aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (6971)

geschrieben am 18. Februar 2006 02:27:23:

Transparenz – 1.1 – van Egeraats Abkehr

Als im letzten Abschnitt des vierten Wettbewerbes vier Architekten zur Weiterführung bestimmt wurden, erklärte Erick van Egeraat in der LVZ vom 17. Januar 2004 u.a., daß Verlorenes zurückbringen möchte und die Bürger stolz auf ihre Geschichte sein sollen.

Unter dem Hinweis, daß die Voraussetzungen des Wettbewerbs eine internationale Kulturschande darstellen, weil den Architekten die Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte zu wesentlichen Teilen bewußt vorenthalten wurde, setzte ich mich umgehend mit den Büro van Egeraats am 19.1.2004 in Verbindung.

Bereits am Folgetag kam die Projektbetreuerin Julia Hausmann zu mir, und ich informierte sie ausführlich über das, was im Kolloqium für die Architekten vermutlich ausgespart blieb. D.h. ich verdeutlichte ihr den Umfang des vorliegenden Materials, führte ihr u.a. die 3D-Modelle (die dann auch das ZDF abfilmte) vor und versprach ihr, sie zu unterstützen unter meiner Maßgabe, daß dies niemand im Wettbewerb erfahren darf. Auf diese Weise erhielt das Büro van Egeraats Material und alle aktuellen Informationen. Es war ihnen somit aus erster Hand bekannt, was sich in Leipzig tat, angefangen davon, daß selbst Prof. Kulka mit einem schrägen Giebeldach aufwarten würde bis zum Unwesen, was eine Marxismus-Leninismus-Lehrerin im Wettbewerb trieb (und sich später auch öffentlich bewahrheitete).

D.h. Herrn Mendes Einwand, daß zur Ausstellung der Entwürfe wieder die Geschichte ausgespart blieb, ist zwar vollkommen berechtigt, aber bei den Ausstellungstafeln zu den Entwürfen van Egeraats konnte man geschichtliches Material zur Paulinerkirche und zum Augustusplatz sehen, das ich zur Verfügung gestellt hatte.

Das Problem an diesem – wie gesagt schon – vierten Wettbewerb bestand nun nicht nur an den Vorgaben, sondern auch daran, das die Architekten nur vier Wochen Zeit zur Überarbeitung hatten und somit demnach kaum etwas ändern konnten. Aus diesem Grunde waren die Resultate kaum optimal.

Erick van Egeraats Abkehr besteht darin, daß er sich nach seinem ersten Preis nicht mehr an seine oben genannten Versprechen hielt. Statt einer gewissenhaften Einarbeitung in die komplizierten und komplexen zu lösenden Probleme, wie er es selbst formulierte, hingen – wie ich Frau Hausmann mitteilen mußte – bereits kurz danach „die Schleimer“ an ihm. Erick van Egeraat setzte einen anderen Projektbeauftragten ein. So folgten immer mondänere Varianten, die nichts mit Leipzig, dem Stadtbild, der Stadtgeschichte und ihrem möglichen Flair zu tun haben und die sattsam in der Presse lanciert wurden.

Wenden wir uns nun diesen Modellen zu. Alle Fotos beziehen sich ausschließlich auf den damaligen ersten Preis in der damaligen Ausstellung.