aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (7119)
geschrieben am 10. März 2006 01:40:49:
3.1 Transparenz – Gesamtplanungen
Wie man bekanntlich sagt, hat ein städtischer Organismus Zeit. Das heißt auf der anderen Seite (wie in den Jahren nach 1989 zu erleben war), Fördermittel bzw. Steuergelder, die möglichst schnell verbraten wurden bzw. werden sollen, führen selten zu sinnvollen, tragfähigen Ergebnissen, die sich in eine städtebauliche Qualität einfügen bzw. diese sogar noch bereichern (Geisteswissenschaftliches Zentrum der Universität Leipzig, Bildermuseum).
Ein wichtiger Punkt ist nachwievor, wie sich die Bürger mit diesen Bauten identifizieren, wie sie diese nutzen, ihren Gästen zeigen oder auch dafür bereit sind, Geld zu spenden.
Es ist folglich kaum vorstellbar, daß von Seiten der Bürger perspektivisch einmal Spenden für den Erhalt des größtenteils leerstehenden „aufgeschlagenen Buches“ alias Universitätshochhauses gesammelt werden. Ebenso ist es bestimmt mit den leerstehenden DDR-Bauten am Brühl. Selbst bei der Finanzierung erhaltenswerter denkmalgeschützter Leipziger Bausubstanz fehlt das Geld.
Was liegt daher näher, als dort anzuknüpfen, womit sich Bürger identifizieren können? Was liegt näher, als Bürger für ein sinnvolles Anliegen zu interessieren? Was liegt näher, als Bürger an einem wertvollen, verpflichtenden und für die Kulturwelt wichtigen Anliegen teilhaben zu lassen und sogar Spendengelder einzuwerben, damit dessen Gelingen unterstützt wird?
Aus diesem Grunde möchte ich zuerst auf einzelne Schwerpunkte kommen, die hierbei m.E. von besonderem Interesse sind.
Der Hauptgedanke ist hierbei, daß die Universität Leipzig in ihrem geschichtlichen wie städtebaulichen Kerngebiet zumindest jene Epochen erfahrbar und nachvollziehbar machen muß, die ihre Authentizität, insbesondere nach den Bombenangriffen im II. Weltkrieg und nach den Kulturverbrechen des Jahres 1968 wiederherstellen. Nur mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit kann dieses Anliegen gelingen.
In der Frage nach den städtisch prägenden Strukturen, die im Zuge der aktuellen Wiederbebauungen Beachtung finden müssen, können wir am einfachsten in vier Rubriken teilen.
Erstens sind es die Bereiche, wo ein Wiederaufbau zur Pflicht gemacht werden sollte. Zweitens sind es die Teile, wo man einen Wiederaufbau zumindest partiell in Erwägung ziehen müßte. Drittens gibt es Bauteile und bauliche Anlehnungen, die integriert werden könnten. Und viertens gibt es Bebauungsteile, die heute gewiß mit besseren Lösungen versehen werden können.