aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (6086)
geschrieben am 01. November 2005 10:51:25:
Re: Leipzigs Identitätszeichen als Universitätsstadt! Hört, hört!
Als Antwort auf: Re: Leipzigs Identitätszeichens als Universitätsstadt! Hört, hört! geschrieben von Michael Weiss am 01. November 2005 05:15:26:
>Aber nein, das hatten die Vorstaende ja nicht noetig...
Dieser Satz muß differenziert werden.
Vieles konnten die ersten Vorstände nicht wissen. Drei Punkte möchte ich dazu aufführen.
1.
Bis zum Jahre 1989 war das Thema Paulinerkirche tabu und brachte an der Karl-Marx-Universität dienstrechtliche Konsequenzen, falls jemand die Sprengung öffentlich ansprechen wollte.
D.h. das Wissen um die Universitätskirche St. Pauli, die Sprengung und die damit verbundenen Zusammenhänge mußten neu erarbeitet werden. Dieses Wissen u.a. um den geschichtlichen Reichtum der Stadt Leipzig und der Universität wird den Bürgern bis heute vorenthalten, denn nichts anderes verkörpern die ca. 500 "verschwundenen Bürgermeister, Rektoren, Amtsträger, vielen Gelehrten und namhaften Bürger" in der Universitätskirche St. Pauli.
2.
Bei dem verkorksten Karl-Marx-Platz konnte sich "im ersten Moment" kaum jemand vorstellen, daß der Wiederaufbau möglich ist.
Zudem fühlten sich bestimmte Personen aus bestimmten Gründen auch im Gewandhaus und der Oper angegriffen, weil damit für diese jegliche Neubebauung fälschlicherweise in Frage stand.
Dabei vollzieht sich Stadtentwicklung in Generationen. Und der Gedanke, daß, wenn erst einmal der originalgetreue Wiederaufbau der Universitätskirche abgeschlossen ist, der Augustusplatz wieder an Ansehen, Attraktivität und ästhetischer Kraft gewinnt, so daß erst danach die nächsten Amtsträger über weitere Neu-, Rück- oder Umgestaltungen beratschlagen können, ist den Bürgern nicht vermittelt worden.
3.
Nicht nur in diesem Forum wurde insbesondere erst in den vergangenen Monaten ersichtlich, daß eben die fehlende Aufarbeitung und die Zudeckelung seitens der Universitätsleitung und der Stadtverwaltungsleitung eine Versöhnung in weite Ferne bringt und somit der Stadt Leipzig und dem Wissenschaftsstandort Leipzig immer mehr schadet!
Versöhnung wird erst möglich sein, wenn die ehemaligen Kader der HVA, Osteuropaspionage, der DDR-Altparteien etc. sich den erstgenannten Punkten stellen, sich nicht mehr einer Aufarbeitung verweigern und die sinnlose Torpedierung des spendenmittelfinanzierten, originalgetreuen Wiederaufbaus der Universitätskirche St. Pauli aufgeben.
Oder wollen diese, daß auf dem bisherigen Niveau weiter gewerkelt wird?