wie dadurch eine lange Reihe wohlthätiger Privatstiftungen und Geschenke, zum Besten der Hochschule, bis in die
neueste Zeit veranlaßt worden ist, wird von Dr. Gretschel in seiner schon erwähnten Gesch. der Univers.
Leipzig, S. 32 fgg. berichtet. Wir führen nur ein Beispiel an. In dem Kriegsjahre 1813 wurde die
Universitätskirche in ein Lazareth umgewandelt und blieb bis 1816 wüste liegen. Erst im folgenden Jahre wurde
sie wieder herstellt, wozu von freundlich gesinnten Einwohnern ein Capital von 11.000 Thalern vorgeschossen wurde. -
Hierbei drängt sich die Bemerkung auf, daß der kräftige, lebendige Gemeingeist, welcher im Mittelalter
beinahe alles gegenwärtige Corporationsgut gründete, noch unter uns fortwirkt, weil eben die Vorstellung des
Fortbestehens oder Nichtabsterbens einer Corporation die Absicht jeder Stiftung - Sicherheit der Fortdauer - dadurch aber
auch den Gemeinsinn der Stifter selbst unterstützt und belebt. So nur ist es gekommen, daß seit dem Mittelalter
bis jetzt die folgenden Jahrhunderte stets von dem Reichthume der Gegenwart ausgestattet worden sind. Man glaubte
nämlich an die Fortdauer guter Werke nach dem Tode. S. das Verzeichn. der milden Stiftungen für die Leipz.
Universität in Schulze's Gesch. der Univers. Leipzig S. 295-320, und neuere Beispiele in der Leipz. Zeit. 1836, No.
211.
18) Vergl. Pölitz a. a. 0. I. S. 142 fgg., ferner S. 150 fg., S. 152 bis 156 und II. S. 346 fgg.; Schulze's Gesch.
der Univers. Leipz,. S. 94-114 und Dr. Gretschel Die Universität Leipzig." S. 162 fg.
19) Im Jahre 1835 wurden 37 Zöglinge auf königliche Kosten darin unterhalten. Ueber die Erweiterung dieser
höchst achtungswerthen Anstalt in der neuesten Zeit durch Privatbeiträge sowohl, als durch ständische
Bewilligung und durch die Huld des verewigten Königs Anton vergl. m. die von dem würdigen Director derselben, M.
Reich, im Jahre 1835 bekannt gemachten "Nachrichten von dem Taubstummen-Institute in Leipzig."
20) Diese kam unter der Regierung seines Nachfolgers zu Stande. Die Umbildung der Hochschule ist noch gegenwärtig in
fortschreitender Entwickelung begriffen. Wir erinnern hier nur an die Einrichtung des Universitätsgerichts im Jahre
1829, an die Aufhebung der vier Nationen im Jahre 1830, an die tägliche Benutzung der Universitätsbibliothek,
nach der neuen "Bibliothekordnung vom 3. April 1833," an die neue Einrichtung des Gottesdienstes in der
Universitätskirche im Jahre 1834, an die Herstellung und neue Einrichtung des philologischen Seminars, an die Aufgabe
jährlicher Preisfragen nach dem Regulativ vom 31. October 1834, an die neue Organisation der Verwaltung, an die
Etatisirung seit 1834, an die Habilitationsbestimmungen für Privatdocenten, an die Einrichtung der theologischen
Candidatenprüfungen, an die Einführung der Quästur nach dem Regulativ vom 18. April 1834, an die
Stipendiaten-Ordnung vom Jahre 1834, an die Gesetze für das Convictorium und die Vermehrung desselben, an das neue
Disciplinargesetz für die Studirenden, nebst Beilagen, publicirt am 5. Juli 1835 u. s. w. (vergl. Landtagsnachrichten
S. 3969, 3986, 4015 ec. in den Beilagen zur Leipz. Zeitung vom J. 1834); insbesondere aber an den Umbau des alten
Mittelgebäudes des Paulinums, und an die Einrichtung dieser ehemaligen Bibliothecana zu einem naturhistorischen
Museum der Universität, das daselbst durch die Aufstellung der seit Kurzem sehr vermehrten naturhistorische
Sammlungen, namentlich der aus Staatsmitteln angekauften zoologischen und der schönen, der Universität
vermachten Schletter-Lacarrièreschen Mineraliensammlung, so wie der von den Kindern und Erben des verstorbenen
Prof. Dr. Ludwig der Universität geschenkten Ludwigschen Mineraliensammlung, für die akademischen Vorlesungen
über Naturgeschichte begründet, und wovon ein Theil des Locals der naturhistorischen Gesellschaft zu Leipzig zu
ihren Zusammenkünften und zu Aufstellung ihrer Naturschätze überlassen worden ist. (Vergl. No. 211 der
Leipz. Zeitung vom J. 1836.) Anderes noch wird vorbereitet, um die Umbildung des Ganzen noch einem Gesammtplane zu
vollenden.
