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In der Annahme, daß die Hochschulrektorenkonferenz nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne von Forschung und Bildung handelt, sandte ich deren Leitung aufgrund meiner Kenntnisse einen Link in Sachen Leipziger Universitätskirche St. Pauli und anschließend eine kurze Erläuterung zur Situation an der Universität Leipzig. Dies vollzog sich kurzfristig, ebenso wie das Schreiben, daß Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel unabhängig von mir an diese sandte, nachdem ich ihm die Mailadressen weitergereicht hatte. Er schrieb:


(Date: Fri, 7 Mar 2003 20:25:57 -0500, Subject: HRK Plenum 18. Februar 2003)

"Sehr geehrte Herren,

mit Entsetzen habe ich Ihre Plenumserklärung vom 18. Februar 2003 gelesen. Es ist ein unvorstellbares Armutszeugnis für die Deutsche Rektorenkonferenz, daß sie im Entenmarsch den Ideen der inkompetenten Leipziger Universitätsführung des nun zurückgetretenen Leipziger Rektors Bigl und seines unglaublich fanatischen Kanzlers Gutjahr-Loeser folgt. Ist dieser Entenmarsch nichts anderes als eine Loyalitätserklärung zu Ihrem Rektorkollegen Bigl? Ich hätte eine wesentlich differenziertere Meinung von Ihnen erwartet.
Bitte informieren Sie sich doch erst einmal über die Tatsachen, bevor Sie mit der abgetretenen Leipziger Universitätsführung im Gleichschritt marschieren! Wissen Sie z.B., dass die Paulinerkirche nur 2000 qm einnimmt und dass Rektor Bigl 4000 qm des Campus an Investoren zu äußerst ungünstigen Bedingungen praktisch verschenkt hat? Diese 4000 qm gehen dem Unicampus für immer verloren! Darüber sollten Sie sich aufregen!
Ist das Beispiel Leipzig nicht eine Blamage für die deutschen Hochschulführungen: die Leipziger Universitätsführung von 1968 war ganz entscheidend mitverantwortlich für die Sprengung der Paulinerkirche und die von 2003 trat zurück, weil diese Kirche nun wiederaufgebaut werden soll?

Meine Herren, der Wiederaufbau der Leipziger Paulinerkirche ist eine nationale Pflicht! Sie ist der wichtigste Schnittpunkt der geistlichen, geistigen und kulturellen Geschichte Deutschlands. Sie werden sich für immer schuldig machen, wenn Sie sich nicht dafür aussprechen.

Ich schließe mit einem Zitat von Hermann Hesse zum Wiederaufbaus des Goethehauses in Frankfurt im Jahre 1949:

"Vielleicht ist die Zahl der Menschen in Deutschland wie außerhalb heute noch nicht so sehr groß, welche vorauszusehen vermögen, als welch vitaler Verlust, als welch trauriger Krankheitsherd sich die Zerstörung der historischen Stätten erweisen wird. Es ist damit nicht nicht nur ein großes, edles Gut vernichtet, eine Menge hoher Werte an Tradition, an Schönheit, an Objekten der Liebe und Pietät zerstört: es ist auch die bildende und durch Bilder erziehende Umwelt der künftigen Geschlechter und damit die Seelenwelt dieser Nachkommen eines unersetzlichen Erziehungs- und Stärkungsmittels, einer Substanz beraubt, ohne welche der Mensch zwar zur Not leben, aber nur ein hundertfach beschnittenes, verkümmertes Leben führen kann"

Als Rektoren unserer Universitäten haben Sie die Pflicht, sich diesem vitalen Verlust zu widersetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Günter Blobel"


Während zu diesem Schreiben keine Reaktion bekannt wurde, agierte plötzlich die Leipziger Universitätsleitung, an die ich gar nicht geschrieben hatte, überaus hektisch, indem sie z.B. meine Emailadressen kappte, meine Internetseiten an der Universität Leipzig sperrte und mir schriftlich Hausverbot für die Universität Leipzig aussprach.

Da sich dieses Hausverbot am 6. März 2011 zum achten Male jährte und ich durch die anhaltende Ausgrenzung gemäß SGB II zu Eigenbemühungen verpflichtet bin, erfolgt nun gesetzesgemäß an dieser Stelle die Dokumentation einer ersten Auswahl meiner Tätigkeiten und Bemühungen.

Vorab anzumerken ist, daß es bei der Selbstdarstellung der Hochschulrektorenkonferenz "Webfehler" gibt. Ein grundlegender ist z.B., daß die "Karl-Marx-Universität" Leipzig bei ihrem Beitritt am 4. November 1990 keine nach demokratischen Prinzipien legitimierte Leitung besaß. Zudem fehlen bis heute notwendige rechtsstaatliche Prüfungen. Wenn eine Hochschule wie die Universität Leipzig als "Startrampe für Spione" bezeichnet wird und z.B. bisher – nach den spärlichen Informationen, die an die Öffentlichkeit gelangten – nur drei Mitarbeiter für die Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (HV A) gearbeitet haben sollen, rührt dies an den Grundlagen des Rechtsstaates. Das bedeutet nichts anderes, als daß der Großteil der Spitzel (mit denen "befreundeter Geheimdienste" und weiterer nicht enttarnter Kaderchargen – so diese nicht in Rente sind oder an andere Einrichtungen gingen –) jederzeit erpreßbar weiter agiert. Denn statt der Entpflichtung, Offenlegung und letztendlich unumgänglichen Versöhnung, die nur durch Aufarbeitung erreicht werden kann, zeitigen Intransparenz, Steuergeldverschwendung und Wissenschaftsunterdrückung wie im Falle der gesteuerten wie organisierten Verhinderung des Wiederaufbaus der Leipziger Paulinerkirche bereits gravierende staatsschädigende Folgen.

