aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (2062)
geschrieben am 07. September 2003 21:25:59:
FRAGEN
Sehr geehrte Steuerzahler,
da wir letztens über Herrn Dr. Koch erfahren konnten, wie wichtig man an der Universität Leipzig Veröffentlichungen im Internet nimmt und dort die Diskussionen „aufmerksam verfolgt“, ist es Zeit, Fragen zu stellen. Schließlich kann es nicht weiter sein, dass aus öffentlichen Geldern finanzierte Einrichtungen besorgte, interessierte und engagierte Bürger, die Zivilcourage praktizieren, „verfolgen“. Sondern es ist zu fragen, wie Mitarbeiter der Universität und verantwortlicher staatlicher Verwaltungen gesetzlichen Aufgaben und ihren selbstgesetzten Zielen nachkommen. Doch gehen wir der Reihe nach vor.
Wettbewerbsverfahren
Mittlerweile gibt es den vierten Wettbewerb zum Planungsgebiet Augustusplatz, Grimmaische Universitäts- und Schillerstraße (Wettbewerb 1994, Investorenwettbewerb, Wettbewerb 2001, Wettbewerb 2003). Ist das nicht ein bißchen viel für den Steuerzahler?
Warum wurde z.B. beim Wettbewerb 2001 nicht auf dem von 1994 aufgebaut? (Material, Erfahrungen, Problemauswertung, Aufarbeitung der Wissensdefizite, Dokumentation für die Öffentlichkeitsarbeit) Wie wurde hier die sogenannte Wissensgesellschaft praktiziert? Warum taucht im Wettbewerb 2001 nichts mehr von diesem auf? Welche Bereiche sind im Finanzministerium bzw. Staatshochbauamt dafür verantwortlich? Warum wurde die interessierte Öffentlichkeit wegen der politischen Brisanz nicht rechtzeitig in die Vorplanungen einbezogen?
Intransparenz
Wie bereits in dem Beitrag zu Zielsetzung und Realität genannt, ist die Frage: Wer ist bei welchem Teil der Ausschreibung und des Verfahrens zuständig? Dies ist besonders wichtig, wenn durch Fehlplanungen zusätzliche Kosten oder Schäden entstehen und die Verantwortlichkeiten zu klären sind. Transparenz bedeutet, daß z.B. klar definiert wird, wer welche Information zum Wettbewerb beizusteuern hat und wer dafür verantwortlich zeichnet, wenn z.B. bestimmte Inhalte vorsätzlich fehlen bzw. nicht berücksichtigt wurden.
Kontrolle der Entscheidungsvorbereitungen
Sowohl in Vorbereitung des Wettbewerbs von 2001 als auch für den jetzigen wurden alternative Vorschläge eingebracht, auf die es keine sachlich begründete Reaktion gab. Wie erfolgt die Kontrolle der Entscheidungsvorbereitung? Dies gilt auch für die Vorbereitungen im Jahre 2001, denn noch nie gab es in der Stadt Leipzig ein so starkes öffentliches Interesse. Erhielten beispielsweise die Fraktionen des Stadtrates und die zu beachtenden Bürgervereine umfassendes Material zum Planungsgebiet?
Fehlende inhaltliche Voraussetzungen
Am 18.7.2001 schrieb ich an den damaligen Rektor, Herrn Prof. Volker Bigl, zum Wettbewerb u.a.:
„Wäre es nicht sinnvoll, wenn in diesem Jahr eine große außerordentliche Ausstellung veranstaltet wird, möglichst auf die gesamte Universität bezogen, wo alles zusammengetragen wird, was im Zusammenhang mit dem Jubiläum steht? Damit tritt eine Versachlichung ein und offene Fragen können auf den Boden der Realität geholt werden. Zugleich bezieht die Universität als Stadtuniversität die Bürger in diesen Prozeß ein.
Ausgestellt werden sollten nicht nur die hundert Restaurierungsobjekte der Paulinerkirche, sondern auch die vermißten und vernichteten Gegenstände (wie Gellerts Grab). Besonders wichtig ist die Dokumentation des Augusteums z.B. mit dem Klinger-Fries.
