SED-Verbrechen: Zwei Beiträge zum Augusteum der Universität Leipzig für Stadtbild Deutschland

28. September 2017 (+10)

	Im Zusammenhang mit dem qualitativ minderwertigen Neubau sind mehrere Themen anzusprechen. Denn es muß verständlich werden, 
	warum man in Sachsen vorsätzlich schlecht plante, um dann im "Schnell-Schnell-Verfahren den Deckel draufzusetzen".
Hintergrund sind auch beim Augusteum, Albertinum und Johanneum die Kulturverbrechen der Universitätsleitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig samt SED-Kreisleitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig und weiteren SED-Vasallen, die auch nach der "Wende" und teils bis heute als Perspektivkader oder sonstig legendiert aktiv sind. Denn wie wir schon sahen, hat die Universität eine Geschichte, die zugedeckelt werden sollte. Damit nicht nochmals zurückgeblättert werden muß, hier also der Ausgangspunkt:


In der Wandelhalle des Augusteums standen die Plastiken ihrer bedeutendsten Wegbereiter.


Friedrich der Streitbare als Markgraf von Meißen gilt als Gründer der Universität Leipzig 1409 und



Kurfürst Moritz von Sachsen verdankt die Universität Leipzig, daß sie überhaupt erst das Gelände bekam.

Und wie die revolutionäre Partei zum Sieg des Sozialismus-Kommunismus damit umging, kann man andeutend an einigen Fotos ersehen: Denn nicht alles ist im II. Weltkrieg zerstört worden.

Die SED ließ nach der Paulinerkirche am 20. Juni 1968 all dies sprengen, einschließlich der Großplastiken von Friedrich dem Streitbaren und Kurfürst Moritz!

All dies liegt nun in der Etzoldschen Sandgrube über der Paulinerkirche. Auch das Gemälde von Friedrich Preller d.J. mit der "Burg der Wettiner" fiel dem Erneuerungswahn der Genossen zum Opfer, wo die menschliche Entwicklung mit dem Jahre Null erst im Jahre 1945 beginnen sollte ...

Statt Aufarbeitung der Verbrechen wollte die Leipziger Universitätsleitung mit dem Planungen nach dem Jahre 2000 nur "schnell schnell" Neues und möglichst viele staatliche Fördergelder.

Bis heute steht die Aufklärung von Verbrechen aus.

Zur Erinnerung auch diese Seite der Wandelhalle in einer dezenten Farbversion von Louis Pernitzsch:


(Ansichtskarte gelaufen nach Charlottenburg am 27.1.1906)

2. Oktober 2017 (+13)

Zum Augusteum - wenn man den Neubau "Neues Augusteum" nennen will - gehört weiteres Kulturgut,
was der Erwähnung bedarf wie das Standbild des Königs von Sachsen Friedrich August III.


Die Arbeit des Bildhauers Carl Seffner wurde aus Laaser Marmor gefertigt und der Universität Leipzig zu ihrem 500-jährigen Universitätsjubiläum übereignet.


Die Festrede in der Wandelhalle am Morgen des 30. Juli 1909.

In der Kustodie befindet sich davon im wahrsten Sinne des Wortes ein Bruchstück ...

Die Frage ist nun: Wer hat an der "Karl-Marx-Universität" Leipzig den Auftrag erteilt, Seffners Arbeit "zu köpfen"? Und was ist mit dem großen Marmorteil geschehen?

Wie gesagt, sind das alles keine Kriegszerstörungen.
Wie wir bei der Paulinerkirche gesehen haben, haben die ausgelagerten Epitaphien in den Kellern des Augusteums den Krieg mit den Bombenangriffen gut überstanden. 
Und so war es auch u.a. mit vielen Gemälden, von denen hier nun einiges aufgelistet wird, wo zumindest auch drei Objekte in der Paulinerkirche zu verorten sind (Fotos Hermann Walter):
	