Richard von Weizsäcker formulierte ist seiner Rede am 8. Mai 1985: "Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen. Jüngere und Ältere müssen und können sich gegenseitig helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie läßt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren."

Meine Arbeit bestand im wissenschaftlichen Selbstverständnis folglich u.a. darin, die Ursachen für Geschichtsklitterung und Wissenschaftsunterdrückung an der Universität Leipzig herauszufinden. So konnte ich im Dezember 2006 die erste Liste zu Persönlichkeiten der sächsischen Wissenschafts- und Geistesgeschichte veröffentlichen, die dokumentiert, daß SED- bzw. DDR-Staatsverbrechen vor ethischen Grenzen nicht Halt machten.

Weitere Recherchen folgten, - insbesondere zu jenen Meinungsführern und Verantwortungsträgern, die in Bezug auf die Thematik der Leipziger Universitätskirche St. Pauli wider besseres Wissen agierten. Dies betrifft auch die Sichtung einer Reihe von Dissertationen und sonstigen Beiträgen. Hierzu ist festzustellen, daß eine auf nationaler Ebene unabhängige Aufarbeitung u.a. der 270.000 Seiten in der BStU, der Rosenholzdateien und weiterer zwischenzeitlich erschlossener Dokumente der BStU unerläßlich ist, um weiteren Schaden für den Hochschul- und Wissenschaftsstandort Deutschland einzugrenzen. Denn hier geht es nicht nur um das Thema der Leipziger Universitätskirche St. Pauli, sondern um Aufklärung zum Teil schon in der Presse angeschnittener schwerwiegender menschenverachtender Themenkomplexe wie Doping, "Menschen als Versuchskaninchen" und militärische Forschungen in den Bereichen Biologie, Physik, Medizin...

Es ist unabdingbar, aufzuklären, wie die Universität Leipzig für das MfS ausgebildet hat bzw. tätig war, wo die Archivbestände der SED-Kreisleitung der "Karl-Marx-Universität" abgeblieben sind, wo ethische Grenzen überschritten wurden und Fehlverhalten auch weiterhin eine Gefahr für Lehre und Forschung darstellen u.v.a.

Von der Verschwendung öffentlicher Gelder in dreistelliger Millionenhöhe am Leipziger Augustusplatz konnten sich die Hochschulrektoren und -präsidenten zu ihrem Treffen 2009 aus Anlaß des 600. Gründungsjubiläums der Universität Leipzig 2009 überzeugen, als sie nicht nur vor demonstrierenden Studierenden fliehen mußten, sondern statt des von Prof. Blobel geforderten identifikationsstiftendem Wiederaufbaues ein häßliches, unfertiges Betonkonglomerat vorfanden, das von den Bauherren selbst im Jahre 2011 als "vermintes Gelände" bezeichnet wird.

Zu all diesem schweigt die Hochschulrektorenkonferenz unter Leitung von Frau Prof. Margret Wintermantel nicht nur, sie versucht nicht, eigenes Fehlverhalten aufzuarbeiten, sondern sie übt sich darin Kritik mundtot zu machen.

Verschaffen Sie sich daher anhand der Dokumente selbst ein Bild, in welcher Weise sich Funktionsträger der Geschichte der wissenschaftlichen Aufarbeitung und den neuen Wissenschaftsentwicklungen stellen bzw. verweigern. Keine bzw. keiner soll sagen können, sie oder er habe es nicht gewußt. Mit diesem Falle wird gleichzeitig öffentlich, wie mit den Grundrechten der EU-Charta betreffs des geistig-religiösen und sittlichen Erbes sowie Werten unter Achtung der Vielfalt der Kulturen und Traditionen umgegangen wird.

Wieland Zumpe Stand 24. Juni 2011


Zu den Dokumenten:

Stimmen von Verantwortungsträgern der Hochschulrektorenkonferenz (2003)
Link: www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/hrk2003.html

Prof. Dr. Klaus Landfried (2003)
Link: www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/landfried.html

Prof. Dr. Peter Gaehtgens (2005)
Link: www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/gaehtgens.html

Satzungsverstoß der Leipziger Universitätsleitung (16.10.2006)
Link: www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/hrk20061016.html

Leipziger Universitätsleitung mißbraucht Hochschulrektorenkonferenz (26.01.2007)
Link: www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/hrk20070126.html

HRK-Leitung klittert Geschichte und billigt Kultur- und Wissenschaftsverbrechen (20.12.2007)
Link: www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/hrk20071220.html

Hochschulrektorenkonferenz - Die Stimme der Hochschulen (28.10.2010)
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/stimme10.html

Prof. Dr. Margret Wintermantel (2011)
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k4/wintermantel20111121.html

Ethik: Stand 06.11.2012 – Prof. Dr. Horst Hippler
Untätigkeit, Nichteinhaltung anerkannter gemeinnütziger Tätigkeit der HRK
Link: Schreiben vom 23.06.2011 Link: Schreiben vom 15.05.2012


Links:

DER SPIEGEL 5/1991: "Startrampe für Spione"
An den ostdeutschen Universitäten halten altgediente SED- und Stasi-Kader die Stellung.
Link: www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489621.html

Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985
Link: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,354568,00.html