Diese öffentlichkeitswirksame Schau kann mit Aktionen verbunden werden (z.B. Markierung und Verdeutlichung der Neubebauungsflächen – wie bei „Pleiße ans Licht“ u.a.). Danach – wenn dieses Wissen vermittelt worden ist und mehr Klarheit in den Köpfen besteht – kann der Wettbewerb guten Gewissens ausgeschrieben werden.“
Darauf erhielt ich als Antwort u.a.: „Selbstverständlich sind für den eigentlichen Wettbewerb auch Informationen über den „genius loci“ - Baugeschichte, Bedeutung für die Universität, Einbettung in die Stadtgeschichte etc. - notwendig. Wie diese Informationen verfügbar gemacht werden bzw. auf welche Weise die Teilnehmer dieses Architektenwettbewerbes sich diese Informationen selbst beschaffen, war für die Entscheidung zweitrangig...“
Wie man nun im Jahre 2003 feststellen muß, wurden Informationen (auch vor der Endfertigung des Ausschreibungstextes) eliminiert und noch heute fehlen substantielle, für Leipzig und das geschichtliche Selbstverständnis der Universität wesentliche Informationen.
Die Antwort des damaligen Rektors impliziert gleichzeitig, daß, während die staatlich finanzierte, wissenschaftliche Einrichtung nur unzureichende Informationen bereitstellte, den Architekten aber dafür abverlangt wurde, auf eigene Kosten Informationen zu bekommen. Wie bekannt wurde, suchte nur eines von 137 Architekturbüros die Kustodie auf zwecks Liste zur Paulinerkirche. Zahlreiche renommierte Architekturbüros sollen nach Kenntnis der lückenhaften und unklaren Wettbewerbsvorgaben auf eine Teilnahme verzichtet haben. Wie wurden diese fundamentalen Fehler, die zur Nichtteilnahme von Architekturbüros führten, ausgewertet?
Wenn man sich überlegt, daß aufgrund der fehlenden Informationen für die teilnehmenden Architekturbüros immense Kosten entstanden, ist zudem die Frage zu stellen: Wie ist der entstandene gesamtwirtschaftliche Aufwand dem Steuerzahler plausibel zu machen?
Zum Wettbewerb selbst wurde von BDA-Mitgliedern öffentlich konstruktiv Kritik geübt, auch u.a. daß die regionalen Potentiale viel zu wenig bedacht wurden. Da es sich ja um den historischen Stadtkern handelt, ist es verständlich, daß hier insbesondere Leipzig-Experten gefragt werden sollten. Wie hat man sich diesen Anregungen angenommen?
Die Konsequenz fehlender inhaltlicher Voraussetzungen
Die Meinungen der Bürger in Gästebüchern und Diskussionen der Wettbewerbsergebnisse 2001 widerspiegeln im Wesentlichen das, was derzeit verhängnisvoll auf dem gesamten Verfahren lastet. Um es knapp zu wiederholen, wovon damals oft die Rede war: Die Neubebauungspläne sind ahistorisch. Das Ganze könnte in einem x-beliebigen Gewerbegebiet stehen. Die Wegeverbindungen zur Magazingasse und zum Gewandgäßchen fehlen. Die Straßenverläufe werden nicht aufgenommen. Die Kubaturen werden nicht zu den Straßengegenseiten angeglichen. Die überdimensionierten Kantenlängen strahlen eine Anonymität aus, die schlechter ist als die jetzige Bebauung und nicht an den „Charme“ mancher Gefängnisbauten heranreichen. Die groben „Klötze“ entwickeln eben jene Langeweile und Gesichtslosigkeit, die vermieden werden sollte. Auf den „Innenhof“ kann man sich bereits jetzt ausmalen, wo künftig die Dreckecken entstehen würden...
All dies und vieles, vieles andere war den Verantwortlichen im Staatshochbauamt, der Stadtplanung und der Universitätsleitung bestens bekannt. Welche Schlußfolgerungen wurden daraus gezogen?
Der neue Wettbewerb baut nun auf dem auf, was sich schon hinreichend als nicht tragfähig erwiesen hat und befaßt sich zudem nur mit der Westseite des Augustusplatzes. Hintergrund dafür ist, daß die Teilnehmer und Nichtteilnehmer des Wettbewerbes von 2001 sonst klagen könnten wegen der damaligen Ausschreibung. Wer ist für diese Entscheidung verantwortlich?? Ist das eine adäquate Lösung der Probleme? Gibt es hierfür keine anderen Lösungen??
Manche Befürworter des Wiederaufbaus der Universitätskirche sagen sich: „Hauptsache, die Paulinerkirche steht wieder. In einigen Jahrzehnten kann dann der ganze Müll ringsherum wieder abgetragen werden, die Kirche aber hat wenigstens Bestand.“ Ist das aber wirklich sinnvoll? Wäre es nicht angebracht in Zeiten knapper Kassen, die Planungen substantiell auf eine solide Grundlage zu stellen?
