aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (8950)
geschrieben am 07. August 2006 00:55:19:
Dresdner Betonschneisenbrücke – Leipziger Fälscher- und Verstümmelungsaula
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Gemeinsamkeiten
Was ist eigentlich der gemeinsame Hauptgegenstand beider Thematiken?
In beiden Fällen geht es um die Wahrung bzw. Wiedergewinnung kulturellen Erbes und Niveaus, um städtebauliche Qualität sowie um die folgeabschätzende Fortschreibung in die Zukunft.
Dies muß etwas näher erläutert werden. Im Anbeginn des 21. Jahrhunderts stehen wir in einer technologischen Situation, wo wir zunehmend Wechselwirkungen, Nachhaltigkeit und Folgeabschätzungen wissenschaftlich erfassen können. D.h., was aufmerksame Bürger, Künstler und Wissenschaftler bisher eher intuitiv oder aus ihrem Erfahrungsschatz und ihrer Sachkenntnis heraus forderten, kann mehr und mehr auch zum allgemein nachweis- und nutzbaren Kulturgut werden.
Wer dies nicht will, weil er nicht über seinen Tellerrand hinaus denkt, davon profitiert oder sonst irgendetwas auf dem Kerbholz hat, wird natürlich dagegen mit allen entsprechenden Mitteln ankämpfen.
Dank kreativer und schaffensfroher Geister wie Prof. Güttler, Prof. Blobel, vieler, vieler anderer und dem UNESCO-Weltkulturerbe öffnet sich den Dresdnern der Weg zu zukunftsweisenden Lösungen.
Denn zur Demokratie gehört eben nicht in erster Linie, daß man wie bei einem Gewinnspiel die simple Lösung A oder B ankreuzt. Eine Wissensgesellschaft des 21. Jahrhundert fordert, daß man auf dem bestmöglichsten Wissensstand der Gesellschaft aufbaut und der Bürger guten Gewissens seine Entscheidungen treffen kann. Um der Stadt Bestes zu erreichen, müssen bei einem Bürgerentscheid die Entscheidungsgrundlagen und -folgen dem Bürger transparent und plausibel in allen Details vor Augen geführt werden.
Es kann also nicht sein, daß Bauvorhaben ungenügend geplant und nur zur Klientelbefriedigung Fördermittel abgefaßt werden, die der Stadt, dem Staat und letztlich allen zum Nachteil gereichen und wo man durch Unterlassung wichtiger Informationen bei einem Bürgerentscheid sozusagen den Bürger täuscht.
Dies zu den Gemeinsamkeiten.
Unterschiede – Dresden
Schon allein der Begriff „Waldschlößchenbrücke“ ist irreführend, weil man im ersten Teil des Wortes die geschützte Landschaft der Elbauen assoziiert, während mit dem zweiten Teil die Auftragsanheischigen einen verniedlichenden Betonflächenkoloß fabrizieren wollen, der das Waldschlößchen und die umgebende Natur konterkariert. Aber das ist nicht das Schlimmste.
Die allgemeine Weisheit sagt: Verkehr zieht Verkehr nach sich.
Genau hier beginnen die eigentlich wichtigen Themen, denn die alleinige technische Meisterleistung des Bauwerkes an sich bzw. wie häßlich oder funktionell fraglich es auch immer sein möge, ist nur ein Teil der eigentlich folgenden Probleme. Selbst die bisherigen Gutachten, die zur Negativbewertung der Brücke kamen, besagen, daß Untersuchungen, Berechnungen und Modelle notwendig sind, die u.a. auch die Verkehrsfolgen präzisieren.
Das bedeutet, daß die gesamte Komplexität eines Eingriffs bedacht werden muß, sowohl für die Brücken-, Tunnel- als auch andere Varianten: Zerschneidung der Naturlandschaft, Lärmbelastung, Schadstoffzunahme, ökologische Beeinträchtigungen, allgemeine Erhöhung des Verkehrsaufkommens, Nachfolgekosten, Risiken bei Fehlfunktionen, Vor- und Nachteile im Gesamtkontext etc.