Bei dem Umbaue jenes Mittelgebäudes des Paulinums hat man manches Eigenthümliche der alten, für das
Geheimniß und die Sicherheit, auch wohl für andere Zwecke noch berechneten Mönchsbaukunst gefunden; z. B.
in der ehemaligen Bibliothecana eine zugemauerte, sehr versteckte kleine Wendeltreppe und ausgehöhlte Pfeiler, durch
die man vielleicht mittelst eines Sprachrohrs in die untern Behältnisse hat Befehle gelangen lassen können,
sodann kamen an einigen Feldern der rechten Wand des großen Kreuzganges schwache Spuren eines schon bei
früheren Bauen, vielleicht schon vor Börners Zeit, zerstörten Frescogemäldes zum Vorschein, welches
das Martyrium der heil. Katharina dargestellt hat, wie man aus einigen nur mit Mühe zu entziffernden Versen in
Mönchsschrift und aus einigen Fragmenten von Figuren schließen konnte. Bei näherer Untersuchung fanden
Sachverständige, daß eine Restauration dieser unbedeutenden Ueberreste weder ausführbar, noch für die
Kunstgeschichte ersprießlich gewesen sein würde. Noch fand man beim Einreißen des alten Paulinums in
einer Mauerhöhlung ein Manuscript, das eine Geisterbeschwörung mit vielen Citationsformeln und bunten Malereien,
gute und böse Geister u. s. w. vorstellend, enthielt. Auch in den tiefen Gruben und Gräbern des alten
Dormitoriums fand man Backsteine, gemalte und mit erhabenen Figuren verzierte Ofenkacheln, die schon zu einem
früheren Bau, zu dem Schlosse Dietrichs im zweiten Jahrzehend des 13. Jahrhunderts, gehört haben mußten
und dann zu dem Klosterbaue wieder angewendet worden waren. In einer Tiefe von 6-8 Ellen war der Grund dieses
Gebäudes, an der Seite unter der Oberfläche nach dem Zwinger zu, mit Kalk gedüngt und mit Farbe
überstrichen. Ferner entdeckte man in der Mitte dieses alten Gebäudes, nach dem rechten Flügel zu, ein mit
einer Kuppel überwölbtes, gegen 24 Ellen tiefes Behältniß, worin sich eine Scheidemauer und unten
eine Verbindungsthüre befanden. In diesem Raume war reines (Cisternen-) Wasser und an den Mauern sah man Spuren von
den Wangen einer ehemaligen Treppe. Ingleichen waren noch Stücke Sargbretter mit zerstörten zinnernen Handhaben
vorhanden. Dergleichen runde und überwölbte Räume fand man auch in dem Kreuzgange des Mittelgebäudes,
nur nicht von jener Größe und Tiefe, und bei denselben Röhrenleitungen von thönernen, mit
zapfenartigen Einfassungen versehenen Röhren. - Unter dem Zwingerhause enthielt, sonderbar genug! ein tief gelegtes
Mönchsgrab keine Spur von Knochen, Zähnen u. s. w., wie die übrigen, sondern blos eine Mönchskutte,
mit einer Art von Calotte, an welcher eine Haartour angenäht gewesen war; unter dem einen Arme der Kutte lag ein
Buch, das aber unleserlich und zerstört war, unter dem andern ein mit Sammt überzogenes, ganz unscheinbar
gewordenes Schreibtäfelchen; von einem Körper aber, wie gesagt, nicht die geringste Spur. In einigen andern
Gräbern, welche aber dem Ansehen nach noch nicht zu den ältesten gehörten, fand man Särge, vor welchen
Vorlegeschlösser hingen. - Wir verdanken diese Notizen einem Augenzeugen, dem Herrn Obermeister Moser.
21) S. die Verhandlungen und Berichte, hierüber in den Landtagsnachrichten der Leipz. Zeitung vom Jahre 1833 S. 140
fgg. und den Aufsatz des Baumeisters, Herrn Baudir. Alb. Geutebrück, über den Bau des Augusteums in der Wiener
Allgemeinen Bauzeitung mit Abbildungen von Ludw. Förster. 1836. N. 9 u. 10, dem wir hier gefolgt sind, wobei wir auf
die der Bauzeitung beigefügten Risse, Blatt, XVI u. XVII, verweisen.
22) S. den Bericht in der außerordentl. Beilage zur Leipz. Zeitung vom J. 1831, No. 290. Die Reden des Rectors der
Universität und des Bürgermeisters der Stadt Leipzig sind in der Leipziger Fama (1831, No. 50) vollständig
mitgetheilt.