Wenn man bedenkt, daß bei dem kleinen Ausschnitt der Informationen zum Planungsgebiet (zahlreiche Grundrisse, alte Planungen, tausende Abbildungen, weitere Dokumente und 3D-Modelle, die derzeit nicht online sind, gehören dazu) bereits ersichtlich wird, daß das Gesamtverfahren der innerstädtischen Baukultur nicht gerecht wird, stellt sich zweifellos die Frage: Ist die Ausgabe weiterer Steuergelder unter diesen Prämissen gerechtfertigt?
Zu den Planungsvoraussetzungen gehört ebenso, daß die genannten Bestandsdefizite hinsichtlich Augusteum, Paulinerkirche und der damals ausgehobenen Bereiche aufgedeckt werden müssen.
Und natürlich gehören auch Gutachten dazu, wie man mit den Inhalten der Etzoldschen Sandgrube verfahren kann, denn dort ist ja „alles vorhanden“. Schließlich geht es nicht nur um ökologisches Baustoffrecycling, sondern um den Versuch einer mutwilligen Geschichtszerstörung. Man kann ja nicht alle 60 bzw. 35 Jahre alles auf den Müll kippen, was über Jahrhunderte Bestand hatte. Und damit stellen sich die Fragen: Sind gezielte Bergungen nach dem gegenwärtigen technischen Stand (oder in einigen Jahren) möglich oder nicht? Wie hoch sind die Kosten? Inwieweit ist der Einsatz von Originalbaustoffen möglich und angebracht? Was kann bzw. muß privat finanziert werden?
Universitätsgeschichte
Im Vorfeld des Konzils 1999 setzte der damalige Rektor, Herr Prof. Volker Bigl, Herrn Prof. Thomas Topfstedt als Leiter eines Arbeitskreises ein, der das Rektorat beraten und u.a. die öffentliche Diskussion anregen sollte.
Bei einer Diskussion zum Thema am „Dies academicus“ 1998 meldeten sich einige Veranstaltungsteilnehmer. Wie wurden diese einbezogen und welche öffentlichen Diskussionen fanden daraufhin in Vorbereitung des Konzils 1999 statt? Stimmt es, dass im Arbeitskreis andere Aussagen getroffen wurden, als in der von Herrn Prof. Topfstedt formulierten Ausarbeitung? Welche Sachgrundlagen verwendete der Arbeitskreis?
Als ich u.a. am 28.10.2002 zum Kolloquium „Zukunfts-Entwurf“ einigen Teilnehmern einiges Material zum Planungsgebiet zeigte, war es diesen vollkommen unbekannt (was nicht verwunderlich war, da keiner der Universität Leipzig entsprechende heimische Archive nutzte und die Universitätsleitung kein Interesse zeigte, sich darüber zu informieren, geschweige denn, dies zu unterstützen).
Aber Herrn Prof. Topfstedt wurde ein Vortrag zugesprochen mit dem Thema: „Gestalt und Funktionabilität des 1968-1973 errichteten Gebäudekomplexes“. Auf die Frage eines Bürgers, daß doch eigentlich über die gesamte Baugeschichte gesprochen werden müßte, antwortete Herr Prof. Topfstedt, es gäbe Zeitzwänge, er hätte dafür die doppelte Redezeit gebraucht. Es ist bemerkenswert, daß fünf Jahre Baugeschehen gleich gewichtet werden wie 568 Jahre Universitätsgeschichte vorher. Schließlich mußte er zugeben, daß es eine Universitätsbaugeschichte gar nicht gibt, und daß bis zum Jahre 2009 hierzu publiziert werden soll. Innerhalb des Kolloquiums beschränkten sich die wenigen Aussagen zu den Vorbebauungen und zur Baugeschichte mehr auf vorwiegend abwertende Äußerungen und Namensnennungen von Geutebrück und Rossbach als auf fundiertes Wissen. Die damit verbundene Kulturgeschichte wurde erst gar nicht genannt.
In der gerade erschienenen Publikation ist u.a. vermerkt, daß bestimmte Dokumente im Universitätsarchiv wieder „aufgefunden“ wurden. Warum haben sich die zuständigen Institute nicht in den letzten Jahren um die Behebung der Defizite bemüht? Wenn ich dies unbezahlt betrieb, wird es doch wohl erst recht den Instituten möglich gewesen sein, die mittels Ausstattung, Finanzierung und Personal über wesentlich höhere Kapazitäten verfügen.
D.h. dreistellige Millionenbeträge werden angefordert, ohne daß (s.o.) das Wissen gesetzt ist?