	
Bildnis Albert, König von Sachsen (1828-1902) von Leon Pohle 1897 Öl auf Leinwand 237 x 166 cm Inv. Nr.: 1951:075
Bildnis des König Johann von Sachsen, gen. Philaletes (1801-1873) Philipp Albert Gliemann 1862 Öl auf Leinwand Bildträger: 237 x 166 cm Inv. Nr.: 1951:154
Bildnis des Polycarp Gottlieb Schacher (1674-1737) von Elias Gottlob Haussmann, um 1720 Öl auf Leinwand 79,5 x 64 cm Inv. Nr.: 1951:215
Bildnis des Karl Bücher, Nationalökonom (1847-1930) von Freidank Schulz 1932 Bildträger: 81 x 66 cm Inv. Nr.: 1951:284
Bildnis Prof. Dr. sc. pol. Hermann Großmanns (1878-1960) von Ernst. R. Zimmermann 1932 Öl auf Leinwand Bildträger: 85 x 75 cm Inv. Nr.: 1951:285
Bildnis des Sigismund Finckelthaus (1579-1644) von einem unbekannten Künstler 1642 Öl auf Holz Bildträger: 92,5 x 77 cm lt. Inventar von 1951 Inv. Nr.: 1951:324
Friedrich August III., Kurfürst von Sachsen (1750 - 1827) von Johann Heinrich Schmid 1787 Öl auf Leinwand Inv. Nr.: 1951:325
Bildnis Lüder Mencke (1658-1726) als Ordinarius der Juristenfakultät von David Hoyer , Art des um 1710 Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:331
Bildnis Franciscus Romanus (1641-1675) von unbekanntem Künstler um 1640 Bildträger: ca. 92,5 x 78 cm Inv. Nr.: 1951:335
Bildnis des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560) Lucas Cranach d. Ä., Werkstatt 1537 Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:420
Bildnis Johann Georg Abicht (1672-1740) von David Hoyer 1717 Öl auf Kupfer 62 x 50 cm signiert, Inv. Nr.: 951:564
Bildnis des Johann Friedrich Bahrdt (1713-1775) von Elias Gottlob Haussmann 1756 Öl auf Kupfer 61 x 50,5 cm Inv. Nr.: 1951:572
Bildnis Johannes Bohn (1640-1718) Unbekannter Künstler um 1680 Öl auf Leinwand Bildträger: ca. 60 x 53 cm unsigniert, durch Inschrift Inv. Nr.: 1951:579
Bildnis des Philologen und Archäologen Johann Friedrich Christ (1701-1756) von Elias Gottlob Haussmann 1740 - 1760 Öl auf Kupfer 62,5 x 50,5 cm Inv. Nr.: 1951:583
Bildnis des Christian August Crusius (1715-1775) von Elias Gottlob Haussmann 1755 Öl auf Kupfer Bildträger: 62,5 x 50,5 cm signiert, Inv. Nr.: 1951:588
Friedrich der Streitbare, Markgraf von Meißen (1370-1428) von Jan de de Perre / 1605 gestiftet Öl auf Leinwand Inv. Nr.: 1951:601
Martin Geier (1614 - 1680), Professor ordinarius der Theologie von einem unbekannten Künstler undatiert Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:611
Johann Wolfgang Goethe als Student (1749-1832) von Johann Adam Kern um 1768 Öl auf Leinwand 40 x 34 cm Inv. Nr.: 1951:620
Johann Christoph Gottsched (1700 - 1766) Eugen Urban, Kopie / Leonhard Schorer, nach Gemälde von 1744 Öl auf Leinwand 89 x 82 cm Inv. Nr.: 1951:623
Bildnis des Michael Heinrich Gribner (1682-1734) von Elias Gottlob Haussmann , Art des Öl auf Kupfer 83 x 68 cm Inv. Nr.: 1951:625
Bildnis des Mediziners Justus Gottfried Guenz (1714-1754) von Elias Gottlob Haussmann um 1750 Öl auf Kupfer 62,5 x 50,5 cm Inv. Nr.: 1951:627
Bildnis Gottfried Heinsius (1709-1769), von Elias Gottlob Haussmann 1751 Öl auf Kupfer Bildträger: 62 x 50 cm signiert, Inv. Nr.: 1951:630
Bildnis des Juristen Ferdinand August Hommel (1697-1765) von Elias Gottlob Haussmann 1747 Öl auf Kupfer 61 x 49,5 cm Inv. Nr.: 1951:638
Bildnis des Theologen Johannes Hülsemann (1602-1661) von ubekanntem Maler um 1655 Öl auf Holz Bildträger: 58 x 49 cm Inv. Nr.: 1951:640
Bildnis Johann Georgs III (1647-1691), Kurfürst von Sachsen von Samuel Bottschild , 1681 Öl auf Leinwand Inv. Nr.: 1951:649
Porträt des Friedrich Menz (1673 - 1749) von Elias Gottlob Haussmann 1747 Öl auf Kupfer 61 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:677
Bildnis des Mediziners und Chemikers Johannes Michaelis (1606-1667) von unbekanntem Künstler um 1660 Öl auf Holz Bildträger: 60 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:678
Bildnis des August Friedrich Müller (1684-1761) von Elias Gottlob Haussmann um 1740 Öl auf Kupfer 62 x 59 cm Inv. Nr.: 1951:684
Bildnis des Professors der Mathematik und der Physik Philipp Müller (1585-1659) von Margarete Rastrum um 1650 Öl auf Holz vermutlich 59 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:685
Bildnis des Theologen Gottfried Olearius (1672 - 1715) von David Hoyer 1711 Öl auf Kupfer 60 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:692
Bildnis des Johann Zacharias Platner (1694.1747) von Elias Gottlob Haussmann , Art des Öl auf Kupfer 62 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:697
Bildnis des Botanikers Anton Wilhelm Plaz (1708-1784) von Elias Gottlob Haussmann, Öl auf Kupfer 61 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:698
Epitaph-Bildnis des Christoph Preibis(ius) (1580-1651) unbekannter Porträtist des 17. Jahrhunderts um 1650 Öl auf Holz Inv. Nr.: 1951:702
Bildnis des Pathologen Samuel Theodor Quellmalz (1696-1758) von Elias Gottlob Haussmann, Öl auf Kupfer 63 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:704
Totenbild des Humanisten Peter Schade, gen. Mosellanus (1493-1524) von Lucas Cranach d. Ä., Schule 1554 (?) Leimfarbe auf Leinwand 59 x 115 cm signiert, Inv. Nr.: 1951:721
Bildnis Johann Christian Schamberg (1667- 1706) als Rektor, aus seinem Epitaph von David Hoyer , Vermutet wohl 1706 Öl auf Leinwand wohl 99,5 x 78,5 cm Inv. Nr.: 1951:722
Bildnis des Theologen Romanus Teller (1703-1750) von Elias Gottlob Haussmann 1746 Öl auf Kupfer 62 x 50 cm Inv. Nr.: 1951:733