23) Die Wiener "Allgemeine Bauzeitung" giebt in den beigefügten Abbildungen ein genaues Detail auch über die
Dachfenster. "In Leipzig, heißt es daselbst S. 68 in der Anm., kostet ein solches Dachfenster ganz von Eisenblech 8
Thaler, mit kupfernem Rahmen 9 Thlr., und eine Glastafel hierzu, l Thlr. Diese nach der Dachflucht gelegten Dachfenster
sind nach Art der in ganz Norddeutschland vielfältig angewendeten construirt und sollten billig die theuern und sonst
unbequemen herausgehobenen, mit einem besondern Dache versehenen Dachfenster ganz verdrängen. In Leipzig ist diese
Art Dachfenster, die nach der Dachflucht gelegt sind, bereits gegen 30 Jahre bei Schiefereindachungen üblich. Sie
widerstehen dem Eindringen von Schnee und Regen und haben außer den Vortheilen der Wohlfeilheit und Einfachheit noch
die, daß das direct in den Boden einfallende Licht dieser Fenster den Dachraum sehr gut beleuchtet, womit also die
Zahl der Bodenfenster vermindert werden kann, und daß vermöge ihrer Stellung die Aufsicht über eine
Dachfläche, wie das Heraussteigen auf dieselbe sehr erleichtert wird, was nicht nur bei Dachreparaturen, sondern auch
bei Feuersgefahr von großer Wichtigkeit ist." Ferner heißt es daselbst No. 10: "Die Dachverbindung hat aus
vielen Rücksichten besondere Sorgfalt in Anspruch genommen. Die verschiedene Tiefe des Gebäudes bedingte die
Forstlinie des Daches nach der Mitte her freistehenden, schmälern Giebelseite, so wie her mit einem Frontispice
versehene, vorspringende Mittelbau die Direction der obern Dachfläche auf die freie Balkenlage brachte, was die
Anordnung eines besonderen Längeverbandes im Hängewerke des Mittelbaches und die Verschiedenheiten her
Querbänder herbeiführte. Die Dachrinnen liegen unterhalb her Dachfläche und sind mit einer Blende, in Form
einer niedern Attica, von verzinntem Eisenbleche versehen." Der Schiefer zu der Dachung, mit Ausnahme des mit Metall
gedeckten Frontispices ist aus den Brüchen bei Saalfeld bezogen worden und hat sich als ein vorzügliches
Dachmaterial, bewährt.
24) S. den Aufsatz des Baudirectors Geutebrück in der unter 21 genannten Bauzeitung.
25) Aus dem von dem Baudirector Geutebrück, dem Schinkelschen Plane gemäß, gefertigten Bauanschlage
theilen die Landtags-Nachrichten in der Leipziger Zeitung vom Jahre 1833, S. 401 fgg. folgende Angaben der Baukosten mit:
"Der Kostenbetrag für den Auf- und Ausbau des Augusteums, mit Ausschluß des für Abtragung des alten
Gebäudes, für Bildhauer-Arbeit und Ameublement erreicht die Summe von 107.440 Thalern mit Zurechnung des Werthes
der alten brauchbaren Materialien; davon betragen die Hauptansätze für den Grund- und Kellerbau 16.900 Thlr.,
die für den Hochbau 90.540 Thlr. Unter dieser Summe ist auch die Anlegung besonderer Luftheizung in gewissen
Räumen, nämlich den beiden großen Auditorien im Erdgeschosse, der Aula, dem physikalischen Auditorium, dem
Lesezimmer der Bibliothek, den beiden Auditorien und Cabinette nach dem Hofe zu und dem Custodenzimmer in der ersten Etage
begriffen, und der Kostenbetrag dafür ohngefähr zu 1000 Thlrn. berechnet. Es fand jedoch diese Einrichtung bei
der Kammer eine weniger günstige Aufnahme, und auch der Baudirector Geutebrück hat, bei genommener
Rücksprache mit ihm, solche, abgesehen von ihrer sonstigen Zweckmäßigkeit, gerade in diesem Gebäude,
nicht von so vorzüglicher Nützlichkeit erkennen mögen, weil die dazu bestimmten Räume nicht
gleichzeitig erwärmt werden müssen, mithin oft blos für einen oder einige die Heizung des Ofens nöthig
werden würde; daneben aber hat derselbe bemerkt, daß im Souterrain, die Luftheizungsöfen bereits angelegt,
mithin ein Theil der Kosten verwendet worden, und wenn schon durch Aufstellung bloßer Oefen statt der Luftheizung
noch eine Kostenersparniß von einigen Hundert Thalern gemacht werden könnte, so möchte solche doch nicht
sofort von der Hauptsumme gekürzt werden, wenn es möglich werden solle, damit ohne eine neue Nachbewilligung
auszukommen. Ueber die vorangegebenen 107.440 Thlr. für das Gebäude, sind in einem Anhange a) 410 Thlr. für
einen Blitzableiter über das ganze Gebäude, b) 520 Thlr. für Erneuerung des Giebels vom Kreuzgange der
Kirche, Veränderung der Dachrinnen und Herstellung einer Mauer vor dem kleinen Hofe, so wie c) 230 Thlr. für
Anlegung eines Brunnens festgestellt worden. Außerdem waren zur Ausführung des Schinkel'schen Planes noch
erforderlich : d) 1849 Thlr. 20 Gr. zu Ausführung der Bildhauer-Arbeit am Portal, e) 644 Thlr. l Gr. 6 Pf. zu
Anschaffung des hierzu nöthigen Steinwerks, mit Einschluß der Transportkosten, und f) 5000 Thlr. ohngefähr
zu Bildhauerarbeit am Fronton. Dadurch steigt die Hauptsumme auf 115.993 Thlr. 21 Gr. 6 Pf. Hierbei sind aber die Kosten
des Abbrechens des alten Gebäudes, des Ameublements, der Schränke und Repositorien in der Aula, der Bibliothek
und dem physikalischen Cabinet nicht berücksichtigt, weil man letztere im Voraus nicht genau zu specificiren im
Stande war.