Wenn man davon ausgeht, gerade mit dem Anspruch einer Universität nach bestem Wissen und Gewissen die Neubeplanung des Geländes vorzubereiten, ist es dann nicht Voraussetzung, die Geschichte und Tradition beispielhaft in diese einzubringen?
Defizite
Vielen Außenstehenden ist es gänzlich unverständlich: Wie konnte es überhaupt dazu kommen, daß die Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte bisher derart abgeblockt wurde? Schließlich handelt es sich u.a. um wertvolle Kulturgüter, die nicht einfach verschwiegen oder vergraben werden können. Und – wie ich es in anderen Beiträgen bereits formulierte –, kann man heutzutage mit dem aktuellen Wissenschafts- und Technologiestand ganz offen und gemeinsam mit den Studenten (!) die vielfältigsten Planungsfragen bis in kleinste Details eruieren, bevor viel Geld dafür ausgeben wird. Dies wäre besonders deshalb angezeigt gewesen, weil die Planungen auf dem Gebiet der funktionalen Konkretisierung für die einzelnen Institute vollkommen unausgegoren waren und in dem genannten Kolloquium in keiner Weise überzeugten. Was ist hier bisher schief gelaufen?
Was für den Außenstehenden eher als Provinzposse angesehen wird, ist für manche Beteiligte ein langer Weg der Erkenntnis und muß daher kurz erläutert werden. Bis zum Jahre 1989 war eine Wiederbebauung des Universitätsgeländes ein Ding der Unmöglichkeit. Und viele derjenigen, die zu späteren DDR-Zeiten ihre Laufbahn an der Karl-Marx-Universität nahmen, haben sich gar nicht damit beschäftigt, weil die Vernichtung der Universitätsbauten 1968 „tabu“ war. Zu begreifen und dem anzunehmen, daß es nicht nur um eine Kirche geht, sondern um das Selbstverständnis der Wiedergewinnung eines einmaligen kulturellen Erbes der Weltgeschichte – dieser Erkenntnisprozeß dauert immer noch an. Daß es nicht sein kann, Baudenkmäler zu sprengen, Sammlungsteile zu verscharren, Erinnerungen an frühere Wissenschaftlergenerationen zu vernichten... – Vieles ist noch nicht einmal in der Öffentlichkeit bekannt.
Freilich ist es für manche einfacher, nur zu fordern und nicht wissen zu wollen, den Mantel des Schweigens darüber zu decken oder mit einer pauschalen Erinnerungsetikettierung dies abzuhaken, aber was bleibt dann noch vom Anspruch an sich selbst? Vielleicht hätten sich die letzten beiden Rektoren fragen sollen: Was ist denn z.B. mit den sterblichen Überresten ihrer Amtsvorgänger 1968 passiert und wo sind sie geblieben? Wo werden Informationen vorenthalten? Wer stellt sich denn dieser Geschichte und wer eben nicht?
Diese Frage gilt nicht nur Mitarbeitern der Universität, sondern ebenso des Staatshochbauamtes oder der ehemaligen lokalen Parteipresse. D.h. hier wird für den Außenstehenden vielleicht am ehesten deutlich, warum an bestimmten Stellen diese Defizite immer noch hemmend wirken.
Der Kanzler der Universität Leipzig, Herr Peter Gutjahr-Löser schreibt mir am 18.11.2002 u.a.: "Die Gesetze unseres Landes fordern vom Einzelnen nur die Beachtung eines „ethischen Minimums“.". Wozu gibt es dann eine Universitätsverfassung, wenn man bereits am Einleitungstext scheitert? Warum richtet man sich nicht nach dem selbstgewählten Leitbild der Universität?? Warum hielt sich das Rektorat nicht an die eigenen Vorgaben, daß die große öffentliche Bauaufgabe der Wiederbebauungen auch öffentlich angegangen wird – wie unter der Überschrift „Neugestaltung und Bürgernähe“ in der Universitätszeitung vom Dezember 2000 verkündet: „...So ist es ein Gebot der historischen Gerechtigkeit und der praktischen Vernunft, möglichst viele alte und neue Leipziger in der Neugestaltung der Universität am Augustusplatz einzubeziehen.“
Warum wurde nicht effizient an der Sache selbst gearbeitet, aber dafür aktenfüllendes Material fabriziert und Entscheidungen fernab demokratischer Willensbildung getroffen? Wo bleibt die Bürgernähe?
