aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (2063)
geschrieben am 07. September 2003 21:42:48:
Aus meiner Sicht
und aus meiner Sachkenntnis heraus möchte ich wenigstens einmal kurz die Vorstellungen umreißen, die sich durch die jahrelange Beschäftigung mit dem Bebauungsgebiet um den Augustusplatz, die Grimmaische, die Universitäts- und die Schillerstraße abzeichnen.
Wiederbebauung
Die über Jahrhunderte prägenden Stadtstrukturen Leipzigs bilden die unverwechselbare und charakteristische Grundlage dafür, daß dieses Terrain mit einer Wiederbebauung gesunden kann und auf lange Sicht wieder ein überschaubares und identifikationsstiftendes Stadtbild entsteht.
So liegen die Schwerpunkte für die Wiederbebauung beim Fürstenhaus, dem Goldenen Bären, der Bürgerschule (mit Moritzbastei), dem Mittelpaulinum (später Albertinum), dem Augusteum, der Paulinerkirche und dem Café Francois (Felsche). Diese widerspiegeln baulich, historisch und namentlich die wichtigsten Perioden der Leipziger Stadt- und Universitätsentwicklung.
Der Bezug richtet sich auch auf die Wiederaufnahme der Straßen- und Wegebeziehungen (Magazingasse, Gewandgäßchen bis zum Augustusplatz, Ritter- bis Schillerstraße) und die Schaffung überschaubarer, kleinteiliger Strukturen.
Das bedeutet gleichzeitig, daß auch vollkommen neue architektonische Lösungen für die historischen Standorte des Mauricianums, des Bornerianums, des Paulinums, sowie der Universitätsstraße 11-15 und des Fridericianums gefunden werden müssen.
Funktional kann das Gebiet alles abdecken, was das Motto "Feste arbeiten und Feste feiern" bezeichnet. Es ist die wissenschaftliche Arbeit in den Instituten und Bibliotheksteilen. Es ist das Lernen und die Kommunikation in Seminar- und Vorlesungsräumen. Das "auditorium lipsiensis" als neuer großer Kongreßsaal, befindet sich im Augusteumsbereich und geht über zum überdachten Augusteumshof.
Das Feiern teilt sich in zwei unterschiedliche Bereiche. Zum einen in die weltlicheren Genüsse auf der zur Schillerstraße ausgebauten Mensa oberhalb der zu sanierenden Moritzbastei und dem gegenüber auf dem Platz des Fridericianums mit einem Saal für ca. 1500 Personen für Rock- und Jazz- und sonstige Veranstaltungen, die nicht in den Kellern der mb stattfinden können (was wie vieles andere in der Planung überhaupt nicht bedacht wurde). Damit wird es möglich, daß internationale Kongresse ohne Verkehrsmittel auskommen und ihren Tagungsablauf von früh bis in die Nacht auf dem attraktiven Gelände der Leipziger Innenstadt verbringen können.
Auf der Westseite des Augustusplatzes finden die eher andachtsvollen Veranstaltungen statt. Die Universitätskirche wird gemäß Sächsischem Denkmalschutzgesetz § 11/2 wieder aufgebaut. Es ist nur die Frage, ob innen nach Rossbach oder Bach (wie sie auch Felix Mendelssohn Bartholdy kennenlernte). Nicht wenige Studenten werden es genießen, den 2-3 mal wöchentlichen Orgelvorspielen ihrer Musik-Kommilitonen zu lauschen, bevor sie in ihre Seminare oder Vorlesungen gehen. Durch Chor- und Instrumentalkonzerte universitärer Ensemble, Gottesdienste und Disputationen ist diese ohnehin ausgelastet.
Denn Universitätskirche, Mittelpaulinum als Sitz der Kustodie bzw. der ständigen Sammlungen sowie aktuelle Ausstellungen zur Vermarktung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Publikationen auf dem Gebiet des neuen Bornerianums sind die drei Bestandteile der touristischen Erschließung der Universität Leipzig, die jeder Leipzig-Besucher erleben möchte.