26) Das Verfahren ist in der gedachten "Bauzeitung" Nro. 10 Anm. genau beschrieben. Uebrigens sieht die fertige Masse wie
Sandstein aus, und wird außerordentlich fest. Die Kosten einer solchen Bildhauerarbeit stellen sich zur Arbeit mit
festem Stein wie 1 zu 3. Wenn nun gleich solche Surrogate die Dauer nicht haben, welche ein guter Sandstein darbietet, so
gewährt doch die Anwendung guter hydraulischer Cemente, bei Bildhauerarbeiten, die ins Freie kommen, allerdings die
Vortheile erleichterter Arbeit, großer Dauer, Festigkeit und Wohlfeilheit.
Die Bedeutung der Sculpturen im Fronton hat der verstorbene Böttiger in dem "Artistschen Notizenblatte" Nro. 13, bei
der Abendzeitung vom Jahre 1834, entwickelt, und der Verfasser dieser Schrift hat dabei noch eine Mittheilung des Bildners
in Betreff jener Gruppen, der Arabesken und der Figuren des Portals, deren Sinn übrigens das Werk selbst schon
verdeutlicht, verglichen und benutzt.
27) Es ist Pflicht, hier auch die wackern und tüchtigen Meister zu nennen, welche, unter der Oberleitung des Raths-
und Universitäts-Bau-Directors, Herrn Albert Geutebrück, zu der Ausführung des Baues des Augusteums im
Ganzen sowohl als in seinen Theilen mitgewirkt und das Werk thätig gefördert haben. Herr Moritz Ludwig Hein in
Leipzig hat die Aula gemalt. Die Stuccaturarbeiten und den Marmor in der Aula fertigte vorzüglich der Berliner
Stuccaturer Herr Franke, in Gemeinschaft mit dem Leipziger Stuccaturer und Marmorirer, Herrn J. Abrah. Dietrich. Die
Maurerarbeiten sind von dem Leipziger Obermeister und Oberältesten Herrn Gottlob August Moser besorgt, die
Zimmerarbeiten und die Materialien dazu von dem Leipziger Zimmermeister Herrn Joh. Bernh. Wieting geliefert, die
Schlosserarbeiten vom hiesigen Schlossermeister Herrn Joh. Gfr. Walther und einigen anderen gefertigt worden. Den
Parquetboden in der Aula hat der hiesige Tischlermeister, Herr L. Wilh. Neef gelegt, der Tischlermeister, Herr Joh.
Gottlieb Böhr hat, nach den erhaltenen Angaben, die beiden Rednerstühle in der Aula, und insbesondere das
schöne Hauptthor des Augusteums verfertigt. Die Vergoldung an dem Geländer der Galerie hat ein hiesiger
Taubstummer (bei dem Vergolder und Holzbronze-Fabrikanten Herrn Buchheim) gearbeitet. Die Steinmaterialien zu dem
Gebäude sind aus dem Mannsdorfer Steinbruche bei Zeitz von den Steinhauermeistern Herrn Ehmig, Herrn Schirmer u. A.,
die Platten zum Trottoir aber sind aus dem Rochlitzer Steinbruche von Herrn Haberkorn geliefert worden.
28) Der Luftheizungs-Apparat (s. Herrn Geutebrücks Aufsatz in der "Bauzeitung" S. 66, 2. Sp.) ist im Wesentlichen der
in C. L. Engels "Richtiger Anweisung zur Heizung mit erwärmter Luft" (Berlin 1830) beschriebene, und hiernach wird
auch der Rauch im Schornstein mittelst der Führung durch metallene Röhren als Erwärmungsmittel benutzt. Die
Ausströmungsöffnungen der unmittelbar von der Heizkammer kommenden Wärme befinden sich an der linken Seite
der Aula.
29) Die Verdienste Börners, welcher seine eigenen Bücher und die von ihm aus dem Nachlasse des Petrus Mosellanus
erkauften Classiker der Pauliner-Bibliothek schenkte, und einen Katalog nach den Facultäten entwarf, schildert
Joachim Feller (vergl. die 14. Anm. und Vogels Annalen S. 156 fg.). Nächst Börner erwarb sich ein sehr
großes Verdienst um die innere und äußere Gestalt der Bibliothek bei oben genannte rastlos thätige
Vorsteher derselben (seit 1676), der Professor der Dichtkunst Joachim Feller aus Zwickau (st. 1691.). Er bewerkstelligte
die Verbindung der Collegien-Bibliotheken mit der Pauliner-Bibliothek, er bewog durch zwei lateinische Elegieen mehrere
Bücherfreunde, die Bibliothek mit Büchern und Instrumenten zu bereichern, er schmückte die Räume der
Bibliothek mit Bildnissen berühmter Männer, und verfertigte einen neuen Katalog, (Catal. Codicum manuscriptorum
in Acad. Lips. Lipsiae l686.) Unter den folgenden Bibliothekaren sind insbesondere Dr. Chr. Friedr, Börner (aus
Dresden, Prof. der Theol. st. 1753), der Prof. der Geschichte Chr. Gottlieb Jöcher (st. 1758), Fr. Wolfg. Reiz (Prof.
