Projektbereich - Nationales Kulturgut

Zeugenaufruf: Kulturgut

Bei der Raubgrabung in der Leipziger Paulinerkirche handelt es sich um nationales Kulturverbrechen.

Das bedeutet, daß das gesamte Vorgehen auch nach DDR-Gesetzen illegal war. Gemäß vorliegender Dokumente des Landesamtes für Denkmalschutz bezüglich archäologischer Bergung und notwendiger Exhumierungen waren allein für diese Arbeiten mehrere Monate vorgesehen. Wir haben es somit um vorsätzliche SED- bzw. DDR-Staatsverbrechen zu tun. Den vergatterten Beräumern vor Ort wurde nur erzählt, daß das alles nichts mit der Universität Leipzig zu tun habe, sondern "hier stand mal ein Kloster".

Im Gegensatz zu weiteren schwerwiegenden, bisher totgeschwiegenen SED-Verbrechen sind diese nun, da es sich um nationales Kulturgut handelt nicht verjährt. Gemäß Genfer Konvention ist ein Rückgabeanspruch von 75 Jahren anzusetzen.

Folglich greift hier die Zusatzvereinbarung zum Einigungsvertrag vom 18.9.1990 nicht. Es geht auch nicht um eine strafrechtliche Relevanz oder um ein Vorgehen gegen jene, die nun in der größeren Zahl unglücklicherweise dabei eingesetzt bzw. später eingebunden wurden, sondern einzig um den Verbleib der Kulturgüter und um ihre perspektivische Rückführung.

Bei der autarken Raubgrabung wurde nicht nur jeglicher Schmuck eingesammelt. Die bunt ausgemalten Grüfte wurden fotografiert. Bis auf einen Begrabenen waren alle mit einem Namensschild versehen.

Gesucht werden daher nicht nur Schmuck, Grabbeigaben sowie weiteres, nicht öffentlich bekanntes Inventar aus der Paulinerkirche, sondern

- Darstellungen zum Ablauf der Operation aus den unterschiedlich erlebten Blickwinkeln
- die Auflistungen zur Raubgrabung
- Hinweise bezüglich derer, die z.B. als Juwelier, Kunsthistoriker oder anderweitig konsultierte Sachverständige in die Aufbereitung und Taxierung des Schmuckes einbezogen wurden
- Hinweise zu ausländischen Gästen, die am betreffenden Wochenende z.B. im Hotel "Deutschland" übernachteten

Herr Dr. Alexander Schalck sagte aus, daß er seine Unterlagen nicht vernichtete und Herrn Dr. Hans Modrow fünf Koffer mit wichtigen Unterlagen übergab. Weiteres dazu ist bisher nicht bekannt, so daß auch diesbezüglich gern Hinweise entgegengenommen werden.

Kontakte: (auch im Namen von Zeitzeugen, die im betreffenden Zeitraum in der Paulinerkirche waren und Aufklärung fordern)
Wieland Zumpe, Lärchenweg 9a 04288 Leipzig Email: bach(at)paulinerkirche.org
Dr. Manfred Wurlitzer , Dornröschenweg 11 , 04277 Leipzig

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