Gerade weil in Dresden eine traditionsreiche Lehr- und Forschungsstätte zum Verkehrswesen existiert, die an der Technischen Universität über eine eigene Fakultät verfügt, sollte es ureigenes Anliegen sein, sich diesem, insbesondere unter dem Blickwinkel der Verkehrsvermeidung, der Verkehrsökologie und neuer intelligenter Verkehrslösungen zu widmen.
Da Dresden noch oft als „Tal der Ahnungslosen“ zitiert wird, kann man sich Leipzig ruhig als Beispiel nehmen. Es gibt bei den Brückenclaqueuren sogar einen Leipziger Exildresdner, der darauf verwies: „Machen wir uns nicht zum Gespött von ganz Sachsen, sondern bauen wir endlich diese Brücke!! In Leipzig würde man sich mal wieder kaputtlachen über die Unfähigkeit große Projekte für Dresden zu realisieren.“
Daran kann man gut anknüpfen. In Leipzig haben sich die Profiteure der in Presseberichten genannten 650 Millionen Euro, die seit der Wende in fragwürdige Projekte flossen, sicherlich schon öfters „kaputtgelacht“, wenn sie mit Aufträgen absahnen konnten. Denn so „kaputt“, wie die alten und neuen Seilschaften mit B-Strukturen, HVA-Kadern und Schmierläusen im weiteren Umkreis bisher mit Fördermitteln umgegangen sind, so sehen auch die Realisierungen aus. Alle Dresdner sind daher herzlich eingeladen, sich in Leipzig selbst davon ein Bild zu machen.
Die Überschrift dazu könnte sicherlich lauten: Wie mache ich eine Stadt unattraktiv.
Zerschneidung der Grünanbindung
Da Leipzig nicht über die landschaftlichen Reize Dresdens verfügt, fangen wir bei der einzigen Grünverbindung des Auenwaldes zum Leipziger Stadtzentrum an. Nachdem zu sozialistischen Zeiten der historische Straßenverlauf extensiv ausgebaut wurde, folgte durch kriminelle Machenschaften in der Leipziger Stadtverwaltung der Abbruch des Henriette-Goldschmidt-Hauses und um dieses zu rechtfertigen, die überdimensionierte Verbreiterung der Friedrich-Ebert-Straße: Verkehrserweiterung ohne Bedarf. Das Stadtzentrum wurde förmlich vom Johannapark (entgegen der Stiftungsvorgabe) abgeschnitten. Die sinnlosen Verkehrserweiterungen und weiteren Abrisse denkmalsgeschützter Bausubstanz sind gerade in dieser Straße ein exemplarisch anschauliches Beispiel dafür, wie die Attraktivität einer Stadt ramponiert werden und Pfusch mit Fördergeldern betrieben werden kann.
Überdimensionierte Straßen
Weitere Beispiele dafür, wie in einer schrumpfenden Stadt mit extensiver Verkehrserweiterung hantiert wird, sind z..B. die Plätze am Brühl und am Grimmaischen Steinweg. Wo früher lebendiger Stadtraum war, herrschen nun tote Flächen, Gestank, Lärm und Tristesse. Vielleicht hätten sich die Vorstände von BMW und Porsche doch einmal selbst damit befassen sollen und nicht jene, die im vorauseilenden Gehorsam eine autogerechte Stadt (nebst Aufträgen bei Abriß, Tiefbau, Bau und anderen Abhängigkeitsfeldern) mit einem „Tangentenviereck“ favorisierten, das für Leipzig weder geeignet noch sinnvoll nutzbar ist.
Jedenfalls sind damit alle angrenzenden Flächen vom Immobilienwert her stark gemindert und kaum vermietbar. Marketingmäßiges Verhängen wie am Brühl und vielen anderen Stellen der Stadt hilft da wenig.