der Dichtk., st. 1790) und Dr. Chr. Dan. Beck (st. 1832) zu nennen. Man vergl. Joach. Felleri et Chr. Gtli. Joecheri
"Oratt. de bibliotheca Academiae Lipsiensis Paulina" Lips. 1744; über die Schenkungen und Vermächtnisse vor und
seit d. J. 1780 s. m. Leonhardi's "Geschichte und Beschreibung der Stadt Leipzig", S. 595 fgg.; Schulze "Geschichte der
Universität Leipzig" S. 129-138, Kreußlers "Geschichte der Universität Leipzig" (Dessau, 1810) S. 132-144;
Dr. Gretschel: "Die Universität Leipzig" S. 47 u. 144 fgg.) und desselben: "Leipzig und seine Umgebungen" S. 339 fgg.
Ueber die genannten Klosterbibliotheken und die ersten Anfänge der Pauliner-Universitäts-Bibliothek verweisen
wir auf des im J. 1834 verst. K. S. Hofraths und Oberbibliothekars Friedr. Abo. Ebert "Geschichte und Beschreibung der
königl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden," der als Einleitung die Geschichte der sächs. Bibliotheken bis
zur Reformation vorausgeht, und ein Anhang S. 353 fgg. beigefügt ist, in welchem, die vorzüglichsten
Schätze der Leipziger Universitäts-Bibliothek an ältern gedruckten Werken von Ebert genannt werden. Er
zeigt, daß die Leipziger Universitäts-Bibliothek die besten Materialien zur Geschichte des sächsischen
Bücherwesens des Mittelalters enthält, und daß ihr Manuscriptenschatz eine genaue Beschreibung verdient. -
Noch könnte in der Universitäts-Bibliothek das Album der Universität, wie dies bei andern
Universitäts-Bibliotheken der Fall ist, wenigstens das aus der früheren Zeit, unter den Handschriften mit
aufbewahrt werden, überhaupt scheint es zweckmäßig, alle, Urkunden, die mehr für die Geschichte der
Universität, als für die Verwaltung von Werth sind, aus den Verwaltungsarchiven in einer eignen Sammlung auf der
Bibliothek zu vereinigen und daselbst aufzubewahren.
Für die Universität Leipzig hat das Ministerium des Cultus und des öffentlichen Unterrichts eine besondre
"Bibliothek-Ordnung" (Dresden 3. April 1833,) erlassen, deren zweiter, besonders gedruckter Abschnitt sehr liberale
Bestimmungen über den Besuch und die Benutzung der Bibliothek enthält.
30) Dieses Festprogramm wird einst ein schönes Blatt in Gottfried Hermanns Werken sein. Wir führen daraus blos
die Stelle an, welche das Ganze schön und treffend bezeichnet. S. 11. fg. "Consecrari placuit aedes statuae Regis
effigie decoratas in nostra urbe, quae aedes essent necessitatibus Academicis destinatae. Ac profecto non potuit aut locus
dignior aut usus aedium aptior inveniri. Nam qui ipse non solum eximie amabat litteras, sed etiam egregie versatus in iis
erat, ita ut essent doctrinae quas accuratissime teneret, ei convenientissimum erat ejusmodi monumentum, quod in perpetuum
posteris propensionem ejus ad ea testaretur, quae quod ad eruditionem et sapientiam ducunt, potissima homini atque omnium
prima esse debent. Nobis autem nihil potuit contingere optatius, quam ut regem, qui hanc Universitatem nostram tanta
benevolentia amplexus esset, tantaque liberalitate adjuvisset; ut ingens nobis sui reliquerit desiderium, etiam post
mortem tamquam praesidium nostrum colere ac venerari possemus."
31) Der Hauptinhalt dieser Rede, und der Promotionshandlung ist in der Leipziger Zeitung Nro. 188 vom 6. August 1836
auszugsweise gegeben worden.
