aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (7663)

geschrieben am 30. Mai 2006 01:43:43:

4.2.1.2 Transparenz - Hauptabteilungen des MfS

Gemäß dem Organigramm des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gab es eine ganze Menge Hauptabteilungen und Abteilungen, die sich mit Themen befaßten, die nicht nur politisch und ideologisch zukunftsorientiert an der Karl-Marx-Universität Leipzig betrieben wurden.

So fallen hierunter die Hauptabteilung X für Internationale Verbindungen, die Hauptabteilung II für Spionageabwehr sowie innerhalb der eigentlich zuständigen Hauptabteilung Aufklärung (HV A) die Sektoren Wissenschaft und Technik, die Politische Aufklärung BRD und die Sabotagevorbereitung sowie die Residenturen in anderen Ländern inklusive Schulung und Betreuung.

Zwar wurden hunderte Tonnen von Aktenmaterial vernichtet, worunter der Gesamtbestand der HV A war, aber wie das mit den Rosenholz-Dateien so ist oder anderen fehlzugeordneten Beständen, niemand derer kann sich sicher sein, da gewiß auch hier noch einige Mitarbeiter ihre „Lebensversicherung“ irgendwo sicher eingelagert haben und umfangreiches Material mit unbekanntem Ziel aus Objekten diverser Abteilungen 1989/90 ausgelagert wurde. D.h. auch hier ist die Erpreßbarkeit gegeben, da nicht nur interne Schulungen und Ausbildungen, geheime Treffs und Einweisungen sowie Geheimhaltungsunterlagen diese Kader auch personell verquickt.

Für diesen Zusammenhang ist das insofern wichtig, wie aus den Erklärungsbögen hervorgeht und aus diversen Listen zu Gehältern und Rentenansprüchen, daß auch damals junge Kader dabei auftauchen, die noch bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts im Erwerbsleben stehen.

Während B-Strukturen eher als perspektivische Leitungskader der Praxis aufgebaut wurden, galt die Kaderausrichtung für die HV A und anderer Hauptabteilungen des MfS eher der Unterwanderung von Wissenschaft und Technologie über Hoch- und Fachschulen der DDR ins Ausland. Schließlich war es notwendig, in allen Wissenschaftsbereichen die Kontakte in die nichtsozialistische Welt, insbesondere der ehemaligen Bundesrepublik, gezielt und kontrolliert auszubauen. Die Karl-Marx-Universität Leipzig hatte allein schon durch ihren Namen (Karl Marx hätte sich im Grabe herumgedreht, wenn er diesen degenerierten Spitzelschwachsinn geahnt hätte) die Verpflichtung, diesem „alle Ehre“ zu erweisen. Nach dem Neubau des Universitätskomplexes, der u.a. die Universitätskirche für immer aus dem Gedächtnis der Kulturwelt löschen sollte, folgte der Neubau eines der größten Stasikomplexe, ebenso auf historischem Boden, der die Geschichte der im Kriege zerstörten Matthäikirche tilgen sollte.