Vorsätzlich unterschlagene Baukultur, Sachgrundlagen und wissenschaftliche Bezüge
Universität Leipzig - An der Stelle von Paulinerhof, Johanneum und Paulinum wurde nach den Sprengungen 1968 ein raumforderndes, überdimensioniertes und für die Leipziger Innenstadt ungeeignetes Seminargebäude errichtet.
Blick auf das Albertinum und das Johanneum rechts um 1905
Gleiche Ansicht in den 1960er Jahren vor der Sprengung
Grundsanierung ??
Seminargebäude Fotos alle 1. Mai 2007
Zur Erinnerung 1968:
Prof. Dr. habil. Günter Fabiunke, Amtierender Direktor des Instituts Politische Ökonomie der KMU
Der zentrale Universitätskomplex, dessen himmelsstürmende Kühnheit uns genauso begeistert wie seine funktionsgerechte Zweckmäßigkeit, ist sichere materielle Basis und zugleich glänzender künstlerischer Ausdruck unseres Ringens um die Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution in Lehre und Forschung, Bildung und Erziehung.
Zur Erinnerung 1968:
Prof. em. Hugo Müller
Hier hat der sozialistische Mensch die Umwelt geschaffen, in der er zu leben gedenkt. Hier wird ein Teil der Riesenschuld des Kapitalismus gestrichen und den Leipziger Bürgern das Bewußtsein von dem sozialistischen Wohlbefinden wiedergegeben, das der Kapitalismus ihm geraubt und vorenthalten hat.
Zur Erinnerung 1968:
Professor Dr. Hans Beyer, Direktor des Franz-Mehring-lnstituts
Während in kapitalistischen Ländern Wissenschaftler und Studenten einen erbitterten Kampf um bessere Arbeits- und Studienbedingungen gegen die bildungsfeindliche Politik ihrer Regierungen führen müssen, gewährt die Regierung der DDR der Karl-Marx-Universität eine Hilfe, wie sie der Leipziger Universität noch nie zuteil wurde. Mit diesem großzügigen Vorhaben werden günstigste Bedingungen für Ausbildung und Forschung geschaffen, die der sozialistischen Gesellschaftsordnung entsprechen.
Zur Erinnerung 1968:
Magnifizenz Prof. Dr. Ernst Werner, Rektor der Karl-Marx-Universität Leipzig
In unseren kühnsten Träumen hätten wir nie geglaubt, daß diese neue Universität so gigantisch, so zukunftsträchtig aussehen wird.
Weiteres zur Erinnerung 1968 u.a. aus der LVZ vom 24. und 25. Mai 1968.
Obiges Foto zeigt die klobige Struktur des bereits im vorderen Teil abgerissenen Seminargebäudes sowie die vergrößerte, unattraktive Straßenflucht.
Hier ist gut erkennbar, welche Nutzungsfläche als toter Straßenraum vergeudet wird, die dafür im Hofbereich fehlt.
Bereits Wilhelm Wundt blickte aus seinen Arbeitsräumen des Johanneums auf die Statue Kaiser Maximilians in der Universitätsstraße.
Während an der Stelle des 1. Gewandhauses und Städtischen Kaufhauses vorbildlich saniert wurde, zeigt die direkt (!) gegenüberliegende Seite das Festhalten an den kulturverbrecherischen SED-Plänen.
Einige weitere Fotos dokumentieren, wofür Bundesmittel als "Grundsanierung" ausgegeben werden sollen.
Detailfoto 26. Mai 2007
Gehübschte Fassade, das Hörsaalgebäude ist weg, Studenten grinsen und schlendern nur noch mit Einkaufsbeuteln ohne Bücher oder Notebook durchs Gelände, aalen sich auf Beton, nur drei Studenten mit Fahrrädern, die Sonne scheint aus mehreren Richtungen, ein Baum wächst plötzlich auf der Straße...
Die Realität:
Foto 19. April 2007, noch bevor in großer Eile das obige Schild aufgestellt wurde
Blick vom Hörsaalgebäude (Fertigstellung Februar 2007 (!)) auf den Restteil des Seminargebäudes
Blick von der Grimmaischen Straße auf das Restseminargebäude
Detail Seminargebäude (Fotos alle 1. Mai 2007)
Foto 9. Mai 2007
Foto 12. Mai 2007
Foto 25. Mai 2007
Auch alle weiteren Teile, die jetzt "zum Andocken grundsaniert" werden sollen, haben diese Qualität.
Foto 26. Mai 2007
Foto 26. Mai 2007
LVZ 24. Mai 2007: "...die Sanierung der Seminargebäude auf Hochtouren..."
Sogar am Pfingstsonnabend wird rechts in den Seminargebäuden emsig gewerkelt. Sicherlich wurde auch dieses bestens mit den Aufträgen des SIB abgestimmt.
Foto 26. Mai 2007
Foto 3. Juni 2007
Foto 7. Juni 2007
Stand:08.06.2007
Copyright © Wieland Zumpe 2007