32) Die Donations-Urkunde dieser ersten Gründer des akademischen Paulinums und der in demselben befindlichen und an
dasselbe geknüpften Stiftungen ist ein ehrwürdiges Denkmal in der Geschichte Sachsens und ein Kleinod der
Hochschule. Sie ist, soviel uns bekannt, bis jetzt noch nicht gedruckt, auch in den hierüber verglichenen
Schriftstellern nicht einmal als vorhanden citirt worden. Zwar kommen zwei Stellen derselben in den ungedruckten Acten der
zu Dresden im J. 1541- gehaltenen Ausschußversammlung vor (s. Dolz's Gesch. Leipzigs S. 191); auch erwähnt Dolz
a. a. O. ein auf das Kloster Pegau zu Weissensee am 21. April 1544 ausgefertigtes Rescript; es sind ferner in der "Neuen
Landes-Ordnung Herzog Moritzens, zu Sachsen, die drei Schulen zu Meißen, Merseburg und zur Pforte, wie auch, etliche
andre Articul betreffend, Montags nach Trinitatis An. 1543," (Cod. August I., S. 14) die Schenkung des Pauliner-Klosters
mit allen seinen, Gebäuden, die 600 Scheffel Korn zu gemeinem Tisch für arme Studenten und die Stiftung der
Stipendien ausdrücklich, angeführt, und schon Vogel hat diese Stellen wörtlich aus jener "Neuen
Landes-0rdnung" in seine Annalen S. 152 aufgenommen; allein obengenannte Schenkungs-Urkunde über das Pauliner-Kloster
und Zugehör, von den herzoglichen Brüdern, Moritz und August, datirt Weissensee am 22. April 1544, ist
später als die Landtagsschrift, die Dolz anführt, und als die neue Landesordnung, nachdem die Uebergabe des
Paulinums an die Universität bereits erfolgt war, ausgestellt worden. Sie bezieht sich ausdrücklich auf einen
früheren "Brief des Herzogs an die Universität vom. 29. Mai 1542"; auch hat sie blos einzelne Stellen aus der
obengedachten Landtagschrift von 1541 aufgenommen, und mit Bezug auf den früheren Schenkungsbrief bemerkt, "aus
beweglichen Ursachen, und sunderlich, daß die Universität dieses Einkommens desto gewisser, haben Wir
nachfolgende Aenderung darinnen gemacht u. s. w."; das von Dolz erwähnte Rescript aus Weissensee vom 21. April 1544
aber ist wahrscheinlich an das Kloster Pegau gleichzeitig erlassen worden, um die Verfügungen der Schenkungs-Urkunde
vom 22. April zur Vollziehung zu bringen. Das Scriptum Principis quod libello, edito invulgabatur, welches Böhme a.
a. O. S. 81 (s. die 14. Anmerk.) anführt, ist ohne Zweifel der erste, von dem Herzog Moritz an die Universität
gerichtete Schenkungsbrief vom 29. Mai 1542; denn Börner sagt dort ausdrücklich, das Geschenk sey noch nicht
übergeben gewesen, diese Uebergabe aber erst durch ein späteres Rescript vom Monat Juni (1543) dem
Schloßhauptmann von Carlowitz aufgetragen worden. Da leider die beiden in der 14. Anmerkung genannten lateinischen
Handschriften Börners nicht aufzufinden sind, so können wir nicht sagen, ob Börner in denselben noch der
Haupturkunde vom 22. April 1544 gedacht hat. Wir haben daher diese wichtige Urkunde, als bis jetzt, soviel uns bekannt
ist, noch ungedruckt und nicht einmal citirt, nach einer auf dem Universitäts-Archiv, wo sie sich im Original
befindet, durch die Güte des Rectoris Magnifici und des Universitäts-Gerichts erhaltenen vidimirten Copie dieser
kleinen, dem Paulinum und dem Augusteum gewidmeten Schrift, als Anhang beigefügt.
33) Ueber das Alter der Leipziger Fischerinnung, die am 3. August ihr Jahresfest feierte, gibt Dr. Gretschel in seinen
"Beiträgen zur Geschichte Leipzigs" S. 138 urkundliche Nachrichten. - Ueber die Entstehung, die Ausbildung und den
gegenwärtigen Bestand des Schützenvereines findet man belehrende Auskunft in einer aus Acten und andern noch
nicht benutzten Quellen gezogenen kleinen Schrift: "Die Schützengesellschaft zu Leipzig." Von Dr. C. C. C. Gretschel
(Leipzig 1836), wo auch S. 27, 48, 63, 86 und 88 über die Theilnahme, welche die Landesfürsten dem
Schützenvereine seit alten Zeiten stets bewiesen haben, und über die der Schützengesellschaft
zugehörigen Pocale, Ehrenbecher u. s. w. nähere Nachrichten mitgetheilt werden. - Noch führen wir daraus
an, daß das neue große Gesellschaftshaus der Schützen - eine wahre Zierde Leipzigs - unter der Leitung
der Herren Wieting und Walther erbaut, und am 20. August 1834 eingeweiht worden ist. In demselben verdient der
große, auch von Innen schön ausgestattete, Gesellschaftssaal bemerkt zu werden. Er ist 89 Fuß lang, 49
Fuß breit und gegen 30 Fuß hoch. In ihm wurde im Jahre 1835 das achtzigjährige Geburtsfest des verewigten
Königs Anton, im Jahre 1836 das Einweihungsfest der deutschen Buchhändlerbörse, und am 3. Aug. 1836 das
Fest der Einweihung des Augusteums durch ein großes Mahl gefeiert, dessen im Texte gedacht worden ist.
