aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (23002)

geschrieben am 27. August 2007 01:40:03:

Kleine Zäsur zum gegenwärtigen Stand

An dieser Stelle müssen noch einmal einige Sachverhalte der Planung rekapituliert werden.

Ausgangspunkt für die verkorkste Situation ist nach wie vor der geschichtsklitternde Wettbewerb, der im August 2001 ausgelobt wurde und aufgrund seiner Unqualifiziertheit einige wichtige Architekturbüros davon abhielt, daran teilzunehmen. D.h. sie informierten sich gründlich und ließen verständlicherweise die Finger davon.

Dieses Thema ist auch deshalb für die Leser sicherlich nicht uninteressant, weil es ja um die Gesamtgestaltung geht. Da nicht alles berücksichtigt werden kann, sollen nur einige Eckpunkte genannt werden.

- Planungsanlaß: Hier wurde das Jubiläum 2009 genannt und daß die Universität nach der Wiedererlangung der Einheit an ihre großen Traditionen anknüpft. Dies soll auch in der Gestaltung ihrer Bauten sichtbar werden.

Diesem wird nach dem gegenwärtigen Stand nicht im Geringsten entsprochen.

- Die Zielplanung umreißt dann die einzelnen Bereiche. Wichtig ist hier die eigenständige und ungeteilte Berufung auf die Paulinerkirche.

- Die Zielplanung beinhaltet dann die einzelnen Gebäude. Zu dem damaligen Stand beharrte man auf den teilweisen Erhalt vom Hauptgebäude (Verkürzung auf 4. Achse von Norden), heute nur noch auf die Reste des Hörsaal- und Seminargebäudes (was keiner versteht, der den Baumüll derzeit dort betrachtet).

- Im Rahmenplan (Punkt 3.1.1) steht geschrieben, daß neben der Schließung von Baulücken längerfristig auch die Bereiche mit einer für die Innenstadt untypischen Bebauung der Nachkriegszeit wieder in die Struktur der Stadt eingebunden werden sollen. Für die Neuordnung des Universitätsareals bedeutet das eine Orientierung an den historischen Baufluchten und die Einbindung des Areals in das stadtbildprägende Innenraumsystem von Passagen, Lichthöfen und Durchgängen.

Die gegenwärtige Planung wird dem an mehreren Stellen nicht gerecht. Das betrifft die ahistorische Tristesse durch eine Schlucht gegenüber dem Städtischen Kaufhaus, die fehlende Durchgangsverbindung vom Gewandgäßchen zum Augustusplatz (obwohl dies gemäß Bebauungsplan gefordert wird Punkt 3.1.2) und die fälschliche Berufung auf eine Passage am „Gasherd“, die nie existiert hat.

- Die städtebaulichen Planungsziele wurden so allgemein gehalten, daß sie keiner Erwähung bedürfen. Am Augustusplatz hat die Neugestaltung (Punkt 3.2.3) vorerst Bestand. Hinsichtlich der Schillerstraße/ Moritzbastei/ Ecke Universitätsstraße bestehen keine Bedenken gegen die Wiederaufnahme der historischen Baufluchten. Auch die mögliche Wiederbebauung der Moritzbastei kann geprüft werden, was aber leider unterblieb. D.h. eine integrierte Planung hat hier gefehlt.

- Bei den baulichen Wettbewerbszielen (Punkte 3.3) ist nun an dieser Stelle festgelegt, daß die „Pauliner-Aula“ am Standort der gesprengten Universitätskirche entstehen soll.

- Interessant ist noch der Punkt zu den Freianlagen auf dem Universitätsgelände (Punkt 3.3.4).
Während die historischen Höfe eine hohe Qualität aufwiesen und selbst Henselmann seine Visionen um einen Innenhof plante, ist nach den gegenwärtigen Planungen nichts geschehen, „um hohe Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten zu erreichen und das Bild eines offenen Hauses überzeugend zu vermitteln“.

- Auch das Gebäudemanagement (Punkt 3.3.5) als optimales Verhältnis zwischen Kosten und Aufwand bei der Bewirtschaftung und Betreibung der Gebäude und Anlagen bleibt gegenwärtig völlig im Dunklen.

Wichtig ist hier, nochmals festzustellen, daß die Fläche der Leipziger Universitätskirche St. Pauli geschlossen bleibt und auch die Pläne deren Ausstreckung über die Ritterstraße hinaus zeigen (Anlagen 4.4, 4.5, 4.6b)!!!

Dies weist nochmals deutlich aus, daß es sich bei den letzten Pressemeldungen des Sächsischen Finanzministeriums um vorsätzliche Fälschungen handelt, die unabhängig der Archäologie gesehen werden müssen.

Der Grund hierfür erschließt sich nun hier.

Wie wir auf dem Foto bereits am 8. Mai 2007 sehen konnten, wurde nicht nur extra an der Stelle, noch auf Höhe der Paulinerkirche extra ein Container aufgestellt, sondern es wurden auch die Absperrungen zurückgezogen, daß man das Ganze möglichst nicht einsehen kann. Bei seriösen Bauvorhaben ist es üblich, Bildinformationen zur Vorbebauung, Pläne, Dokumentationen etc. zu zeigen. Dieses wurde hier den Leipziger Bürgern und Touristen zielgerichtet vorenthalten, ja es wurde sogar untersagt, derartiges anzubringen.

Der Grund erschließt sich nun.

Die Fläche der Paulinerkirche soll entgegen aller Wettbewerbsfestlegungen, Bekundungen und jeglicher offizieller Verlautbarungen zu wesentlichen Teilen für die von den Leipziger Bürgern abgelehnten, stadtschädigenden, überdimensionierten "Gasherd" entweiht werden.

Daher die Lügen und die übereilte Hast, möglichst Tatsachen zu schaffen, daß möglichst keiner merkt, daß hier rechts- und sittenwidrige Geschäfte getrieben werden.

Die Kulturverbrechen finden statt, damit der Öffentlichkeit "nicht näher bekannte Geschäfte" nicht auffliegen sollen. Dies geht auf Kosten des Studienbetriebs der Universität Leipzig und der Leipziger Innenstadt.

Eine Kirchenfläche, die zu den bedeutendsten der deutschen Geistesgeschichte gehört, die seit sieben Jahrhunderten existiert und nie entwidmet wurde, soll dafür herhalten, daß wie im Petersbogen Tand und Billigangebote feilgehalten werden.

Hier hört jeder Spaß auf...

Schluß mit dieser rechtswidrigen Planung!