Weitere Folgeschäden
Die perforierte Stadt, wo man sich immer weniger Sehenswürdigkeiten herauspicken kann, ist für Leipzig derzeit leider prägend. Eben deshalb sollte man genau die Leipziger Verkehrsergebnisse der „Kaputtlacher“ unter die Lupe nehmen, damit Dresden von ähnlichen Fehlern verschont bleibt. Wenn Sie schon einmal in Leipzig sind, schauen Sie sich ruhig gleich die ehemaligen Quartiere am Brühl („Sachsenplatz“) an. Statt einer weitsichtigen, auch für die Verkehrsanbindung wichtigen Komplexplanung setzte die Stadtverwaltung mit ihrer Jubelmaschinerie auf einen glänzenden Kristall als Bildermuseum, wo heute gesagt wird: Nicht mal die Stasi hätte sich getraut, mitten im Stadtzentrum einen Hochbunker zu errichten. Wer will schon an diesem Monsterbau „andocken“? Gleiches gilt für viele Straßenbereiche, die in der Folge von Verkehrsbaumaßnahmen durch massiven Einsatz von Fördermitteln einfach unattraktiv geworden sind, entweder durch Schadfolgen oder gegenteilig dadurch, daß man eben einiges „vergessen“ hat.
D.h. mit dem Gutachten zu den visuellen Auswirkungen des „Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke“ ist es nicht getan. Problematisch sind vor allem die Belastungsfolgen mit den Verkehrszunahmen auf allen tangierenden Bereichen. Denn „Entlastungen“ gibt es bei Verkehrserweiterungen nicht.
All dies kann heutzutage gründlich untersucht werden. Bereits bei der Leipziger Olympiabewerbung wurden Gelder dafür verbraucht, 3D-Modelle von Dresden zu erstellen.
Selbst im Sächsischen Finanzministerium in Dresden stellte ich Möglichkeiten vor, Planungen einschließlich der Folgeabschätzungen zu modellieren. D.h. es hätte lange vor einem Bürgerentscheid kostensparend und umsichtig das passieren können, was nun erst einmal wieder langfristig ausgebügelt werden muß. Der Verweis des Sächsischen Innenministeriums auf die Stadt Dresden ist dabei ziemlich fragwürdig, denn mit einem übergreifenden und aufwärtskompatiblen Datenmanagement hätte sich bereits vieles vorher prüfen lassen.
Unterschiede – Leipzig
Um den Dresdnern den Unterschied zur Dresdener Betonschneisenbrücke und auch zur Frauenkirche etwas näherzubringen, muß das Leipziger Bauvorhaben etwas erläutert werden.
Hinsichtlich der Leipziger „Fälscher- und Verstümmelungsaula“ wie man für die fragliche „Paulineraula“ auch sagen kann, gibt es keinen Bürgerentscheid.
Noch schlimmer: Eines der größten Kulturverbrechen Europas nach dem zweiten Weltkrieg – die Sprengung der Leipziger Universitätskirche St. Pauli und weiterer Universitätsbauten im Jahre 1968 – ist weitgehend unaufgeklärt. Es gibt in Leipzig nicht einmal eine unabhängige Untersuchungskommission zu dessen Aufklärung.
Profiteure dieser Kulturbarbarei (HVA-Kader, B-Strukturen, KGB- und weitere Nomenklatur- wie Alt-SED-Kader) haben weiter maßgeblichen Einfluß, nicht nur an der Universität Leipzig.
So wurden in der Lokalpresse systematisch Beiträge zensiert, oder nur gekürzt oder verstümmelt wiedergegeben, die den originalgetreuen Wiederaufbau der Universitätskirche St. Pauli betreffen.
Fakt ist, daß in den Planungsunterlagen, wo es um rund 150 Millionen Euro Steuergelder von Bund und Land geht, die grundlegende Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte zu wesentlichen Teilen unterschlagen wurde.
Die Sächsische Staatsregierung baut immer noch auf geschichtsfälschenden und geschichtsklitternden Planungsgrundlagen: Sie verwendet Steuergelder dafür, an den nachweislich verschlissenen und nicht funktionierenden Bauhüllen der SED-Vorhaben unter Paul Fröhlich und Walter Ulbricht „anzudocken“.
So wurden in den Wettbewerben den Architekten die Universitätskirche St. Pauli, deren Pläne im Dresdner Amt für Denkmalpflege aufgefunden worden, und z.B. auch das Fürstenhaus, ein für die Universität wie für die Stadt prägendes Gebäude, völlig unterschlagen.
Keiner der fachlich zuständigen Professoren wie Topfstedt oder Wartenberg legte seine Biographie (insbesondere ab 1968 und später) in den Details unabhängig offen oder sorgte dafür, daß die Studenten tatsächlich u.a. über die 700-jährige Geschichte der Universitätskirche St. Pauli ausreichend informiert wurden, wie es ihre wissenschaftliche Pflicht gewesen wäre.
