Projektbereich - Nationales Kulturgut
Stand 15.05.2017
Zeitgeschichtliche Vorzeichen
Die beginnenden 1960-er Jahre leiteten mit dem Bau der Berliner Mauer und der Westgrenzen eine neue
Nachkriegsphase ein. Ziel in der DDR waren Aufbau und Vollendung des Sozialismus sowie die Schaffung
der Grundlagen des Kommunismus, die in der Sowjetunion bereits begonnen worden seien.
Dazu sollte eine "sozialistische Menschengemeinschaft" mit "sozialistischen Persönlichkeiten" entstehen.
Der Sozialismus sollte durch Revolutionen in allen Ländern der Welt durchsetzt werden. Allerdings
wurde der "Nullpunkt" dieser Entwicklung auf das Jahr 1945 gesetzt. Das bedeutete, daß fast alle
Entwicklungen vor 1945 als "bürgerlicher Müll" abgetan wurden.
Diese ahistorische Sichtweise mit der Reduktion auf "Klassenkampf" und der Verachtung für bürgerliche
Werte führte zur Vernichtung zahlreicher bedeutender Bauwerke in Leipzig, wofür die Leipziger
Paulinerkirche das bedeutendste Wahrzeichen ist. D.h. die kurzsichtigen pauschalen Schuldzuweisungen auf alle bürgerlichen Werte
von Jahrhunderten, die allein für den II. Weltkrieg verantwortlich gewesen sein sollten, hatte die Ausschlachtung von allem,
was der herrschenden SED nebst der im Hintergrund steuernden KPdSU nicht in den Kram paßte, zur Folge.
Mit der zunehmenden Knappheit an Devisen verschacherte die SED zunehmend
immer mehr in die "nichtsozialistische Welt". Die Beraubung der Leipziger Paulinerkirche fällt in die
Anfangszeit des Aufbaus der "Kommerziellen Koordinierung",
d.h. der Devisenbeschaffung durch Spezialeinheiten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.
Eine ausführlichere Beschreibung dieser gezielten Vernichtung bürgerlicher Kultur durch die SED, ihrer Vasallen und
Nachfolger kann dem unbeantworteten Schreiben an Herrn Burkhard Jung
vom 7. Mai 2010 entnommen werden.
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