aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (7100)
geschrieben am 08. März 2006 03:08:43:
3.0.1 Transparenz - Andocken woran?
3. Transparenz - Was nachwievor sinnvoll ist
Auch wenn ich den obigen Titel für den dritten Teil vorsah, muß ich leider zuerst auf das eingehen, was an bürgerfremden und intransparenten Vorgängen bisher abgelaufen ist.
Danach folgt der eigentlich konstruktive Teil.
3.0.1 Transparenz - Andocken woran?
Schauen wir uns zuerst an, wo die städtebaulichen Maßstäbe Leipzigs liegen.
Hier sehen Sie das Johanneum übergehend zu dem Hofteil zwischen Goldenem Bären und Friedericianum.
Die Bedeutung des Johanneums verbindet sich nicht nur mit städtebaulicher Qualität, sondern gerade mit weltweit damals wie heute anerkannten Leistungen von Wissenschaftlern der Universität Leipzig. In diesem Falle ist es z.B. Wilhelm Wundt u.a. dem Psychologischen Institut und der experimentellen Psychologie. D.h. wo in den Zimmern, Gängen und Labors eben jene Versuche und Untersuchungen liefen, die heutzutage zum klassischen Bestand der Wissenschaften gehören.
Aber statt wieder an hervorragenden Leistungen der Universität Leipzig anzuknüpfen, soll an die nachweislich verschlissenen und funktionsunfähigen Strukturen der zukunftsweisenden „sozialistischen“ Bauten „angedockt“ werden.
Da ich auch keinerlei Rückmeldung von dem damals zuständigen Staatshochbauamt (heute SIB) bekam, muß davon ausgegangen werden, daß zuständige Mitarbeiter sicherlich ihre Gründe hatten, sich über die Bau-, Geistes- und Kulturgeschichte der Universität Leipzig hinwegzusetzen und an dem Klumpatsch zu orientieren, der eben dort steht und die Attraktivität Leipzigs weiter schmälert..
Die Öffentlichkeitsarbeit der Universität Leipzig gibt sich noch heute selbst die Ehre, diesen „großen sozialistischen Wurf“ zu preisen, so daß man ihn nicht weiter kommentieren muß. An der Stelle, wo früher Goldener Bär und Johanneum Wahrzeichen der Universität waren, steht jetzt eben dieses:
http://www.uni-leipzig.de/foto/uni/ppages/ppage72.html
http://www.uni-leipzig.de/foto/uni/ppages/ppage71.html
Bestimmt erinnern sich ehemalige Studenten an die unzweckmäßigen, fensterlosen Hörsäle. Jeder versuchte, einen Randplatz zu ergattern, um den Raum schnellstmöglich wieder zu verlassen. Die Platzzugänge wurden ohnehin schlecht geplant. Wenn die Klimaanlage angestellt war, konnte man leise sprechende Referenten akustisch kaum verstehen. Wenn sie nicht funktionierte, war es auch kein berauschendes Gefühl, Vorlesungen dort erleben zu können. Schwangeren wurde sowieso empfohlen, Veranstaltungen in diesen bedrückenden Räumen und schlechten klimatischen Verhältnissen nicht zu besuchen.
Am versöhnlichsten war dann noch der Bahnhofscharakter vor den einzelnen Hörsälen, wo man sich ab und an unterhielt. Diese Eingangsbereiche hatten sich in den letzten Jahren auch gut bewährt als Aufenthaltsstätte für Sozialhilfeempfänger.
Die Teile des Johanneums, die 1968 mit abgebaggert wurden (hier Aufnahmen aus den 60er Jahren), liegen ebenfalls in der Etzoldschen Sandgrube.