Im Gegenteil sind sie maßgeblich dafür verantwortlich, daß eine Aufarbeitung der Geschichte den Studenten vorenthalten wurde. D.h. die Konzilsentscheidungen im Jahre 1999 besaßen weder ein universitäres noch ein demokratisches Niveau. Jede Einrichtung, die etwas auf sich hält, würde an ihre Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte zum Ausgangspunkt ihrer Planung machen, daran anknüpfen und sie nicht unterdrücken. Die Selbstzeugnisse der Universität besagen eher, daß in intransparenten Kungelrunden auf Entscheidungen gedrungen wurde, die Geschichte gezielt zu klittern. Bis zum heutigen Tag wurde nur ein einziger Fall bekannt, wo ein Professor anhand der Rosenholzdateien mit der Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Verbindung gebracht wurde. Daß hier etwas nicht stimmen kann mit der Sichtweise auf die zweite deutsche Diktatur, ergibt sich aus dem derzeitigen Leitspruch der Universität Leipzig, den alle dort weiter wirkenden Wissenschaftsspitzel hundertprozentig unterschreiben können: Aus Tradition Grenzen überschreiten.
Umso eigenartiger ist es, wer diesen Zirkus der Planungsfälschung in Dresden mitmacht. Fast genau vor fünf Jahren, am 24. Juli 2001, schrieb mir der damalige Abteilungsleiter Reidner im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen auf meine Anregungen und Vorschläge, sich über den Sachstand zu informieren, daß der Wettbewerb inzwischen ausgelobt sei und keinen Aufschub mehr zulasse. Auf weitere Verweise verzichte ich, aber der Leser kann sich sicherlich denken, daß es aktenordnerfüllende Aktivitäten gab. Fazit: Bis zum heutigen Tag haben es die Herren im Sächsischen Finanzministerium nicht fertiggebracht, sich sachkundig zu machen.
Erstmals bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Leipziger Reformierten Kirche am 27.5.2006 mußten sich Herr Trommer als Vertreter des Landes und ein wieder mal neuer Projektverantwortlichen von „Chefdesigner“ van Egeraats widerwillig anhören, welche katastrophalen Planungen hier im Gange sind.
Denn die gehübschten Pläne van Egeraats, die der Geschichtsfälschung folgen, entpuppen sich beim genaueren Hinsehen nicht nur außen als grobschlächtiger ästhetischer Armutsbeweis, sondern auch innen und funktional wären sie ein Desaster für die Universität Leipzig. Außen biedert sich die Struktur an das mißratene und vorwiegend leerstehende ehemalige Hochhaus der Karl-Marx-Universität an, wobei der Stararchitekt seine Bauhülle monoton in einer Kombination von überdimensionierten Starkasten und Hundehütte gestaltet. Im Inneren sollen sich über der „Paulineraula“ die wichtigen Bereiche von Informatik und Mathematik in Schrägdächerbereichen untergebracht werden. Weitere Absurditäten können genannt werden. Der Aulaentwurf selbst wurde in einer Beratung am 31.1.2006 von einer ominösen Baukommission „am grünen Tisch“ zusammengeschustert.
Nicht etwa Sachkenntnis, Sorgsamkeit und die Ehrfurcht vor weltbekannten Persönlichkeiten der Musik-, Geistes- und Wissenschaftswelt bestimmen die Planung, d.h. wo u.a. Bach und Mendelssohn ihre Werke uraufführten oder Richard Wagner als Student spielte oder Max Reger etc. etc., sondern eine auf Staatskosten lebende Teilnehmerrunde, die einen turnhallenartigen Raum nach ihrem Gutdünken zusammenfummelt mit „Lichtschlitzen“, Schiebetüren, Säulenstümpfen und weiteren Peinlichkeiten, die mit der Universitätskirche St. Pauli nichts mehr zu tun haben.
Jeder Bürger bedenke zudem: Der Entwurf von van Egeraat würde derzeit über 50 Millionen Euro Steuergelder kosten – der originalgetreue Wiederaufbau der Universitätskirche St. Pauli mit Teilen aus dem zu bergenden Inventar der Universitätsbauten ca. 25 Millionen Euro – mit Spendengeldern!