34) S. die vorige Anmerkung.
35) Man sehe die Landtags-Nachrichten S. 3965 ffg. in der Außerordentlichen Beilage Nro. 384. zur Leipziger Zeitung
vom 31. Mai 1834.
|
Anhang
Haupturkunde, die Schenkung des Paulinums nebst Zugehöör an die
Universität Leipzig betreffend, datirt Weissensee, am 22. April 1544.
Vergleiche die 32. Anmerkung
|
In dem Nahmen des Allmächtigen Gottes, Amen!
Von deßelben Gnaden, Wir Moritz, Hertzog zu Sachßen, Landgraff in Duringen, und Marg-Graff zu Meißen
pp. Bekennen vor uns, dem Hochgebohrnen Fürsten, Herrn Augustum, Hertzogen zu Sachßen pp. Unsern
freundlichen, lieben Brudern, auch unser beyder Erben und Nachkommen, und thuen Kundt mit diesem unsern Brieffe, kegen
Männiglich zu ewigen Zeiten.
Nachdem wir nach Christi, unsers lieben Herrn, Geburth, im Tausend, Fünffhundert und Zwey und Vierzigisten Jahre,
unsere Universität zu Leipzigk mit Zwey Tausend Gülden Rheinisch, Jährlichs Einkommens, mehr denn Sie
zuvor gehabt, zu Gottes Lobe und gemeinem Nutze, genädiglich begabet, Innhalts unsers derhalben gemelter
Universität zugestellten Briefes, der geben ist deßelben Jahres den Neun und Zwanzigsten Tag des Monaths
May, Und wiewohl wir dieselben Zwey Tausend Gülden von dem Closter Petersberge und Pegau zu geben verordnet; So
haben wir doch aus beweglichen Ursachen, und sunderlich, daß die Universität dieses Einkommens, desdo
gewißer, nachfolgende Ändrung darinnen gemacht. Nehmblich haben wir der Universität nachfolgende
Dörffer eigenthumblich und erblich mit allen ihren Diensten, Zinnßen, Gerichten und Gerechtigkeiten, nichts
ausgeschloßen, sundern in allermaaßen, das Closter zu St. Thomas in unser Stadt Leipsigk, solche
Dörffer ingehabt, die genoßen und gebraucht, oder die hätte genießen und gebrauchen mögen
zugestellt und erblich eingeräumet, Und seynd derselben Dörffer Nahmen: Holzhausen, Zuckelhaußen,
Kleine Peßna, Wolffshayn, und Zwenfort, und derselben unserer Universität solliche Dörffer, sambt
ihren Geldt, Getreydig', auch Hünner und Kapphahnen Zinnßen, Pflugen und Handfrönen, Wiesewachs und
Teiche, welches alles auf Fünffhundert, Sechs und Fünfftzig Gulden, Acht Groschen, Neun Pfennige, und ein
alter Pfennig, sambt den wiederkäufflichen Zinnßen, des Closters zu St. Thomas, welche sich bis in Hundert,
Acht und Vierzig Gülden, und ein Groschen erstrecken, vor Sieben Hundert, Vier Gulden Neun Groschen, Neun
Pfennige, und ein alter Pfennig, Jährlicher Nuzung angeschlagen, Darüber haben wir, an Bemelte unsere
Universität gewiesen ezliche erb- und wieder käuffliche Zinnße von Sant Georgen Closter zu Leipzigk,
welche Jährlich an aller Nuzung Hundert, Vier und Dreyßig Guldten, Achtzehen Groschen, und Zehen Pfennige
erreichen, Uiber diez haben wir von Sant Paulus Closter zu Leipzigk, an die Universität weißen lassen,
Hundert, Sechs und Dreyßig Gulden und Fünff Grofchen, an Jährlichen Geldt, Zinnßen, undt ihr
darüber das Geholtz bey Welckewiz, so demselben Closter zugehört hat, seyndt Vier Hundert und Siebenzehende
halben Acker vor Zweyhunderdt und Fünffzigk Güldten, Jährlicher Nuzung angeschlagen, Thut in allen
Tausent Zwey Hundert, Fünff und Zwantzig Gülden, Zwöllf Groschen, Sieben Pfennige, und einen alten
Pfennig, Wovun aber söllche Zinnße und Nuzung allenthalben gefallen, haben wir in ein versiegelt Register
begreiffen, und der Universität zustellen laßen.