Großprojekte
Wir kennen diesen Zustand zur Genüge bereits von anderen Großprojekten. Bei der Entscheidung für ein Bildermuseum auf dem Sachsenplatz wurde im Rathaus großer Jubel angesagt. Man durfte die schönen Artikel gleich darauf im Amtsblatt nachlesen. Mittlerweile sind die maßgeblichen Befürworter schon nicht mehr im Amt, die Kosten steigen und steigen weiter und die Einweihung verzögert sich zunehmend von der Architektur einmal ganz abgesehen. Kann sich die Leipziger Stadtverwaltung derartige Zustände weiterhin leisten?
Fördermittel und Öffentlichkeit
In den letzten Jahren widerspiegeln die Besucherbücher zu Wettbewerben ein deutliches Bild. Von „Klotzologie“ bis zu „Arsch-Egal-Fassaden“ ist die Rede. D.h. unverwechselbare städtebauliche Qualitäten im geschichtsträchtigen Ambiente werden bei Neubauten vermißt. Überdimensionierte Kubaturen, die die gewachsene innerstädtische Kleinteiligkeit zerstören, werden kritisiert. Die „Feuerkugel“, Goethes Studentenwohnung, und der Zugang von der Universitätsstraße werden aufgegeben. Die ehemaligen Qualitäten von Kloster- und Thomasgasse weichen Beliebigkeitsfassaden.
Warum werden die städtebaulichen Qualitäten Leipzigs nicht vermittelt?
In den vergangenen Jahren wurden viele, viele Millionen Mark an Fördermitteln für die Stadt ausgegeben: Videos im Stadtsanierungsamt, Fotos im Stadtplanungsamt, mehrfache Digitalisierungen von Stadtkarten, vielfältige Digitalisierungen im Stadtgeschichtlichen Museum, in zahlreichen Leipziger Vereinen etc., die teilweise mit sehr großem Aufwand und Fleiß erarbeitet wurden.
Was soll das Ganze, wenn diese Bestände nicht systematisch und aufwärtskompatibel verfügbar gemacht werden? Wozu dienen Fördermittel, wenn die Ergebnisse nicht eingesetzt und optimal genutzt werden?
Allein mit Einsparung eines Wettbewerbes hätte man bereits den Hauptteil der Leipzigbestände für das Internet so aufbereiten können, daß fast alle künftigen Wettbewerbe in Leipzig damit abgedeckt werden können. Einmal ganz abgesehen davon, daß damit weitere zukunftsoffene Nutzungen entstehen, die auch für und mit den Bürgern gemeinsam vorangetrieben werden können. Vorschläge liegen seit Jahren im Rathaus – gegenwärtig u.a. im Hauptamt. Wann endlich konzentriert man sich mehr auf die eigentliche „Basisarbeit“ als auf oberflächliche „Luftnummern“?
Geldausgaben und Desinteresse
Vorschläge zum Wettbewerb und zur Einsparung staatlicher Mittel bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität gingen schon im Jahre 2001 an die zuständigen Mitarbeiter im Sächsischen Finanzministerium. Bis zum heutigen Zeitpunkt haben sich weder Mitarbeiter des Staatshochbauamtes noch der inzwischen gegründeten SIB über die technologischen Möglichkeiten und den inhaltlichen Sachstand informiert. Warum interessieren sich Mitarbeiter des Finanzministeriums nicht dafür, wie man mit neuen Technologien Gelder einsparen, die Qualität der Arbeit verbessern und zukunftsweisende Technologien für neue Entwicklungen im Freistaat nutzen kann?
Derzeitiges Fazit:
In den zurückliegenden Jahren ist von den verschiedensten Seiten ein gewaltiger Aufwand betrieben worden, teilweise mit unsäglichem Verschleiß an Zeit, Kraft und Ressourcen. Wenn man sich allein die Arbeitskreise und -gruppen, Sitzungen und verfertigte Papiere vorstellt, ergeben sich schon Fragen, ob hier nicht gravierend rationalisiert werden kann.
Das Erschreckende ist, daß dies alles nicht einmal zu befriedigenden Ergebnissen führte, denn Änderungen für das gesamte Gelände sind mit dem neuen Wettbewerb nicht vorgesehen. Somit sind weitere Auseinandersetzungen vorprogrammiert, und es werden weiterhin zu Lasten der Steuerzahler Gelder ausgegeben, die dem geschichtlichen Format und dem notwendigen städtebaulichen Niveau nicht gerecht werden.
Allein fundierte sachliche Grundlagen hätten ausgereicht, um sich dies alles zu ersparen!!!
Hier steht parteiunabhängig der Anspruch als Kulturnation auf dem „vorolympischen“ Spiel und die Glaubwürdigkeit einer Universität in ihren eigenen Leitbildern.