Man bedenke zudem: Die gegenwärtige Richtung unter Führung des Staatssekretärs im Sächsischen Staatministerium der Finanzen Dr. Wolfgang Voß, der im Jargon der SED formuliert „Der Bau wird so entstehen, wie er beschlossen wurde.“, schürt weiter den gesellschaftlichen Dissens.
Nicht allein, daß der Staatssekretär seine Unfähigkeit in der Leitung der ominösen Baukommission beweist, im letzten Bericht der Lokalpresse tönt er im Anflug von Größenwahn: „Es ist gewollt, dass spätere Generationen fragen werden: Warum haben denn die 2006 eine Art Kathedrale gebaut, die eigentlich Jahrhunderte früher Mode war?“
Meines Erachtens ist es die einfache Pflicht, mit größter Sachkenntnis, Umsicht, Sorgfalt, stringenter Solidität und in der Erfurcht vor den vielen o.g. Persönlichkeiten der Kulturmenschheit die Neuplanungen um den Leipziger Augustusplatz vorzunehmen.
Wenn sich da jemand aufspielt und meint, über Bach und Mendelssohn zu stehen, zeitgeschichtliche Phasen als Mode abzustempeln und von Kathedralen zu schwafeln, wovon er vermutlich ebensowenig Ahnung hat, dann stellt sich eine ganz andere Frage: Wie lange liegt dieser Staatssekretär den Steuerzahlern noch auf der Tasche?
Der Dresdner Staatssekretär meint abschließend im Sprachduktus der Henker und Halsabschneider: „Alle ziehen an einem Strang.“.
Es bleibt dem Leser überlassen, ob der da mitzieht.
Da diese Woche die Meldung kam, daß der fragwürdige Leipziger Regionaltunnel vermutlich derzeit allein über 70 Millionen Euro (!) mehr kosten wird, stelle ich mir die Frage, was da im Finanzministerium überhaupt gemacht wird. Irgendwie habe ich den Verdacht, daß Prof. Blobel mit seinem Terminus der „Dresdner Provinzpotentaten“ wieder einmal ins Schwarze getroffen hat, wobei die Gemeinsamkeit, daß in beiden Fällen die großen Parteien Sachsens bisher keine gute Figur machen, diesen arg zu denken geben sollte.
Es ist überaus erfreulich, daß es Dresden wie jetzt auch Regensburg gelungen ist, in die Liste des UNESCO-Kulturerbes aufgenommen zu werden. Dies ist ein Fortschritt für die Kulturwelt und für Sachsen. Gerade da Dresden zur „Wende“ schlechtere wirtschaftliche Ausgangspositionen hatte als Leipzig, kann man die Dresdner nur neidlos beglückwünschen. In diesem Sinne würde ich mich auch freuen, wenn die Dresdner nicht nachlassen, den Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli zu fordern. Denn die Verpflichtung gegenüber der Kulturwelt, originale Wirkungsstätten von Luther, Bach, Gottsched, Mendelssohn, Flechsig, Wundt u.v.a. wieder herzurichten, wird weltweit erwartet und auch mehr Touristen in den Freistaat Sachsen bringen. Jeder Gewinn für Dresden ist auch ein Gewinn für Leipzig und umgekehrt. In diesem Sinne möge die gesunde Konkurrenz beider Städte gedeihen.
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aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (9312)
geschrieben am 09. August 2006 02:35:33:
Beispiele Fördermittel - "Kaputtlacher"
Ergänzung zu: Dresdner Betonschneisenbrücke – Leipziger Fälscher- und Verstümmelungsaula
Um es noch einmal explizit deutlich zu formulieren: Wie auch in Leipzig liegt der entstandene Imageschaden für die Planung in Dresden bei der Betonschneisenbrücke einzig bei den zuständigen Verwaltungen!
Sie haben nicht nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet. Die technischen Möglichkeiten sind heute so, daß mit maßstabsgetreuen Web3D-Modellen in Echtzeit parallel und mit allen Beteiligten und Interessenten die Möglichkeiten, Folgewirkungen und Grenzen solch eines Projektes hätten durchgesprochen werden können. Das Niveau der Planung ist nicht zeitgemäß. Man fragt sich, was die Dresdner Planer in den zehn (!) Jahren gemacht haben. Das Gutachten der RWTH Aachen, das online nachgelesen werden kann, verdeutlicht, daß sowohl die Grundlagen des Bürgerentscheids für die Bürger als auch die Vorlagen für den Weltkulturerbeantrag beim UNESCO-Welterbe-Komitees ungenügend waren!