Wo sind diese Gemälde heute?

Haben sich die Leitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig oder deren Nachfolger intensiv und öffentlich darum bemüht, diese wieder ausfindig zu machen? Oder hörte die Freundschaft
bei den "Freunden" auf, wenn es um Kulturgeschichte und Wissenschaftsleistungen ging und nicht mehr um sowjetischen Spitzelgehorsam zum weltweiten Sieg des Sozialismus-Kommunismus?
Das muß deshalb so zugespitzt formuliert werden, weil noch zum 500-jährigen Universitätsjubiläum 1909 gerade auch die russischen Universitäten von Charkow, Kasan, Kiew, Moskau,
Petersburg und Tomsk ihre Grußadressen nach Leipzig sandten, die auch nachzulesen sind ...

Und zu den Gegenständen, die man nach 1945 auch "mitgehen" ließ, gehören nicht nur Gemälde. So fehlt z.B. von Max Klinger die teilvergoldete Bronze


Tabula gratulatoria

oder das Geschenk der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden von Robert Diez


oder das Geschenk der Technischen Hochschule Dresden von Karl-Friedrich Gross


Und weil wir schon Friedrich den Streitbaren im Bild hatten und die RektorInnen sich immer glücklich schätzend das Duplikat der Goldenen Amtskette stolz und lächelnd überstreifen,
wo das Bildnis Friedrich des Streitbaren mit enthalten ist, hier etwas zum Tafelsilber der Universität Leipzig:


von Moritz Elimeyer sen., Objektmaß 64 cm

Und dies ist nicht alles zum Augusteum ...

Stand 29. Oktober 2017. Copyright © Wieland Zumpe 2002-2017