Ferner haben wir Gott zu Lobe vielgemelter unserer Universität, das Gebäude des Pauler-Closters zu Leipzigk,
mit allen dazu gehörenden Häußern, Gebäuden, Geräumen, auch der Kirchen und dem Kirchhoffe
in allermaßen etwann die Pauliner-Münnche dasselbige inne gehabt, genoßen und gebraucht, dergestallt,
daß die Universität söllches mit gleicher Freyheit und Gerechtigkeit, wie die andern Collegia,
söllen inne haben, genießen und gebrauchen, zugestellt, eingeräumet und verordent, daß darinne
ein gemeiner Tisch vor die Studenten, soll gehalten werden, wie wir dann auch gleiche Immunität und Freyheit,
demselben Collegio, in und mit Krafft dieses Briefes, geben, doch den frembden Bierschenck darein ausgeschloßen,
dergestallt, wo Noth vorfiele, daß Wir, unsere Erben und Nachkommen, sollich Collegium in Kriegs-Läufften,
oder sunst zu unser Nothdurfft, die Stadt zuschützen, brauchen wollten, daß Uns daßelbe zu jeder Zeit
frey seyn soll, aber one das, soll daßelbige Collegium vor die Studenten gebraucht werden, (So haben wir auch zu
dem gemeinen Tisch, Sechs Hundert Scheffel Korns und den Haußrath, im Pauler-Closter verordent, Nachdem aber
daßelbige Getreyde mit Unkosten an andern Örtten muste geholt, und kegen Leipzigk gebracht werden, Ordenen
wir, daß Dreyhundert Gulden Jährlich davor sollen gegeben, *) und wollen, daß dieselben Dreyhundert
Gulden sambt den Siebenhundert, Vier und Siebenzigk Gulden, acht Groschen, Vier Pfennige, welche zu den vorgemeldten
Tausend, Zweyhundert, Funff und Zwanzig Gulden, Zwölff Groschen, Sieben Pfennig, ein alter Pfennig, damit die
Zwey Tausend und Dreyhundert Gulden ersezt, und also in einer Summa Tausend, Vier und Siebenzigk Gulden, Acht Groschen
und Vier Pfennige von dem Closter zu Pegau Jährlich der Universität zu Leipzigk, sollen gereicht und gegeben
werden, Doch ist unser Will ob an Zinnß-Getreyde der Fünff Dörffer einiger Zugang seyn würde,
daß derselbige Niemands , dann dem gemeinen Tische zu gut kommen sölle, Kegen dieser unser und der vorigen
Donation, soll in unser Universität in allen Facultäten fleißig gelesen und gelehrte beruffene Leuthe
aufs Beste mann die daselbst, oder auch anderswo bekommen kann, zu den Lectionibus gebraucht werden, Darumb behalten
wir uns auch Vhor, etliche Stipendia zusammen zu schlagen, vor beruffene und vornehmliche gelehrte Leuthe in unsere
Universität zu verordenen, wenn und so offte uns sölliches gefällig oder gelegen. Es soll auch der
gemeine Tisch fürderlich angerichtet, und Statuta im Pauler-Collegio gemacht, und uns, die zubestätigen,
fürgetragen werden. Wir wollen auch, daß nun hinförder einem jechlichen Rectori neben andern
Arttickuln, in seinem Eydt eingebunden werde, daß er der Universität und aller derselbigen Collegien, und
sunderlich auch dieses Neuen Pauler-Collegii Privilegia treülich bis auff uns schüzen und handhaben
sölle,
Und nachdem wir auch sunst Hundert Stipendia vor die Jugend, zu Förderung ihres Studierens, geordent, So haben
wir Fünff söllcher Stipendien obgedachter unserer Universität, incorporiret, die wir auch hiermit
gegenwärttiglich derselbigen incorporiren, und wollen, daß nun hinförder zu ewiger Zeit die gemelte
unsere Universität, auf sollche Fünff Stipendia vor Fünff Junge und Studiosos Magistros in Theologia,
ein, zwey, mehr, oder weniger Jahr, nach Gelegenheit die Nomination haben sölle, und wiewohl Unser Ausschreiben
vermag, daß wir Unsere Universität Sechs Hundert Scheffel Korns, wie obgemeldet, Jährlich zulegen
wollten; weil wir aber am statt solches Korns Drey Hundert Gulden Jährlich an die Universität gewiesen, (So
haben wir derselben unserer Universität aufgelegt, daß Sie alles Korn und Weize, so Sie zu Zinnße
iezo in den Fünff Dörffern bekömmet, dem Gemeinem Tische im Sanct Pauli Collegio laßen, und jeden
Scheffel Korn und Weitzen mit einem halben Gulden von den vorgedachten Dreyhundert Guldten bezahlt nehmen soll; Alles
Gott zu Ehren, dem sey Lob und Preiß in Ewigkeit, Amen!)
Zu Uhrkund mit Unserm anhangenden Insiegel wißentlich besiegelt und uns mit eigener Hand unterschrieben.
Geschehen und geben zu Weißensehe den Zwey und Zwantzigisten Tagk des Monaths Aprilis, nach Christi, unsers
lieben Herren, Geburth, im Funffzehen Hundert und Vier und Vierzigisten Jahre:
M. H. zu Sachßen.
AUGUSTUS, Hertzog zu Sachßen.
Die Uebereinstimmng mit der Urschrift bezeugt
Christian Ernst Mirus,
Universitäts-Secretair.
* Diese Stelle steht in den von Dolz a. a. O. citirten, ungedruckt vorhandenen Landtagsacten der Ausschußversammlung zu Dresden im J. 1541.
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