Es ist eindeutig falsch zu behaupten, der Planungspfusch gänge zu Lasten der UNESCO. Viel mehr sollte sich Dresden dafür bedanken, daß der Stadt eine "gehübschte Waldschlößchenbrücke" erspart bleibt und man nun neue Lösungen findet, wo z.B. mit einer zukunftsweisenden Infrastruktur etwas Verkehr vermieden werden kann.
Auch wenn ich an dieser Stelle nicht mit Web3D-Verkehrsmodellen aufwarten kann, möchte ich doch mit Fotos "in Web2D" verdeutlichen, was man sich (wie im Textbeitrag erläutert) in Dresden ersparen kann.
Fangen wir bei der zerstörten Grünanbindung zum Leipziger Auenwald an, die bis Anfang der 50er Jahre noch existierte;
Karl-Tauchnitz-Straße um 1910
Zerstörter Übergangsbereich im Jahre 2006 mit überdimensionierten Straßen
Blick vom ehemaligen Westplatz zum Reichsgericht
Situation 8. August 2006 - "Tote Häuser" am neuen Westplatz
Ein weiteres Beispiel ist die Jahnallee.
Ranstädter Steinweg mit Kleiner Funkenburg rechts um 1880
im Jahr 2005
im August 2006 - ausgebaute Tristesse
Abriß der denkmalgeschützten Kleinen Funkenburg
Kulturniveau im Jahre 2006, was mit Fördermitteln an Stelle der Kleinen Funkenburg entstand
8. August 2006 - Degradierung städtischer Attraktivität
Ranstädter Steinweg um 1900
8. August 2006 - Abtötung städtischen Flairs durch Verkehrserweiterung
Tröndlinring um 1900
8. August 2006
Grimmaischer Steinweg um 1910
8. August 2006
"Totes Postgebäude" 2006
vom Johannisplatz aus gesehen am 8. August 2006
Anstatt die Kriegswunden zu heilen und die Lücken wieder systematisch für ein organisches Stadtgefüge zu schließen, hat man diese in Leipzig förmlich aufgeweidet und massig Geld dafür verpulvert, daß unattraktive und trostlose Ödflächen entstanden. Die fußläufigen Verbindungen - Leipzig als Stadt der kurzen Wege - wurden an vielen Stellen gekappt. Es bleibt daher zu wünschen, daß dies den Dresdnern mit der Betonschneisenbrücke erspart bleibt und den "Totlachern" die Fördermittelabsahne entzogen wird. Wir brauchen einen weitsichtigen Kommerz, der mit den Bürgern und auf dem Kulturniveau erfolgt, das uns - wie wir auf den alten Fotos sehen - seit Generationen vorgegeben ist.
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aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (17876)
geschrieben am 01. April 2007 20:14:55:
Re: Dresdner Betonschneisenbrücke – Leipziger Fälscher- und Verstümmelungsaula
Als Antwort auf: Re: Dresdner Betonschneisenbrücke – Leipziger Fälscher- und Verstümmelungsaula geschrieben von Rotha am 24. März 2007 20:26:51:
Sehr geehrter Herr Rotha,
leider komme ich erst jetzt dazu, einiges zu Ihrem Beitrag vom 24.03.2007 anzumerken. Mir geht es ausschließlich um Inhalte. Weder eifere ich, noch agitiere ich und betreibe auch kein sonstiges Rollenspiel. Wenn Sie online-Recherche betreiben, können Sie sich wirklich ausführlicher informieren und sind nicht auf meine kurze Zusammenfassung angewiesen. Ich möchte allerdings erwähnen, daß es auch noch Ergänzungen z.B. mit dem Bildteil und einen Beitrag in einem Dresdner Forum gibt.
Da Sie nichts zum Gegenstand sagen möchten, sondern sich als jemand begreifen, der allgemein analysiert, muß ich Ihnen zumindest mitteilen, daß Sie sich in Ihrem Beitrag selbst widerspiegeln. Es freut mich, daß Sie „etwas Positives wollen“. Das unterscheidet Sie von vielen und trifft auch einen der Unterschiede zwischen Dresden und Leipzig.
Hätte Herr Bartl im Sächsischen Landtag im Jahre 1993 seine Liste offengelegt und vielleicht noch etwas mehr, was seine eigene Fraktion betrifft, wären längst überfällige, wenn auch schwerliche Ablösungsprozesse in Richtung einer Demokratisierung im Freistaat Sachsen ins Laufen gekommen. So aber sind maßgebliche Strukturen, die u.a. auch Abläufe in den Sächsischen Staatsministerien betreffen, weiterhin intransparent. Die Situation zur Dresdner Betonschneisenbrücke ist eine der vielen Folgen, die da mit hineinspielen.
Um dennoch auf zwei Aspekte inhaltlich zurückzukommen:
An der großen Universität Leipzig gibt es bislang offiziell nur einen einzigen (1!) Mitarbeiter, mit der HV A zu tun gehabt haben soll: Prof. Peter Porsch als IM „Christoph“, der gerade in einem Rechtsstreit hierzu verlor:
http://www.karl-heinz-gerstenberg.de/meldung+M56cd1a788f7.html
Ein weiterer der inoffiziellen Kategorie ist Herr Dr. Volker Külow alias „Ostap“ alias „Bernau“:
http://de.wikipedia.org/wiki/Volker_K%C3%BClow
Es ist ein beschämendes Armutszeugnis für diese, die sich selbst einmal als „Eliten“ ansahen, immer nur so viel aus ihrer Spitzeltätigkeit zuzugeben, wie man ihnen aktenkundig nachweisen kann. So lange „die großen Helden von der unsichtbaren Front“ in diesem anhaltenden Kadavergehorsam verharren und ihre nachrichtendienstlichen Spielchen weitertreiben, hat das mit dem Selbstverständnis von Demokratie nichts zu tun. Ihre Formulierung „für immer schweigen sollen“ kennzeichnet eben jene Unfähigkeit, Fehler zuzugeben und daraus zu lernen, um so bewußt als Bürger eines demokratischen Rechtsstaates zu leben.
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Einen zweiten Aspekt möchte ich deshalb inhaltlich anschneiden, weil es tatsächlich auch in Dresden um höhere Beträge geht, die verschleudert werden.
Als Mitglied des Web3D-Consortiums konnte ich diejenigen Programmierer kennenlernen, die die Standards dafür entwickeln, daß weltweit „virtuelle Welten“ für einen neuen Wissensschub sorgen werden. Nicht so ist es bei „Dresden 3D“ und ähnlichen Auftragserheischungen. Hier werden diese Technologien pervertiert, indem nur Versatzstücke wie Flashfilme offeriert werden und Datenbestände, die eigentlich parallel weiterentwickelt werden können und sollen, den Bürgern vorenthalten werden. Schaden ist allein schon darin entstanden, daß mit einer plumpen gehübschten Animation den Dresdner Bürgern die „Waldschlößchenbrücke“ schmackhaft gemacht werden sollte. Anstatt einem seriösen Einsatz der Technologien wurde hier Geld tatsächlich zur Beschönigung eines fragwürdigen Vorhabens und zur Verdummung der Dresdner Bürger verschleudert.
Im Forum wurde ein Argument zitiert, wonach, wenn die Brücke bereits von August dem Starken gebaut worden wäre, sie dann heute mit zum Weltkulturerbe gehören würde. Tatsache ist aber eben, daß es gute Gründe dafür gab und gibt, dies nicht zu tun. Ebenso wie die Paulinerkirche keine Fiktion war bzw. ist, sondern eine herausragende Bedeutung besitzt für die Leipziger Universität in mehr als fünf Jahrhunderten und als unvergleichliche Wirkungsstätte für Wissenschaften und Künste – von Luther über Bach bis Flechsig und Wundt u.v.a.
Es ist also ratsam, sich mehr mit August dem Starken, Pöppelmann, Semper, Luther und anderen Geistesgrößen bzw. Persönlichkeiten zu befassen und sich anhand derer der eingehenden Analyse zuzuwenden.